# taz.de -- Finanzkrise in Griechenland: Des Tsipras’ neue Pläne | |
> Die griechische Regierung geht mit harten Forderungen in das Treffen mit | |
> den Finanzministern der Eurozone: keine Kontrolle, kaum Auflagen und mehr | |
> Geld. | |
Bild: Auch das Hilfsprogramm für die Ärmsten wollen die Griechen sofort umset… | |
BERLIN taz/dpa | Kann eine Konfrontation noch abgewendet werden? Offiziell | |
treffen sich die Euro-Finanzminister erst am Mittwoch, um über die | |
griechischen Schulden zu verhandeln. Doch hinter den Kulissen laufen die | |
Konsultationen längst. Es gebe „intensive Kontakte“ mit Athen, bestätigte | |
die EU-Kommission am Dienstag. | |
Wie die griechische Zeitung Kathimerini berichtet, werden die Griechen bei | |
dem Sondertreffen am Mittwoch einen Plan vorlegen, der aus vier | |
Kernforderungen besteht. | |
Erstens: Die Griechen wollen die bisherigen Vereinbarungen nur noch zu 70 | |
Prozent erfüllen. Der Rest der Auflagen soll gestrichen werden. Stattdessen | |
wollen die Griechen zehn neue Reformen formulieren, die sie bereit sind | |
umzusetzen. | |
Die Kontrolle soll nicht mehr die verhasste Troika übernehmen, die aus EZB, | |
EU und IWF besteht. Stattdessen soll die OECD eingeschaltet werden, um | |
Griechenland zu überwachen. | |
Zweitens: Eigentlich sollte Griechenland in diesem Jahr in seinem | |
Staatshaushalt einen Primärüberschuss von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung | |
erwirtschaften. Die Regierung Tsipras will diese Zielmarke auf 1,49 Prozent | |
senken. Der Primärüberschuss ist das Haushaltsplus, das übrig bleibt, wenn | |
man die Zinszahlungen abzieht. Die Griechen könnten etwa 2,8 Milliarden | |
Euro mehr ausgeben. | |
Drittens: Es soll einen Schuldenschnitt geben, der nicht so heißt. | |
Stattdessen sollen die Laufzeiten der griechischen Staatsschulden | |
verlängert und die Zinsen gesenkt werden. | |
Viertens: Griechenland will jene Programmpunkte sofort umsetzen, die | |
Premier Tsipras am Sonntag in seiner Regierungserklärung genannt hatte. | |
Dazu gehören Hilfsmaßnahmen für die Ärmsten, die kostenlos Unterkunft, | |
Strom und Lebensmittel erhalten sollen. Ein 13. Monatsgehalt soll an alle | |
Rentner ausgezahlt werden, die weniger als 700 Euro im Monat bekommen. | |
Das nötige Geld soll aus verschiedenen europäischen Quellen fließen. Die | |
Griechen verlangen jene 1,9 Milliarden Euro zurück, die die Eurozone bisher | |
als Profit aus den griechischen Staatsanleihen verbucht hat. Außerdem will | |
die Regierung weitere 8 Milliarden Euro mit Schatzanweisungen einsammeln. | |
Diese kurz laufenden Papiere würden die griechischen Banken kaufen – und | |
dann bei der EZB einreichen und beleihen. | |
Darüber hinaus würden die Griechen gern doch noch die letzte Tranche aus | |
dem Troika-Hilfsprogramm ausgezahlt bekommen, die sich auf 7,2 Milliarden | |
Euro beläuft. Allerdings gibt es ein taktisches Problem: Tsipras betont | |
ständig, dass Griechenland aus ebendiesem Hilfsprogramm aussteigen will, | |
das Ende Februar ausläuft. | |
Die EU-Kommission erwartet nicht, dass es schon auf dem Sondertreffen am | |
Mittwoch zu einer Einigung kommt. „Unsere Erwartungen sind niedrig, dass | |
abschließende Vereinbarungen getroffen werden“, sagte eine Sprecherin. Auch | |
beim informellen EU-Gipfel am Donnerstag würden keine Ergebnisse erwartet. | |
Die nächste Chance ergibt sich dann am Montag, wenn die Euro-Finanzminister | |
zu ihrem regulären Treffen zusammenkommen. | |
Es besteht Handlungsdruck: Die EZB kann die griechischen Banken nur so | |
lange finanzieren, wie es ein offizielles Hilfsprogramm gibt. Ende Februar | |
muss zumindest eine Übergangslösung vereinbart sein. | |
10 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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