# taz.de -- Rüstungsgeschäfte mit Russland: Frankreich kann grad nicht | |
> Die Regierung in Paris hat Probleme mit einem aktuellen Rüstungsauftrag. | |
> Russland hatte zwei Hubschrauberträger bestellt. | |
Bild: Eigentlich sollten zwei solcher Kriegsschiffe an Putin gehen. | |
PARIS taz | Frankreich hat ein Problem mit zwei Kriegsschiffen. Als die | |
staatliche Werft DNCS im Jahr 2011 mit Russland einen Vertrag über den Bau | |
der beiden Hubschrauberträger vom Typ „Mistral“ im Wert von mehr als einer | |
Milliarde Euro unterzeichnete, war der damalige Staatspräsident Nicolas | |
Sarkozy noch sehr stolz auf diesen erfolgreichen Export von französischem | |
Knowhow im Kriegsschiffbau. | |
Es handelte sich um den bis dahin größten Vertrag eines Natostaates mit der | |
russischen Marine – aber auch um einen Technologietransfer, der von Anfang | |
an Anlass zur Kritik gab. | |
Jetzt soll das erste Schiff ausgeliefert werden – und der französischen | |
Staatsführung ist das Geschäft zu einer Last geworden. Die Beziehungen zu | |
Moskau haben sich wegen der Krimkrise drastisch verschlechtert. Hinzu | |
kommt, dass diese Art von Hubschrauberträger, die unter anderem bis zu 450 | |
Soldaten für Kommandoeinsätze transportieren kann, gut geeignet für eine | |
Intervention im russischen Einflussgebiet am Schwarzen Meer wären. | |
Offiziell gedacht sind die Schiffe für rasche Auslandsoperationen. | |
Noch kann die französische Regierung Kritikern entgegnen, dass die beiden | |
Schiffe noch nicht übergeben worden sind. Das erste ist allerdings bei STX | |
in Saint-Nazaire an der westfranzösischen Atlantikküste bald fertiggestellt | |
und einsatzbereit. Im Beisein hoher russischer Militärs wurde es schon im | |
Oktober 2013 auf den Namen „Wladiwostok“ getauft und hat zu Testzwecken | |
bereits die ersten Runden auf hoher See gedreht. Das zweite soll | |
sinnigerweise nach der umstrittenen russischen Marinebasis auf der Krim | |
„Sebastopol“ getauft werden. Es ist für das Jahr 2016 bestellt. | |
Das klingt im gegenwärtigen Kontext der bedrohlichen Eskalation zwischen | |
Russland und der Ukraine schon fast wie eine Provokation. Darum werden in | |
Frankreich jetzt Rufe laut, die einen Stopp jeglicher Lieferung von | |
Kriegsmaterial nach Russland verlangen. Der Rüstungsexperte des Magazins | |
Nouvel Observateur, Vincent Jauvert, meinte beispielsweise, ähnlich wie die | |
voraussichtlich annullierte Teilnahme am G-8-Treffen von Sotschi könne auch | |
die Suspendierung des Vertrags mit der russischen Marine ein Druckmittel | |
für politische Verhandlungen sein. | |
Der französische Staatspräsident François Hollande hat dazu bereits | |
erklärt, dass Frankreich grundsätzlich unterzeichnete Verträge zu | |
respektieren pflege. Auch er spielt vorerst auf Zeit, was ihm in diesem | |
Fall die Liefertermine erlauben. In der vergangen Woche sagte Hollande, | |
„zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ sei das Rüstungsgeschäft nicht infrage | |
gestellt. | |
Das lässt alle Optionen für den von Frankreich gewünschten Dialog mit dem | |
russischen Präsidenten Wladimir Putin weiterhin offen. | |
11 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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