| # taz.de -- Blockupy-Protest in Frankfurt: Widerstand dem Kapitalismus | |
| > Zehntausende kamen nach Frankfurt, um gegen die EZB zu demonstrieren. Am | |
| > Morgen kam es zu Ausschreitungen, nachmittags blieb es friedlich. | |
| > Protokoll des Tages. | |
| Bild: Friedliche Kapitalismuskritik. | |
| Autos brannten, Wasserwerfer waren im Einsatz und mehr als 200 Menschen | |
| wurden verletzt: Die Proteste der Blockupy-Bewegung hatten einen | |
| gewalttätigen Auftakt, während das neue Gebäude der Europäischen | |
| Zentralbank abgeschottet und mit ausgewählten Gästen eröffnet wurde. Bei | |
| der großen Kundgebung vor dem Rathaus traten Redner wie die | |
| Globalisierungskritikerin Naomi Klein, Sarah Wagenknecht (Linke) und | |
| Vertreter des linken Bündnisses Podemos aus Spanien auf. Dort wie bei dem | |
| anschließenden Zug durch die Frankfurter Innenstadt demonstierten | |
| Zehntausende friedlich gegen die EU-Krisenpolitik. Lesen Sie hier alles zum | |
| Protesttag in Frankfurt. | |
| 19.00 Uhr: Letzte Demonstranten erreichen den Opernplatz: Aus den | |
| Lautsprechern schallt es: „Liebe Demonstranten, die ihr jetzt noch ankommt. | |
| Die Kundgebung ist schon vorbei. Ihr seid zu spät, denn ihr seid zu viele!“ | |
| (epe) | |
| 18.57 Uhr: Die Polizei zählte rund 17.000 Menschen, die sich nach der | |
| dreistündigen Hauptkundgebung auf dem Frankfurter Römerberg zu einem | |
| Protestmarsch durch die Innenstadt formierten. (dpa) | |
| 18.36 Uhr: Mit Musik von Ton, Steine, Scherben endet Blockupy. Einige | |
| Demonstranten zünden bunte Rauchbomben oder schwenken Fahnen, die Polizei | |
| hält sich zurück. „Irgendwie fühle ich mich jetzt hier so rausgerissen“, | |
| sagt eine junge Frau, deren Bezugsgruppe zum Aufbruch drängt. „Ich könnte | |
| jetzt eigentlich noch gut weitermachen.“ (cja) | |
| 18.27 Uhr: Langsam erreicht die Demo ihr Ende. Das Motto der Demonstration | |
| könnte dem auf einem Transparent entsprechen: „Für ein Ende der Gewalt. Für | |
| den Kommunismus.“ (epe) | |
| 18.24 Uhr: Hochstraße. Hinter den Glasfassaden des Hotel Hilton stehen | |
| Herren in guten Anzügen. Sie blicken neugierig durch die Scheiben, trauen | |
| sich aber nicht raus. Draußen tänzelt der pinke Block an ihnen vorbei. | |
| (mka) | |
| 18.07 Uhr: Laut den Organisatoren von Blockupy hat die Demonstration 20.000 | |
| Teilnehmer. (lei) | |
| 18.05 Uhr: Neben dem Banken- und Krisenthema ist es auch immer wieder die | |
| Flüchtlingsthematik, die die Demonstranten bewegt und über die auf dem Weg | |
| durch Frankfurt gesprochen wird. (lei) | |
| 17.55 Uhr: Sind es jetzt 10.000, 20.000 oder 30.000? Kurz vor dem | |
| Eschenheimer Tor diskutieren die Demonstranten, wie groß ihr Zug ist. | |
| Versuche, vom Straßenrand aus Anfang oder Ende des Zuges zu sehen, | |
| scheitern. (cja) | |
| 17.42 Uhr: Begleitet von der Polizeieskorte läuft der Demozug. An der Ecke | |
| Bleichstraße/Konrad-Adenauer-Straße warten zwei tropfende Wasserwerfer auf | |
| die bis dato ausbleibenden Krawalle. Vereinzelt waschen sich Demonstranten | |
| die Hände in dem herunterrinnenden Wasser. Während vorne alles ruhig ist, | |
| werden im hinteren Teil bunte Bengalos gezündet. (lei) | |
| 17.35 Uhr: Weiterer „fun fact“: In Frankfurt sind fast alle Wasserwerfer | |
| Deutschlands im Einsatz. Es sind 28. Der Einsatz heute in Frankfurt könnte | |
