# taz.de -- Nationalsozialisten und die NPD: Angst vor dem Verbotsverfahren | |
> Die NPD wirft den mächtigen Neonazi Thomas Wulff raus. Das ist ein | |
> Signal: an den Verfassungsschutz und an die Kameradschaften. | |
Bild: Die NPD-Sensenmänner haben zugeschlagen: Thomas Wulff ist raus. | |
MAGDEBURG taz | Dieser Rauswurf hat Signalwirkung. Die NPD-Bundesführung | |
hat entschieden: Der Hamburger NPD-Landesvorsitzende Thomas Wulff fliegt | |
raus. „Auf der Vorstandssitzung bestätigte sich, dass Herr Wulff sich als | |
Nationalsozialist versteht“, sagte Frank Franz, Pressesprecher der | |
Rechtsaußenpartei NPD, der taz. „Das geht nicht. Wir sind | |
Nationaldemokraten.“ Damit will die Partei sich angesichts der | |
NPD-Verbots-Debatte offenbar ein milderes Image verschaffen. | |
In den kommenden Wochen will das Bundesverfassungsgericht über die | |
Zulassung des neuen Verbotsantrages des Bundesrates entscheiden, wonach die | |
NPD verfassungsfeindlich sein soll. Ein Hauptargument im Antrag: eine | |
vermeintliche Wesensverwandtschaft der NPD mit der NSDAP. Wulff, der sich | |
selbst als Nationalsozialisten bezeichnet hatte, musste daher jetzt gehen. | |
Auf der Sitzung in der Berliner Parteizentrale beschloss der | |
NPD-Bundesvorstand mit sofortiger Wirkung die Amtsenthebung und den Verlust | |
der Mitgliedsrechte von Wulff. Grund: Er habe „wiederholt und schwerwiegend | |
gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei verstoßen“. | |
Auf einem Landesparteitag der NPD in Hamburg hatte Wulf sich bei der | |
Vorstellung zur Kandidatur für den Landesvorsitz mit März als | |
„Nationalsozialisten“ bezeichnet. Mit Erfolg: Auf der Sitzung wurde der | |
hartgesottene Kader, der bis dahin Vize in Hamburg war, zum | |
Landesvorsitzenden gewählt. Wulff, dessen Spitzname „Steiner“ auf den | |
Waffen-SS-General Felix Steiner anspielt, rechtfertigte das offensiv: Die | |
Mitglieder hätten schließlich wissen sollen, wo er sich verorte. | |
## Innerparteiliche Spannungen | |
Der neue Ärger im NPD-Bundesvorstand ist Teil einer fortdauernden | |
Auseinandersetzung innerhalb der NPD. Ärger gibt es auch um den frisch | |
geschassten NPD-Generalsekretär Peter Marx. Er wurde an die Luft gesetzt, | |
weil er auf einer Geburtstagsparty [1][ausgelassen feierte] – mit einem | |
Kuchen in Penisform, einer Striptease-Tänzerin und einem besonderen Gast: | |
[2][der früheren Pornodarstellerin und Deutschnationalen Ina Groll]. | |
Dabei dürfte der Ausschluss von Wulff in der Partei sowie in der freien | |
Kameradschaftsszene größere Auswirkungen haben. Wulff galt als Bindeglied | |
zwischen dem NPD-Spektrum und den freien Kameradschaften. Vor knapp zehn | |
Jahren, 2004, leitete er mit dem langjährigen NPD-Bundesvorsitzenden Udo | |
Voigt eine „Volksfront von rechts“ mit ein. Unter diesem Motto öffneten die | |
beiden die Partei – und luden die Kameradschaften zu sich, die sich | |
ebenfalls offen zeigten. Wulffs Parteieintritt wurde als klares Signal an | |
die Kameradschaftsszene gewertet, sich in der NPD zu versuchen. Ohne diesen | |
Zusammenschluss – da sind sich Rechtsextremismusexperten sicher – hätte die | |
NPD nicht die Einzüge in die Landtage vom Mecklenburg-Vorpommern und | |
Sachsen geschafft. | |
Immer wieder ärgerten sich Parteikader aber auch ganz konkret über Wulffs | |
offensives Auftreten und seine unmissverständlichen Gesten – etwa als er | |
