# taz.de -- Papier der Grünen zum Juncker-Streit: „Merkel verrät Europa“ | |
> Im Streit um den EU-Kommissionschef üben Grüne Kritik an Merkels | |
> Vorgehen. Sie wolle das Machtgefüge zugunsten nationaler Regierungen | |
> verschieben. | |
Bild: Was hat Merkel vor? Nichts, was Juncker guttut, kritisieren die Grünen | |
BRÜSSEL taz | Prominente grüne Europapolitiker haben Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel im Streit um Jean-Claude Juncker heftig attackiert. Juncker war | |
konservativer Spitzenkandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, | |
wird aber von verschiedenen konservativen Staatschefs, darunter | |
Großbritanniens David Cameron, abgelehnt. In einem Positionspapier, das der | |
taz vorliegt, werfen der grüne Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin und | |
der wiedergewählte Europaparlamentarier Jan Philipp Albrecht der Kanzlerin | |
vor, gegen Juncker zu arbeiten und Europa zu „verraten". | |
Merkel beteuere zwar, sich „im Geiste" für den Wahlsieger Juncker | |
einzusetzen – dabei arbeite sie tatsächlich gegen ihn. Zwar verstecke die | |
Kanzlerin ihre Absichten hinter „einer geschickten pro-europäischen | |
Rhetorik“. Tatsächlich wolle sie das Machtgefüge aber „weiter zu Gunsten | |
der nationalen Regierungen und damit derzeit vor allem zu Gunsten des | |
Kanzleramts verschieben.“ | |
Wenn Juncker doch noch ins Amt kommen sollte, „so hat Merkel ihn durch die | |
wochenlange Debatte in seiner politischen Autorität gerade in Deutschland | |
geschwächt“, kritisieren die beiden grünen Europapolitiker. Zudem würde der | |
Luxemburger mit einem Fahrplan der Staats- und Regierungschefs ins Amt | |
gewählt werden, der seine Handlungsfähigkeit gerade in den entscheidenden | |
finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen – also der Lösung der Euro-Krise | |
– einschränken könnte. | |
Merkel hatte sich erst nach heftiger Kritik zu Juncker bekannt und seine | |
Ernennung zum EU-Kommissionschef gefordert. Vor einer Woche hatte sie sich | |
dann aber mit Juncker-Gegnern wie Cameron und dem schwedischen | |
Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt getroffen, was neue Zweifel an ihrer | |
Haltung aufwarf. Eine Entscheidung über die Personalie wird beim nächsten | |
EU-Gipfel Ende Juni erwartet. | |
Die Kritik der Grünen ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil bisher in | |
Deutschland ein europapolitischer Burgfrieden herrschte. Selbst auf dem | |
Höhepunkt der Eurokrise konnte sich Merkel der Unterstützung der Grünen | |
sicher sein. Nun ist dieser Konsens gefährdet. In Berlin dürfte das nicht | |
viel ändern, da die Grünen in der Opposition sind. In Brüssel zeichnet sich | |
nun aber ein Machtkampf mit dem Europaparlament ab. | |
16 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
EU | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
EU-Kommission | |
Jean-Claude Juncker | |
Grüne | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
David Cameron | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Großbritannien | |
EU-Kommission | |
Euro | |
EVP | |
Großbritannien | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
EU-Kommission | |
Europawahl 2014 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Schwache Opposition: Ohne Ideen und ohne Machtoptionen | |
Eine Große Koalition braucht eine starke Opposition. Doch davon sind Grüne | |
und Linke weit entfernt. Schade, denn es müssten Systemfragen gestellt | |
werden. | |
Kommentar EU-Personal: Geschacher im Hinterzimmer | |
Die vor der Europawahl gemachten Versprechen wurden gebrochen – die Wähler | |
dürfen sich verschaukelt fühlen. Am Kurs der EU-Politik ändert sich nichts. | |
David Camerons Kampf mit der EU: Als die Sonne nie unterging | |
Der britische Premier Cameron will Jean-Claude Juncker nicht als | |
EU-Kommissionspräsident. Doch er wird ihn nicht verhindern können. Was | |
treibt ihn? | |
Personaltableau Europas: Alle haben was abgekriegt | |
Eine Lösung in der Personalfrage der EU-Spitzenjobs scheint in Sicht. Wer | |
am Ende das Gesicht wahren kann, ist noch nicht ausgemacht. | |
Juncker als EU-Kommissionschef: Cameron will nicht einlenken | |
Der britische Premier will partout nicht hinnehmen, dass Jean-Claude | |
Juncker EU-Kommissionspräsident wird. Jetzt verlangt er eine Abstimmung. | |
Besetzung EU-Kommissionspräsidenten: Sozialdemokraten stützen Juncker | |
Staats- und Regierungschefs unterstützen den Konservativen für das Amt des | |
Kommissionspräsidenten. Im Gegenzug wollen sie andere Posten. | |
Kommentar EU-Stabilitätspakt: Merkel, die neoliberale Gouvernante | |
Die Eurokrise ist ein Großlabor, das zeigt: Die verordneten Sparkurse | |
funktionieren nicht. Absurd, dass Merkel jenseits der Grenzen aber darauf | |
pocht. | |
Analyse EU-Streit um Juncker: Ergötzliche Gedankenspiele | |
Angela Merkel hat als Machtzentrum der EU alle Hände voll zu tun. Sie will | |
Juncker als Kommissionspräsident, aber auch die Briten nicht vergraulen. | |
David Cameron wird langsam zickig: „Juncker wurde nicht gewählt“ | |
Der britische Premier schimpft gegen das Vorgehen der Fraktionen im | |
EU-Parlament. Er bleibt dabei: Jean-Claude Juncker dürfe nicht | |
Kommissionspräsident werden. | |
Mini-Gipfel in Schweden: „Drohungen gehören nicht dazu“ | |
Junckers Kandidatur für die Kommissionsspitze spaltet die EU. Beim | |
Mini-Gipfel in Schweden blieb Cameron hart, Merkel mahnte einen Kompromiss | |
an. | |
Merkel gegen Juncker: Die Kunst des Weglächelns | |
Ein machtpolitisches Lehrstück: Angela Merkel arbeitet daran, Jean-Claude | |
Juncker als Chef der EU-Kommission zu verhindern. | |
Grüner über EU-Kommissionspräsidenten: „Sollen die Briten eben austreten“ | |
Daniel Cohn-Bendit legt dem britischen Premier David Cameron nahe, endlich | |
ein Referendum über den EU-Austritt abzuhalten. |