| für die Polizei der Testlauf für die G7-Proteste am 7. und 8. Juni auf | |
| Schloss Elmau in Krün sein. (hav) | |
| 17.33 Uhr: Neue Verletztenzahl am späten Nachmittag. Nach Polizei-Angaben | |
| wurden bis zum Nachmittag mindestens 94 Polizisten verletzt, die meisten | |
| davon durch Reizgas. Das Blockupy-Bündnis teilte mit, beim Einsatz von | |
| Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien mehr als | |
| 130 Demonstranten verletzt worden. (dpa) | |
| 17.27 Uhr: „Warum ich hier bin? Aus dem gleichen Grund wie 10.000 andere | |
| auch! Zeigen, dass ich nicht einverstanden bin mit der Politik, für die die | |
| EZB symbolisch steht“, sagt eine Studentin aus Münster. (lei) | |
| 17.02 Uhr: Am Donnerstag beschäftigt sich auch der Bundestag mit den | |
| Krawallen in Frankfurt. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sei | |
| schockiert von den Vorgängen und habe kurzfristig für 14 Uhr eine | |
| sogenannte „vereinbarte Debatte“ im Parlament angeregt, teilte ein Sprecher | |
| der Unionsfraktion mit. Die Debatte sei von den Fraktionsführungen | |
| beschlossen worden. (dpa) | |
| 17.00 Uhr: Yes, they can! Die Demo wird – erstmals – von Frauen aus allen | |
| Teilen Europas angeführt. Passenderweise lautet ihr Schlagwort auf den | |
| Regenschirmen „ResistSister“ („WiderstandsSchwester“). Und startet | |
| pünktlich um kurz nach 17 Uhr. (lei) | |
| 16.50 Uhr: Das Erste sendet am Abend um 20.15 Uhr [1][einen Brennpunk]t zum | |
| Protesttag in Frankfurt. (hav) | |
| 16.38 Uhr: Die Polizei scheint auch noch einmal zu mobilisieren: im | |
| Nordwestzentrum und an der Konstablerwache, einem zentralen Platz in der | |
| Innenstadt. Auch der Polizei-Hubschrauber ist wieder im Einsatz. (lei) | |
| 16.34 Uhr: „Proteste gegen die blinde Austeritätspolitik sind berechtigt. | |
| Aber diese Bilder von Blockupy helfen genau den Falschen“. kritisiert Sven | |
| Giegold, Sprecher der Grünen im Europaparlament. (dpa) | |
| 16.22 Uhr: Auch der Innenminister äußert sich zu der Gewalt und den | |
| Ausschreitungen: „Alle, die sich hier missbräuchlich auf Freiheitsrechte | |
| berufen, müssen mit der vollen Härte des Rechtsstaats rechnen“, sagte | |
| Thomas de Maizière in Berlin. „Das Ausmaß der Gewalt spricht dafür, dass | |
| solche Aktionen seit langem geplant waren.“ Gewalt habe nichts mit dem | |
| Recht auf Demonstrationsfreiheit zu tun. Niemand dürfe dies rechtfertigen. | |
| „Wir freuen uns im Gegenteil darüber, dass die EZB ihren Sitz in | |
| Deutschland hat.“ Seine Gedanken seien bei den verletzten Polizisten und | |
| Einsatzkräften sowie ihren Angehörigen. (dpa) | |
| 16.15 Uhr: Die Polizei Frankfurt spricht von 10.000 Menschen bei der | |
| Kundgebung am Römer. (hav) | |
| 16.08 Uhr: CDU-Politiker Jens Spahn twittert zu den Ausschreitungen in | |
| Frankfurt: [2][„Nicht auszudenken, wenn Pegida sich benommen hätte wie | |
| Blockupy heut in FFM. Gewalt, Randale, blinde Wut. Schande für Deutschland? | |
| #nurmalso.“] (hav) | |
| 16.00 Uhr: Beim Mukkewagen an der Paulskirche bleiben Leute stehen und | |
| tanzen mit, die man sonst wohl nicht so erreicht hätte. Hedonistisch – oder | |
| eine kluge Idee für die nächsten Protestaktionen? (lei) | |
| 15.45 Uhr: Eleonora Demajo ist aus Neapel in Italien mit dem | |
| Regenbogenblock nach Frankfurt gereist: „Neapel ist eine der ärmsten Städte | |
