# taz.de -- Barbara Hendricks in Gorleben: „Es gibt kein sicheres Endlager“ | |
> Die Bundesumweltministerin stößt bei ihrem Antrittsbesuch auf Skepsis: | |
> Atomkraftgegner fürchten die Festlegung auf den Salzstock im Wendland. | |
Bild: Ein „Durchgang-verboten“-Schild im Erkundungsbergwerk Gorleben vor ei… | |
GÖTTINGEN taz | „Gorleben verfüllen, sofort!“ Es gibt ein paar Zwischenru… | |
und Pfiffe, als Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am | |
Donnerstagabend den nicht ganz gefüllten Saal im Lüchower Gildehaus | |
betritt. „Ehrliche Endlagersuche statt Gorleben-Lüge“, fordert ein | |
Transparent. „Alle Atomanlagen abschalten“, steht auf einem anderen. Ein | |
Anti-Atom-Chor bringt zur Begrüßung ein Ständchen, den Choral aus dem | |
30-jährigen Krieg haben die Sänger umgetextet. | |
Zum ersten Mal in ihrer Amtszeit ist die Ministerin ins Wendand gekommen. | |
Nach kurzen Gesprächen mit Betriebsräten des Gorlebener Erkundungsbergwerks | |
und mit Kommunalpolitikern stellt sie sich nun den Atomkraftgegnern. | |
Hendricks wirbt um Vertrauen in den Neustart bei der Endlagersuche. „Ich | |
bitte Sie alle um die Unterstützung des beschlossenen | |
Standort-Auswahlverfahrens“, sagt sie. „Ich hoffe, dass es mir gelingt, Sie | |
davon zu überzeugen, dass wir es ernst meinen“. Die Ministerin verweist | |
darauf, dass die Suche nun „auf einer weißen Landkarte“ erfolge. | |
Durch die Entscheidungen, die Erkundung des Gorlebener Salzstocks zu | |
stoppen, den Planfeststellungsantrag aus dem Jahr 1977 für den Bau eines | |
Entsorgungszentrums zurückzuziehen und keine weiteren Castorbehälter ins | |
Wendland zu bringen, sei Gorleben gegenüber anderen Standorten nicht mehr | |
favorisiert. „Alle Optionen sind offen. Wenn Gorleben nicht geeignet ist, | |
wird der Standort rausfallen. Sollte er drin bleiben, muss er sich mit | |
anderen Standorten messen.“ | |
## 2031 soll Standort benannt werden | |
Fast schroff weist Hendricks die Forderung ab, dann doch bitte schön auch | |
die sogannnte Veränderungssperre für Gorleben fallen zu lassen – diese | |
untersagt für den Salzstock eine alternative Nutzung. An allen anderen | |
potentiellen Standorten können dagegen etwa durch den Bau von Kavernen, | |
durch Öl- oder Gasbohrungen Tatsachen geschaffen werden, die eine | |
Einlagerung radioaktiver Abfälle ausschließen oder erschweren – aus Sicht | |
der Atomkraftgegner kommt das doch einer Vorfestlegung auf Gorleben gleich. | |
2031 soll der Standort für ein Endlager benannt sein. „Der Zeitplan ist | |
ambitioniert und erfordert die Anstrengung aller“, sagt Hendricks. Für die | |
Genehmigung und den Bau des Endlagers seien noch einmal rund 20 Jahre zu | |
veranschlagen, die Einlagerung selbst könne „bis Ende des Jahrhunderts“ | |
dauern. | |
Dabei gesteht Hendricks offen ein, dass es ein absolut sicheres Endlager | |
nicht geben wird. „Eine vollständige Lösung des atomaren Müll-Problem gibt | |
es nicht. Wir werden die Folgen der Atomenergie nicht restlos beseitigen | |
können“. | |
5 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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