| # taz.de -- NPD kämpft gegen Verbotsantrag: Diesmal eher keine groben Schnitzer | |
| > Die Neonazi-Partei fordert eine Einstellung ihres Verbotsverfahren – | |
| > mithilfe des Whistleblowers Edward Snowden. | |
| Bild: Alle Verbotsversuche sind bisher gescheitert – und die NPD setzt mal wi… | |
| BERLIN taz | Vier Monate liegt es zurück, dass der Bundesrat seinen | |
| Verbotsantrag der NPD beim Bundesverfassungsgericht einreichte. Jetzt setzt | |
| die Neonazi-Partei zur Verteidigung an: Sie übersandte einen 31-seitigen | |
| Antrag nach Karlsruhe, mit klarer Forderung: der sofortigen Einstellung des | |
| Verfahrens. | |
| Der Verbotsantrag sei wegen „unbehebbarer Verfahrenshindernisse | |
| unzulässig“, argumentiert NPD-Anwalt Peter Richter, auch Parteivize im | |
| Saarland. Richters Antrag, der der taz vorliegt, zielt vor allem auf die | |
| V-Leute-Frage. Zwar haben der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter | |
| Friedrich (CSU) und die Innenminister der Länder in Testaten versichert, | |
| das Verbotsmaterial komme nicht von staatlich bezahlten Spitzeln. Richter | |
| hält dies aber für „nicht glaubhaft dargelegt“: Dazu bedürfe es erst der | |
| „Einsicht in sämtliche V-Mann-Akten“. Andernfalls sei das Verfahren zu | |
| beenden. | |
| Bereits 2003 war ein erster Verbotsversuch gescheitert, da die Ankläger | |
| nicht ausschließen konnten, dass die NPD durch V-Leute gesteuert wird. Auf | |
| diese Verteidigungsstrategie setzt die Partei nun erneut. Bundeschef Udo | |
| Pastörs sagte, unter derzeitigen Umständen müsse das Verfahren beendet | |
| werden, sofern „in der Bundesrepublik noch ein Funken Rechtsstaat steckt“. | |
| Nur liefert die NPD in ihrem Antrag keine konkreteren Hinweise darauf, wer | |
| noch als V-Mann in der Partei tätig sein könnte. Intern wird mit Sorge auf | |
| das Verfahren geblickt. Der Antrag sei diesmal „gründlicher formuliert“, | |
| räumt der NPD-Rechtsbeauftragte Frank Schwerdt ein. „2003 gab es grobe | |
| Schnitzer, diesmal eher nicht.“ | |
| ## NPD setzt auf Zeit | |
| Derzeit sitzen drei NPD-Strategen – Stefan Lux, Ronny Zasowk, Michael | |
| Schäfer – daran, den Antrag zu entkräften. Auch die von Pastörs angeführte | |
| Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern sammelt Gegenmaterial: Sie kommt | |
| im Antrag besonders schlecht weg. Allein Pastörs taucht elfmal darin auf. | |
| Die NPD setzt nun auch auf Zeit. Das Bundesverfassungsgericht hatte ihr bis | |
| Ende März eine Frist zur Stellungnahme gegeben. Sollte der jetzige Antrag | |
| abgelehnt werden, beantragte NPD-Anwalt Richter eine Fristverlängerung um | |
| drei Monate. | |
| Richter hat dafür noch eine weitere Begründung: Es sei nicht | |
| auszuschließen, dass die Parteispitze und er selbst weiter | |
| „nachrichtendienstlich überwacht“ würden. Eine vertrauliche, interne | |
| Kommunikation sei damit „nicht gewährleistet“, ein faires Verfahren nicht | |
| möglich. Richter weitet dies sogar auf die NSA aus. Seit bekannt wurde, | |
| dass der US-Geheimdienst selbst das Kanzlerinhandy überwachte, bestehe der | |
| Verdacht, dass auch die NPD „Ziel von Abhörmaßnahmen“ sei. Richter | |
| beantragt deshalb, erst den NSA-Ausschuss des Bundestags abzuwarten – und | |
| den NSA-Whistleblower Edward Snowden zu befragen. | |
| Das wird kaum geschehen. Geht aber zumindest der Aufschub durch, könnte | |
| sich die Prozesseröffnung verzögern – hinter die Europawahl am 25. Mai. | |
| Dort könnte die NPD nach dem Wegfall der Drei-Prozent-Hürde ein oder zwei | |
| Mandate ergattern. Für die Verbotsantragsteller ein bedenkliches Szenario: | |
| Sie werfen der NPD vor, die demokratische Grundordnung abschaffen zu | |
| wollen, indem sie auf eine rein deutsche „Volkgemeinschaft“ setze. Auch | |
| bündele die Partei „antidemokratische Tendenzen“: Ein Viertel ihrer | |
| Vorstandsmitglieder seien einschlägig vorbestraft. | |
| 27 Mar 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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