| Europas. Ich kämpfe in Frankfurt für ein gemeinsames europäisches | |
| Grundeinkommen. Das kann verhindern, dass die Menschen wie in Neapel | |
| massenhaft in Armut abrutschen. Wir kämpfen hier nicht nur gegen eine | |
| falsche europäische Politik, sondern auch gegen die Angst in unseren | |
| Herkunftsländern“, sagt die 26-Jährige. (lei) | |
| 15.30 Uhr: Die Gerüchte um ein Verbot der Demo um 17 Uhr scheinen sich | |
| nicht zu bestätigen. In der Nähe des Römers werden die Lautsprecherwagen | |
| vorbereitet und geschmückt. (epe) | |
| 15.15 Uhr: Wann war der Römer zuletzt so voll? Mindestens 5.000 Leute sind | |
| gekommen. Sprecher von der linken spanischen Bewegung Podemos, Attac France | |
| und Blockupy International treten auf. „Mit dem grandiosen Erfolg der | |
| europäischen Mobilisierung tun sich ganz neue Chancen für transnationale | |
| Bewegungen auf“, so ein Vertreter von Blockupy International. Und für den | |
| Podemos-Sprecher gibt es riesigen Applaus: „Ein Journalist hat mich | |
| gefragt: 'Warum seid Ihr hier?' und ich sagte: Wir sind nicht gegen | |
| Deutschland. Aber wir sind gegen Merkel und ihre Politik.“ Solidarisch und | |
| vereint für ein friedliches Europa von unten, dafür müsse man kämpfen. | |
| „Syriza“ und „Podemos“-Sprechchöre im Publikum. (lei/epe) | |
| 14.56 Uhr: Fun fact zur EZB-Eröffnung: Zur Feier waren ausschließlich | |
| Journalisten von Nachrichtenagenturen und dem Hessischen Rundfunk | |
| zugelassen. Sie und die 100 geladenen Gäste wurden mit Polizeibegleitung in | |
| einem Bus über die gesperrte Autobahn zu der Veranstaltung gebracht. | |
| (dpa/hav) | |
| 14.43 Uhr: Der Tag in weiteren Zahlen: Nach Angaben der Polizei waren rund | |
| 3.000 Demonstranten am Zaun aufgezogen und versuchten, das weiträumig | |
| abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen, wurden aber von den Beamten | |
| gestoppt. Laut Blockupy waren etwa 6.000 Aktivisten unterwegs, davon 1.000 | |
| aus dem Ausland. | |
| 15 Personen wurden festgenommen. Ihnen wird Brandstiftung, schwerer | |
| Landfriedensbruch und Widerstand vorgeworfen. Die Polizei setzte insgesamt | |
| rund 350 Aktivisten fest, um ihre Personalien festzustellen. Von einem | |
| Kessel wollte die Polizei nicht sprechen. Nach Polizeiangaben wurden bis | |
| zum Mittag 91 Polizisten verletzt, einige seien von Steinen am Kopf | |
| getroffen worden. Ein Sprecher des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim | |
| Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei | |
| seien 128 Demonstranten verletzt worden. (dpa) | |
| 14.35 Uhr: An der Hauptwache gibt es eine Kundgebung in Gedenken an die in | |
| Syrien getötete Ivana Hoffmann. [3][Sie ist die erste Deutsche, die im | |
| Krieg gegen den IS gestorben ist]. In einer Gedenkminute strecken die | |
| Teilnehmer ihre Hände zu Fäusten geballt in die Höhe oder zeigen das | |
| Peace-Zeichen, in diesem Kontext das Zeichen für den kurdischen Kampf. | |
| (epe) | |
| 14.20 Uhr: Ich geh mit meiner Polizeieskorte, und meine Polizeieskorte mit | |
| mir... Kaum sind mehr als 50 Demonstranten zusammen, folgt die Polizei. Am | |
| Frankfurter Rathaus, dem Römer, geht es jetzt los mit einer Kundgebung. Es | |
| ist so voll, dass sich die Leute bis weit in die Braubachstraße und vor die | |
| Paulskirche stauen. (lei) | |
