Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Experte über Dobrindts Mautpläne: „Kaputte Straßen und Häuser…
> Das Fahren auf Landstraßen sollte deutlich teurer sein als auf
> Autobahnen. Das fordert Hans-Christian Friedrichs vom alternativen
> Verkehrsclub.
Bild: Viele Lkw weichen auf Nebenstraßen aus, um Mautkosten zu sparen.
taz: Herr Friedrichs, demnächst soll es zusätzlich zur Lkw-Maut noch eine
Maut für Pkw geben. Was halten Sie davon?
Hans-Christian Friedrichs: Wir lehnen sie ab, weil sie ineffizient und
unökologisch ist. Wir fänden eine Pkw-Maut nur dann sinnvoll, wenn sie
nachhaltige Effekte für den Umweltschutz hätte. So, wie die Pkw-Maut jetzt
konzipiert ist, geht es nur darum, neue Geldquellen zu erschließen.
Mit denen könnte das Straßennetz ausgebaut und ausgebessert werden.
Das passiert aber nicht. Momentan weichen sehr viele Lkw von den Autobahnen
auf Land- und Bundesstraßen aus, um die Mautgebühren zu sparen. In manchen
Regionen ist der Lkw-Verkehr auf den Landstraßen um bis zu 70 Prozent
gestiegen. Da donnern bis zu 1.000 Laster täglich durch die Dörfer.
Hat die Pkw-Maut, die nur auf Autobahnen gelten soll, einen ähnlichen
Effekt?
Das ist zu erwarten, wenngleich etwas abgeschwächt. Die Folge werden noch
mehr kaputte Straßen und Häuser sein. Die Anwohner klagen jetzt schon über
Krach und Abgase, die Kinder können nicht mehr draußen spielen. Die lokale
Wirtschaft vielerorts ist jetzt schon stark beeinträchtigt, das wird sich
verstärken.
Aber die lokale Wirtschaft soll durch Dobrindts neue Pkw-Maut gerade doch
geschützt werden.
In stark betroffenen Regionen, wie dem Wendland in Niedersachsen oder
Landstrichen in Brandenburg, passiert das Gegenteil. Lokale, Cafés, Hotels,
Geschäfte machen dicht, weil Gäste und Kunden wegbleiben. Denen ist es zu
laut und zu dreckig.
Wer kommt dafür auf?
Ungerechterweise übernimmt die Kosten für die Reparatur der Straßen im
ländlichen Raum nicht der Bund, der die Einnahmen aus der Maut bekommt. Die
Straßen müssen die Kommunen und Landkreise aus eigener Tasche bezahlen, das
belastet die Haushalte massiv. Von den Einschränkungen für die Anwohner und
den Reparaturkosten für die Häuser und den Wertverlusten ganz zu schweigen.
Fast alle Länder in Europa haben ein Mautsystem. Warum sollte Deutschland
eine Ausnahme machen?
Sinnvoll ist ein hiesiges Mautsystem, bei dem die Kosten für die
Autobahnbenutzung geringer sind als die Kosten für Bundes- und Landstraßen.
Das hätte zur Folge, dass es für die Lkw und Schwerlaster keinen
finanziellen Anreiz mehr gäbe, auf die Landstraßen abzufahren. Das Gleiche
gilt für Pkw-Fahrer.
Wie teuer sollte die Maut sein?
Die Gebühr sollte deutlich steigen, von derzeit durchschnittlich 15 Cent
pro Kilometer auf 45 Cent pro Kilometer auf den Landes- und Bundesstraßen.
Das wäre deutlich teurer als der Transport mit der Bahn, die dadurch einen
Wettbewerbsvorteil hätte. Höchstes Ziel sollte nämlich sein, den
Gütertransport über die Schiene zu leiten. Das ist ökologisch und
ökonomisch der beste und sicherste Weg.
31 Oct 2014
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Alexander Dobrindt
Pkw-Maut
Autobahn
Verkehr
Europäischer Gerichtshof
Maut
Pkw-Maut
Maut-Gebühr
Maut
Auto
Pkw-Maut
Pkw-Maut
Alexander Dobrindt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schienengüterverkehr in der EU: Laster hängen Bahn ab
Eigentlich wollte die Europäische Union den Gütertransport auf die Schiene
verlegen. Aber die Bahnen sind zu langsam.
Kommentar Mautpläne: Minister im Rückwärtsgang
Alexander Dobrindt selbst zweifelt am Erfolg seiner Maut. Jetzt schiebt er
die Verantwortung an den EuGH in Luxemburg ab.
Neuer Entwurf zum Mautgesetz: Fotos nur ohne Insassen
Das Verkehrsministerium reagiert auf die Kritik von Datenschützern und
bessert das Mautgesetz nach. Der Minister scheint es eilig zu haben.
Geplante Pkw-Maut: Mehrbelastung nicht ausgeschlossen
Verkehrsminister Dobrindt hat versprochen, dass inländische Autofahrer
trotz Pkw-Maut nicht mehr zahlen sollen. Doch sicher ist das nicht.
Überwachung durch Pkw-Maut: Dobrindts großes Deutschland-Selfie
Von wegen Datenschutz: Mit der geplanten Pkw-Maut kommt deutlich mehr
Überwachung, als Verkehrsminister Dobrindt zugibt.
Mautplan der Bundesregierung: Im Vorbeifahren überwacht
Datenschützer kritisieren Dobrindts Mautpläne und warnen vor gläsernen
Autofahrern. Schon jetzt scannen Lkw-Mautstellen nicht nur Lkws.
Parkplatz-Apps: Such die Lücke
Wenn die Zeit besonders knapp ist, sind Parkplätze das oft auch. Können
Handy-Apps das ändern – oder ist das alles nur teure Abzocke?
Geplante Pkw-Maut: Lückenlose Erfassung wird möglich
Die Pkw-Maut soll per elektronischer Nummernschild-Erkennung an den
Autobahnen kontrolliert werden. Datenschützer sehen das mit Sorge.
Kommentar Pkw-Maut: Betreuungsgeld für Dobrindt
Dass die CSU die Autobahnmaut durchsetzt, entspricht der Arithmetik der
Großen Koalition. Der Schaden des Vorhabens hält sich in Grenzen.
Verkehrsminister Alexander Dobrindt: Der Maut-Minister
Schon wieder ein anderes Konzept für die Vignette: Diesmal soll sie
wirklich kommen und alle unionsinternen Kritiker zufriedenstellen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.