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# taz.de -- Gefängnis für Neonazi: „Blockierern Finger abschneiden“
> Dieter Riefling soll 12 Monate in Haft, weil er die TV-Moderatorin Mo
> Asumang rassistisch angriff. Der 45-Jährige ist für Gewaltaktionen
> bekannt.
Bild: Eindeutige Symbolik: Neonazi beim Aufmarsch in Bad Nenndorf
BERLIN taz | Die großen politischen Auftritte liebt der nicht sehr groß
gewachsene Kader. Vor den Kameraden stehend, meist ein Mikrofon oder
Megafon am Mund, brüllt er mit fast überschlagender Stimme und harter
Gestik Botschaften für Volk und Vaterland und gegen „Abschaum“ und
„kulturfremder Menschen“. Eine solche Rede könnte nun Dieter Riefling eine
Haft einbringen.
In der vergangenen Woche verurteile das Landgericht Gera den bundesweit
einflussreichen Kameradschaftskader aus der Nähe von Hildesheim zu einer
Haftstrafe von zwölf Monaten ohne Bewährung. Eine Berufungskammer des
Gerichts sah es als erwiesen an, dass Riefling bei dem Rechtsrockfestival
„Rock für Deutschland“ 2012 in Gera die Fernsehmoderatorin Mo Asumang
rassistisch beleidigt hatte.
Zu dem Open-Air-Event in der thüringischen Stadt war Asumang für ihren
Dokumentarfilm „Die Arier“ gefahren. Am 29. April wird ihre Reise zu
Rechtsextremen, Burschenschaftlern und Verschwörungstheoretikern erstmals
bei Arte ausgestrahlt. Von der Bühne soll Riefling vor den über 700
Rechtsrockfans Asumang rhetorisch angegangen haben. Sie selbst hatte keine
Anzeige erstattet.
Seit dem Jahr 1985 ist Riefling in der Szene aktiv. „Riefling ist einer der
ganz radikalen und gewaltorientierten Ideologen der Szene“ sagt der
Politologe Hajo Funke. Nur wenige in der Republik, so Funke, der seit
Jahrzehnten zur rechtsextremen Szene forscht, würden „noch radikaler
agitieren und denken“. Der rothaarige Aktivist versteht sich selbst, wie es
auf seiner Facebookseite heißt, als „Aktivist im Nationalen UND
Sozialistischen Widerstand“.
## Initiator der Kameradschaften
Er war in der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP)
aktiv. Nach dem Verbot gehörte er mit Thomas Wulff und Christian Worch zu
den Initiatoren des heute bestehenden Netzwerks von Freien Kameradschaften.
Mehrfach stand Riefling vor Gericht, wurde auch schon zu einer Haftstrafe
verurteilt, nachdem er einem Polizeibeamten einen Nasenbeinbruch zugefügt
hatte.
Bei einem vermeintlichen Trauermarsch in Bad Nenndorf forderte er 2013 vor
den rund 200 Aktivisten von NPD bis Freie Kameradschaften: „Alle
wehrfähigen Männer nach vorn“, um Blockaden wegzuräumen. Von der Polizei
verlangte er , Blockierern, die sich in einer Betonpyramide auf dem Demoweg
angekettet hatten, die Finger abzuschneiden.
Im Norden der Republik etablierte er mit seiner Frau, dem
NPD-Bundesvorstandsmitglied Ricarda Riefling, den alljährlichen Marsch „Tag
der deutschen Zukunft“, der als „Signal gegen Überfremdung“ gedacht ist.
Der hochprofessionell vorbereitet „Tag“, mit Webseite, Jingle, T-Shirts und
Mobilisierungsaktionen, soll in diesem Jahre erstmals in Dresden
stattfinden, am 7. Juni.
In die Verurteilung von Riefling floss ein vorheriges Urteil wegen der
Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen ein. „Noch eine Woche hat
Herr Riefling, Zeit Revision einzulegen“ sagte Andrea Höfs, Sprecherin des
Landgerichts. Dieses Rechtsmittel hat der Vater von drei Kindern bereits in
seiner üblicher Rhetorik angekündigt: „Freut euch nicht zu früh! ;-)
Karlsruhe kassiert das wieder! Meinungsfreiheit ihr Vollpfosten!“ twitterte
er.
17 Apr 2014
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
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NPD
Schwerpunkt Rassismus
NPD
Nazis
Magdeburg
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