| 14.12 Uhr: Zu den Protesten in Frankfurt äußert sich Katja Kipping von der | |
| Linken. „Als Linke haben wir zu Protesten gegen die unsoziale | |
| Troika-Politik im Rahmen des Aktionskonsens aufgerufen. Dieser sah | |
| ausdrücklich friedliche Aktionen vor. Leider haben sich nicht alle an | |
| diesen Konsens gehalten.“ Der Dank gelte allen, die zu einer Deeskalation | |
| beigetragen haben. „Dies war auch deshalb notwendig, weil Teile der Polizei | |
| die Stimmung aufgeheizt haben“, heißt es in dem schriftlichen Statement | |
| weiter. (hav) | |
| 14.00 Uhr: „Wir sind hier um unsere Solidarität bei diesem europäischen | |
| Anliegen zu zeigen. Es ist wichtig, dass wir uns international zusammentun. | |
| Und natürlich um Solidarität mit Griechenland zu zeigen“, sagt Thomas, | |
| Aktivist aus Frankreich. An der Jacke des 58-Jährigen heftet ein | |
| grün-lilaner „Avec les Grecs“-Aufkleber. (lei) | |
| 13.47 Uhr: Am Sitz der Rüstungsfirma „Diehl Aerospace“ in der Straße An d… | |
| Sandelmühle kommt es zu einer antimilitaristischen Spontandemonstration mit | |
| etwa 100 Teilnehmern. Das Motto: „War starts here.“ Der Haupteingang wird | |
| mit Farbe beschmiert. (taz) | |
| 13.30 Uhr: Im DGB-Haus an der Wilhelm-Leuschner-Straße ziehen Sprecher des | |
| [4][Blockupy-Bündnisses] eine Zwischenbilanz. Der Demo-Anmelder und | |
| Linkspartei-Politiker Ulrich Wilken: „Ich will ganz klar sagen: Ich hätte | |
| mir diesen Vormittag ganz anders gewünscht. Teilweise bin ich sehr betrübt | |
| und teilweise auch entsetzt gewesen über das, was ich selber erlebt habe | |
| und an Bildern gesehen habe. Das ist nicht das, was wir als | |
| Blockupy-Bündnis vereinbart haben.“ | |
| „Ich will aber auch in aller Deutlichkeit sagen, dass ich großes Verständis | |
| für die Wut der Menschen habe, die von der europäischen Verelendungspolitik | |
| betroffen sind, die etwa in Griechenland Schwierigkeit haben, an | |
| Medikamente zu kommen“, so Wilken. Diese Wut und Empörung ist in Frankfurt | |
| angekommen. Der Sprecher der Interventionistischen Linken, Christoph | |
| Kleine, sagt, dass nach Schätzungen des Bündnisses rund 6.000 Menschen an | |
| den Blockaden des Morgens beteiligt gewesen seien. (mka) | |
| 13.24 Uhr: Die Polizei Frankfurt veröffentlicht über ihren | |
| [5][Twitter-Account] ein Video, [6][„das die Angriffe auf das | |
| 1.Polizeirevier #Frankfurt zeigt und selbsterklärend ist.“] (hav) | |
| 13.20 Uhr: Der lang festgehaltene Demozug am Allerheiligentor hat sich | |
| jetzt wieder in Bewegung gesetzt und läuft die Friedberger Anlage entlang. | |
| Die 2.500 bis 3.000 Teilnehmer ziehen den Sandweg entlang. Die Stimmung | |
| unter den altersmäßig durchmischten Aktivisten ist friedlich und entspannt. | |
| (taz) | |
| 13.15 Uhr: Vize-Kanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht in der | |
| Bundespressekonferenz von einem erschreckenden Bild von Gewaltbereitschaft | |
| in Frankfurt, die durch nichts, aber auch gar nichts gerechtfertigt sei. | |
| Ausgerechnet die EZB anzugreifen, die für den Zusammenhalt in Europa stehe, | |
| sei eine intellektuelle Fehlleistung. Gabriel begrüßt in diesem | |
| Zusammenhang die Erhöhung der Ausgaben für Innere Sicherheit im | |
| Nachtragshaushalt der Bundesregierung. (taz) | |
| 12.58 Uhr: Gerade ist bei den meisten Aktivisten Mittagspause angesagt. In | |
