# taz.de -- Kommunalwahl in Deutschland: Neonazis gehen in Deckung | |
> Die NPD leidet unter dem Erfolg der AfD. Doch die Szene muss die | |
> Bedeutungslosigkeit nicht fürchten: Im Nordosten punkten Neonazis ohne | |
> die Partei. | |
Bild: Es wird einsam um ihn: Ex-NPD-Chef Udo Voigt beim Europawahlkampf in Berl… | |
BERLIN taz | Gut 24 Stunden brauchte die NPD in Mecklenburg-Vorpommern, bis | |
sie die Sprache wiederfand. Dann richtete der Landesvorsitzende Stefan | |
Köster ein paar hölzerne Worte an die eigenen Leute: „Festzustellen ist, | |
dass wir unsere Wahlziele weitgehend nicht erreicht haben.“ | |
Der Nordosten gilt in der rechtsextremen Szene seit Jahren als | |
Vorzeigeregion – wegen seiner erfolgreichen Graswurzelarbeit. Umso herber | |
sind für die NPD die Verluste bei den Kommunalwahlen am Wochenende. Statt | |
5,4 Prozent vor drei Jahren holte sie bei der Kreistagswahl nur noch 3,2 | |
Prozent – das entspricht einem Minus von rund 30.000 Stimmen. | |
Einen ersten Erklärungsversuch unternahm das rechtsextreme Szeneportal | |
Mupinfo.de, hinter dem der NPD-Landtagsabgeordnete David Petereit steht. | |
Schuld an den Verlusten war demnach die Alternative für Deutschland. | |
Schließlich hätten „die Parteien rechts der CDU“ insgesamt „ordentlich | |
zulegen und gemeinsam 7,4 Prozent der Stimmen vereinnahmen“ können – nur | |
die NPD habe „von diesem Trend“ nicht profitiert. Eine Addition, die in der | |
AfD nicht auf Entzücken stoßen dürfte. | |
Schon im Wahlkampf hatte die NPD gegen die „Systempartei“ AfD gekeult– wo… | |
in der Hoffnung, damit Protestwähler halten zu können. Ob sie ihre Wähler | |
tatsächlich vor allem an die AfD verlor, ist bisher nicht belegt. Regionale | |
Untersuchungen zur Wählerwanderung liegen noch nicht vor. | |
Trotz der Wahlschlappe muss die rechtsextreme Szene im Nordosten aber nicht | |
die Bedeutungslosigkeit fürchten. Gerade in der Grenzregion zu Polen | |
behauptete sie vielerorts ihre Stellung und holte erneut große | |
Stimmanteile: 27,2 Prozent in Blesewitz, 22,3 Prozent in Postlow, 21 | |
Prozent in Neuenkirchen. | |
## Rechtsextreme Liste | |
Angesichts des laufenden NPD-Verbotsverfahrens sind die Ergebnisse der | |
Stadtratswahlen in einigen Kommunen im äußersten Nordosten aufschlussreich. | |
Dort kandidierten die Rechtsextremen erst gar nicht mehr unter NPD-Label, | |
sondern als einfache Wählergemeinschaften – und erreichten | |
überdurchschnittliche Ergebnisse: Die rechtsextreme Liste „Wir von hier“ | |
wurde mit 14,1 Prozent in Ueckermünde drittstärkste Kraft, sie legte | |
gegenüber dem NPD-Ergebnis von 2009 sogar noch zu. | |
Angeführt vom Bruder des NPD-Landtagsabgeordneten Tino Müller, hatten die | |
Neonazis auch honorige Herren auf ihre Liste geholt – darunter einen in der | |
Region geachteten Sportler. Ähnlich erfolgreich schnitt mit 15 Prozent die | |
rechtsextreme Wählergemeinschaft „Schöneres Strasburg“ ab. Die NPD-nahe | |
„Alternative für Torgelow“ holte immerhin 8,7 Prozent. | |
Auch in Sachsen kassierte die NPD Verluste. Ein Stimmungstest für die | |
sächsischen Wahlen im Herbst – die NPD könnte dort aus dem Landtag in | |
Dresden fliegen. Ähnlich wie in Mecklenburg-Vorpommern haben sich die | |
Rechtsextremen aber mancherorts eine beachtliche Stammwählerschaft | |
aufgebaut – so in Reinhardtsdorf-Schöna, wo 20,5 Prozent die NPD wählten. | |
27 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Astrid Geisler | |
Andreas Speit | |
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