2008 bei der Beerdigung des Neonazis Friedhelm Busse eine Reichskriegsfahne | |
mit Hakenkreuz auf den Sarg legte oder als er 2013 bei der Parteikonkurrenz | |
„Die Rechte“ mitmarschierte. | |
8 Apr 2014 | |
## LINKS | |
[1] /Peniskuchen-Affaere-der-NPD/!136333/ | |
[2] /!135421/ | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
NPD | |
Verbotsverfahren | |
Thomas Wulff | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
NPD | |
NPD | |
Schwerpunkt AfD | |
NPD | |
NPD | |
Hitler | |
Schwerpunkt Neonazis | |
Rechtsextremismus | |
Pro Köln | |
NPD | |
NPD | |
NPD | |
NPD | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar NPD-Verbotsverfahren: Demokratiefeindlich, nicht gefährlich | |
Ist das NPD-Verbotsverfahren mit dem Wahlverlust in Sachsen obsolet? In | |
ihrem Niedergang ist die Partei kaum noch eine Gefahr. | |
NPD-Rauswurf aufgehoben: Bekennender Nazi bleibt Landeschef | |
Das Landesschiedsgericht hebt den Rauswurf von Thomas Wulff durch die | |
Bundesführung auf. Er wünscht sich, die „Entnazifizierung der NPD“ zu | |
stoppen. | |
Kommunalwahl in Deutschland: Neonazis gehen in Deckung | |
Die NPD leidet unter dem Erfolg der AfD. Doch die Szene muss die | |
Bedeutungslosigkeit nicht fürchten: Im Nordosten punkten Neonazis ohne die | |
Partei. | |
NPD-Aufmarsch durch Kreuzberg: Rechte sollen draußen bleiben | |
Mit Blockaden wollen Initiativen die Demo am Samstag verhindern. Erwartet | |
werden 100 bis 150 Neonazis – und 1.000 Gegendemonstranten. | |
Nach Wulffs Ausschluss aus der NPD: Der Nazi, der Nazi bleiben will | |
Die NPD hat ihn rausgeschmissen, weil er sich als „Nationalsozialist“ | |
bezeichnete. Nun hat sich Thomas Wulff bei der Parteiführung beschwert. | |
Neonazi-Konzert im Elsass: Geburtstagsfeier jenseits der Grenze | |
Rund 200 Neonazis haben in Frankreich nahe der deutschen Grenze Hitlers | |
Geburtstag gefeiert. Die französische Polizei war gewarnt, griff aber nicht | |
ein. | |
Gefängnis für Neonazi: „Blockierern Finger abschneiden“ | |
Dieter Riefling soll 12 Monate in Haft, weil er die TV-Moderatorin Mo | |
Asumang rassistisch angriff. Der 45-Jährige ist für Gewaltaktionen bekannt. | |
Präventionsprogramm gegen Rechts: Nazis auch im Westen | |
Erstmals gibt es Geld für Anti-Rechts-Projekte auch in Westdeutschland. Für | |
den Osten bleibt dafür weniger – dabei ist es dort am nötigsten. | |
Prozess gegen „Pro Köln“: Auf der Flucht | |
Der Prozessbeginn gegen „Pro Köln“-Funktionäre muss verschoben werden, we… | |
der Hauptangeklagte fehlt. Jetzt sucht ihn die Polizei. | |
Rechte Aufmärsche in Berlin: Polizei macht aus Nazis Geheimnis | |
Die Opposition fordert, dass die Polizei Aufmärsche von Neonazis früher | |
bekannt gibt – damit sich Anwohner und Aktivisten darauf einstellen können. | |
Peniskuchen-Affäre der NPD: Nationalismus, nicht sexy | |
Generalsekretär Peter Marx lässt die Kameraden erröten und muss gehen. | |
Allerdings ist Verklemmtheit nicht allein am rechten Rand ein Problem. | |
NPD kämpft gegen Verbotsantrag: Diesmal eher keine groben Schnitzer | |
Die Neonazi-Partei fordert eine Einstellung ihres Verbotsverfahren – | |
mithilfe des Whistleblowers Edward Snowden. | |
Ina Groll und die NPD: Prostitution für Deutschland | |
Sie steht der NPD nahe und war früher Pornodarstellerin. Vielen in der | |
Partei ist das nicht deutsch genug. Auch weil einige der Schauspieler | |
Schwarze waren. |