# taz.de -- Afrikas ewige Herrscher: Schwarzer Frühling gegen Autokraten | |
> Mit dem Erfolg der Proteste wird Burkina Faso zum Vorbild im Kampf gegen | |
> am Sessel klebende Präsidenten in Afrika. Das ist ein Signal des | |
> Aufbruchs. | |
Bild: Demonstranten besetzen das Parlamentsgebäude in Burkina Fasos Hauptstadt… | |
BERLIN taz Die „Republik der Aufrechten“, wie der zu Revolutionszeiten 1983 | |
eingeführte Landesname Burkina Faso auf Deutsch heißt, hat es dem Rest | |
Afrikas wieder einmal gezeigt. | |
Auslöser der [1][Massenproteste in Burkina Faso] war ein politischer | |
Streit, der zahlreiche andere Länder in Afrika zu destabilisieren droht: | |
Burkinas Präsident Blaise Compaoré darf nach den Bestimmungen der geltenden | |
Verfassung bei den nächsten Wahlen 2015 nicht mehr kandidieren, denn er hat | |
schon zwei gewählte Amtszeiten von je fünf Jahren hinter sich – ganz zu | |
schweigen von den zwei gewählten Amtszeiten von je sieben Jahren, die | |
diesen unter einer anderen Verfassungsordnung vorhergingen. Das burkinische | |
Parlament sollte jetzt per Verfassungsänderung eine Kandidatur des | |
Amtsinhabers zu einer dritten Amtszeit ermöglichen. Das hat das Volk nicht | |
akzeptiert. | |
Sollten sich andere afrikanische Völker ebenso resolut gegen ihre | |
Staatschefs stellen, sind die Tage zahlreicher Herrscher gezählt. Denis | |
Sassou-Nguesso in Kongo-Brazzaville, Joseph Kabila in der Demokratischen | |
Republik Kongo, Paul Kagame in Ruanda und Pierre Nkurunziza in Burundi | |
stehen alle vor dem Ende ihrer verfassungsmäßig erlaubten zweiten gewählten | |
Amtszeit – und alle wollen gerne weitermachen. | |
In Burundi – nächste Wahlen 2015 – hat das Parlament das bereits abgelehnt, | |
aber der Streit ist noch nicht vorbei. In Ruanda – nächste Wahlen 2017 – | |
wird gerade eine Verfassungsänderung per Volksabstimmung ins Spiel | |
gebracht, ebenso in der Demokratischen Republik Kongo, wo Ende 2016 gewählt | |
wird. In Kongo-Brazzaville, wo 2016 Wahlen anstehen, ist noch nichts klar, | |
aber an Sassous Willen zur Macht besteht kein Zweifel. | |
Noch nie hat das Volk einen afrikanischen Präsidenten an einer solchen | |
Verfassungsänderung gehindert; das schafften höchstens Richter oder | |
Parteikollegen, zum Beispiel in Nigeria. Burkina Faso macht jetzt vor, dass | |
auch Massenprotest einen Langzeitherrscher in die Knie zwingen kann. | |
Deswegen wird diese Protestbewegung im Rest des Kontinents so aufmerksam | |
studiert wie zuletzt die Umstürze von Ben Ali in Tunesien und Hosni Mubarak | |
in Ägypten 2011. | |
Die Proteste in Burkina Faso heißen bei manchen ihrer Akteure in Anlehnung | |
an den „arabischen Frühling“ schon „schwarzer Frühling“. Ein anderes … | |
gebrauchtes Stichwort ist „Heuschreckenrevolution“. Die Heuschrecke frisst | |
nämlich alles auf, was sich ihr entgegenstellt. | |
30 Oct 2014 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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