| # taz.de -- Tsipras gewinnt Vertrauensabstimmung: Punktlandung in Athen | |
| > Der griechische Ministerpräsident wurde im Parlament bestätigt. Alle | |
| > Abgeordneten der Koalition zwischen Syriza und Anel stimmen für ihn. | |
| Bild: Geschafft. | |
| ATHEN taz | Der Linksruck in Athen ist offiziell besiegelt: Am späten | |
| Dienstagabend gewann der neue Regierungschef Alexis Tsipras das | |
| Vertrauensvotum im griechischen Parlament. | |
| Für Tsipras stimmten 162 von insgesamt 300 Volksvertretern. Diese Zahl | |
| entspricht genau der neuen Regierungsmehrheit in Athen: Die Linkspartei | |
| Syriza stellt 149 Abgeordnete, während die rechtspopulistische Gruppierung | |
| „Unabhängige Griechen“, Juniorpartner einer ungewöhnlichen | |
| Links-Rechts-Koalition, auf 13 Sitze kommt. | |
| Wie erwartet stimmten in der Nacht zum Mittwoch 137 Abgeordnete der | |
| Opposition gegen Tsipras. Einzige Überraschung: Der Chef der rechtsextremen | |
| Partei „Goldene Morgenröte“ Nikolaos Michaloliakos glänzte durch | |
| Abwesenheit. | |
| Die griechische Verfassung dringt auf schnelle Regierungsbildung nach einer | |
| Parlamentswahl, obwohl sie keine konkrete Frist vorgibt. Anders als in | |
| Deutschland sind jedenfalls keine Sondierungsgespräche vorgesehen, bei | |
| denen jeder mit jedem spricht. | |
| Der Staatspräsident ist verpflichtet, die bei der Wahl als stärkste Kraft | |
| hervorgegangene Partei mit der Regierungsbildung zu beauftragen- und zwar | |
| schon in der Wahlnacht oder spätestens am darauffolgenden Tag. Dadurch will | |
| der Gesetzgeber offenbar lange Perioden politischer Instabilität | |
| verhindern. Nachdem das neue Kabinett vereidigt wird, gibt der | |
| Ministerpräsident eine Regierungserklärung im Parlament, das laut | |
| Verfassung drei Tage lang darüber debattiert und ihm anschließend sein | |
| Vertrauen schenken soll. | |
| ## Unüberbrückbare Differenzen | |
| Nun sieht sich Tsipras zunächst mit einer komfortablen Parlamentsmehrheit | |
| ausgestattet- trotz unüberbrückbarer Differenzen mit den Rechtspopulisten, | |
| die bereits offen zu Tage treten, etwa in der Einwanderungspolitik. Zudem | |
| sei das Ergebnis der Parlamentsabstimmung in Athen ein Vertrauensvotum für | |
| eine hochriskante Verhandlung mit den EU-Partnern, glaubt die Athener | |
| Tageszeitung Kathimerini. | |
| Dazu erklärte Ministerpräsident Tsipras im Parlament, sein Ziel sei eine | |
| politische Lösung innerhalb der europäischen Institutionen, aber auch unter | |
| Berücksichtigung einer Absprache der Euro-Finanzminister im November 2012. | |
| Danach hätten die EU-Partner versichert, Athen weiter entgegen zu kommen, | |
| falls das Defizit im griechischen Staatshaushalt abgebaut und ein | |
| Primärüberschuss (nämlich ein Plus ohne Berücksichtigung der enormen | |
| Zinszahlungen) erreicht würde. Griechenland verlange kein neues Geld, | |
| sondern „technische Erleichterungen“ bei der Regelung seines | |
| Schuldendienstes, erläuterte Tsipras. | |
| Traditionell kommt es kurz vor dem Vertrauensvotum zu einem ersten | |
| Schlagabtausch zwischen der neu gewählten Regierung und der Opposition. So | |
| auch gestern: Der abgewählte Premier Antonis Samaras warf der Regierung | |
| Tsipras vor, „Kurs auf die Felsen“ zu nehmen. „Sie werden das Unmögliche | |
| schaffen: Dass der Norden und der Süden Europas gemeinsam gegen | |
| Griechenland vorgehen“ donnerte der konservative Oppositionschef. Der neue | |
| Ministerpräsident reagierte ebenfalls mit einem Hauch von Ironie: Die Rede | |
| von Samaras sollte man an US-Präsident Barack Obama weiterleiten, damit er | |
| endlich versteht, was Angela Merkel eigentlich will. | |
| 11 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Jannis Papadimitriou | |
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