| # taz.de -- Sanktionsdrohungen gegen Russland: Die Verbindung wird gekappt | |
| > Europa will mit Reisebeschränkungen und Kontensperrungen auf Russlands | |
| > Politik reagieren. Der Ukraine soll dagegen schnell geholfen werden. | |
| Bild: Auch die Planung der Gaspipeline „South Stream“ steht infrage. | |
| BRÜSSEL/BERLIN/CHARKOW afp/dpa | Im Konflikt mit Russland um die Krim wird | |
| die EU voraussichtlich am kommenden Montag (17.3.) zusätzliche Sanktionen | |
| gegen Moskau beschließen. Einen Tag nach dem von der EU nicht anerkannten | |
| Referendum über den Beitritt der ukrainischen Halbinsel zu Russland am | |
| kommenden Sonntag könnten die EU-Außenminister bei einem seit langem | |
| geplanten Treffen in Brüssel Einreiseverbote und Kontensperrungen | |
| verhängen, wie Diplomaten am Montag sagten. | |
| „Wir sind beunruhigt über das Ausbleiben von Zeichen der Deeskalation“, | |
| erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission. Die EU arbeite „sehr intensiv“ | |
| an dem Verzicht auf Einfuhrzölle für Importe aus der Ukraine. Diese würden | |
| „sehr schnell“ wegfallen, um dem Land wirtschaftlich zu helfen. Die | |
| angebotenen 1,6 Milliarden Euro Zahlungsbilanzhilfe sollten „in den | |
| nächsten Wochen“ zur Auszahlung bereit sein, „sofern die Voraussetzungen | |
| dafür erfüllt sind“. | |
| Noch kein Datum gibt es für die von der EU angebotene Unterzeichnung des | |
| politischen Teils eines Assoziierungsabkommens zwischen der Ukraine und der | |
| EU. Die Ablehnung dieses Abkommens durch den damaligen Präsidenten Viktor | |
| Janukowitsch im November 2013 hatte die Demonstrationen der ukrainischen | |
| Opposition ausgelöst. Die Unterzeichnung eines Teils dieses Abkommens sei | |
| „eine besondere Geste unserer Unterstützung“, sagte die Sprecherin. Auf | |
| jeden Fall werde die Unterzeichnung vor den vorgezogenen Wahlen in der | |
| Ukraine am 25. Mai erfolgen. | |
| Eine Kommissionssprecherin bestätigte, dass Gespräche über den Bau der 2400 | |
| Kilometer langen russischen Gaspipeline „South Stream“ vorerst „angesichts | |
| der größeren Entwicklungen“ nur noch auf technischer und nicht mehr auf | |
| politischer Ebene geführt werden. Die Leitung soll durch die EU-Staaten | |
| Ungarn, Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Österreich und Griechenland sowie | |
| durch Serbien führen. | |
| Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten am vergangenen Donnerstag | |
| beschlossen, die Verhandlungen mit Moskau über Visaerleichterungen für | |
| Russen auszusetzen. Auch über ein neues Partnerschaftsabkommen mit Russland | |
| wird vorerst nicht weiter verhandelt. In der zweiten Sanktionsrunde wird es | |
| um Einreiseverbote und um das Einfrieren von Konten gehen. Außerdem droht | |
| die EU mit der Absage des Anfang Juni in Sotschi geplanten | |
| EU-Russland-Gipfels. | |
| Bei „weiteren Schritten Russlands zur Destabilisierung der Lage in der | |
| Ukraine“ soll laut EU-Gipfel eine dritte Sanktionsrunde mit | |
| „weitreichenden“ wirtschaftlichen Konsequenzen folgen. | |
| ## Deutschland will Kontaktgruppe | |
| Zur Lösung der Krise dringt die Bundesregierung weiter auf die Bildung | |
| einer internationalen Kontaktgruppe unter Einschluss Russlands. Der | |
| Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine Kontaktgruppe | |
| stehe „weiter im Raum“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag | |
| in Berlin. Die Bundesregierung habe aber leider feststellen müssen, „dass | |
| die russische Seite bisher nicht die nötige Bereitschaft gezeigt hat“. Sie | |
| appelliere dringend, das zu ändern, sagte Seibert. | |
| „Die Zeit drängt“, betonte der Regierungssprecher. Es dürfe seitens | |
| Russland „kein Spiel auf Zeit geben“. Über die bereits beschlossenen | |
| Maßnahmen gegen Moskau hinaus könnten „weitere tiefergehende Sanktionen | |
| verhängt werden, wenn Russland sich nicht sichtbar um Deeskalation bemüht | |
| und eine Kontaktgruppe zulässt“. Seibert betonte, „wie besorgniserregend | |
| und tiefernst die Bundesregierung die Lage nimmt“. | |
| Zu dem geplanten Referendum über die Zukunft der Krim sagte Seibert, die | |
| Abstimmung widerspreche dem Völkerrecht und dem ukrainischen Recht. Es | |
| werde daher von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt werden. | |
| Seibert betonte, die Bundesregierung erwarte, dass den Beobachtern der | |
| Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) der Zugang | |
| zur Krim gewährt werde. Sie waren mehrmals von Bewaffneten gestoppt worden. | |
| ## Angriff auf Vitali Klitschko | |
| Weiter angespannt bleibt die Lage in der Ost-Ukraine. | |
| Präsidentschaftskandidat Vitali Klitschko ist in der Stadt Charkow von | |
| prorussischen Aktivisten mit Eiern, Steinen und Feuerwerkskörpern | |
| angegriffen worden. Leibwächter schützten den Ex-Boxweltmeister am Montag | |
| während einer Rede mit Schirmen, berichten ukrainische Medien. | |
| Klitschko beendet seine Rede im Zentrum der ostukrainischen Millionenstadt | |
| unbeeindruckt von den Störern und schwenkte eine ukrainische Fahne. Der | |
| 42-Jährige wirbt in den Gebieten nahe der Grenze zu Russland für eine | |
| ungeteilte Ukraine. Am Vortag hatte er sich mit Rinat Achmetow getroffen, | |
| dem reichsten Mann der Ex-Sowjetrepublik. Achmetow galt als Unterstützer | |
| des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. | |
| 10 Mar 2014 | |
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