| den Grünanlagen der Zeil – Frankfurts größter Einkaufsstraße – liegen | |
| überall Gruppen schlafend in der Sonne. Ein Demonstrant sitzt auf der | |
| Straße Obermainanlage direkt neben einer ausbrennenden Mülltonne und raucht | |
| Shisha. (taz) | |
| 12.50 Uhr: Meanwhile at the EZB.... EZB-Präsident Mario Draghi hat derweil | |
| den Neubau der Europäischen Zentralbank feierlich eröffnet. In kleinem | |
| Rahmen mit gut 100 geladenen Gästen. In seiner Eröffnungsrede ging Draghi | |
| auch auf die Demonstranten und die vielen unzufriedenen Menschen im | |
| Euroraum ein, die in den vergangenen Krisenjahren Einkommen und Wohlstand | |
| verloren hätten. Als eine Institution der Europäischen Union, die eine | |
| zentrale Rolle in der Krise gespielt hat, sei die EZB in den Fokus der | |
| Frustrierten geraten, sagte Draghi. „Möglicherweise ist dieser Vorwurf | |
| nicht fair. Denn unser Handeln zielte genau darauf ab, die wirtschaftlichen | |
| Schocks abzufedern.“ | |
| Doch die EZB müsse auf alle Bürger in allen Euroländern genau hören, nicht | |
| nur auf einige Wenige. „Es gibt einige, die wie die Demonstranten heute vor | |
| unserer Tür glauben, Europa tue zu wenig.“ Diese Menschen wollten mehr | |
| finanzielle Solidarität unter den Nationen. „Aber die Eurozone ist noch | |
| keine politische Union, in der einige Länder permanent für andere | |
| bezahlen“, so Draghi. (dpa/hav) | |
| 12.41 Uhr: Alter! Sind die gerade AUF die EZB? (lei) | |
| 12.38 Uhr: Jemand seine Demo-Sonnenbrille vergessen? Das Wetter in | |
| Frankfurt ist gut. Aber wer schnell noch Demo-Equipment in der Mittagspause | |
| shoppen will, hat Pech. H&M, Karstadt, Primark und viele andere Läden sind | |
| geschlossen. (lei) | |
| 12.32 Uhr: Wilhelm-Leuschner-Straße. Am hessischen DGB-Haus hat sich die | |
| Gewerkschaftskundgebung in Gang gesetzt. Wie viele dabei sind, ist schwer | |
| zu überschauen, einige Tausend dürfte es sein. Hier läuft der klassische | |
| Gewerkschaftsblock. Fahnen von Verdi und Attac werden geschwenkt. „Die | |
| Troika hilft den Banken, nicht den Menschen“, heißt es auf einem | |
| Transparent. Sie ziehen am Hotel Inter Continental vorbei, wo sich die | |
| distinguierten Concierges das Geschehen interessiert anschauen. (mka) | |
| 12.10 Uhr: Ostend. Aus dem Kessel mit Italienern rennen Polizeieinheiten | |
| jetzt schon zum zweiten Mal in die Reihen der Demonstranten, die neben dem | |
| Kessel stehen. Diese sollen sich vermummt haben. Es gibt Geschrei, | |
| Geschubse, Pfefferspray aus großen Kartuschen, jeder Strahl trifft | |
| Dutzende. Die Demonstranten bewerfen die Polizei mit Flaschen. (cja) | |
| Viele der aus dem Kessel Entlassenen müssen ärztlich vesorgt werden. Sie | |
| waren mit Kabelbindern gefesselt, wurden fotografiert und Platzverweise | |
| wurden ausgesprochen. (epe) | |
| 12.00 Uhr: An der Hanauer Landstraße, Ecke Uhlandstraße stehen Hunderte | |
| Aktivisten und üben sich in Solidarität. Ein paar Meter weiter wurde der | |
| bunte Regenbogenblock eingekesselt – vor allem DemonstrantInnen aus Italien | |
| werden von der Polizei am weiterziehen gehindert. Nun wollen auch die | |
| anderen hier bleiben. Von einem Demowagen aus schallen | |
| Solidaritätsbekundungen durch die Straßen. Zwischendurch wird es hier | |
| lauter, dann ist wieder alles friedlich. Die Polizei setzt Pfefferspray | |
| ein. Sofort vermummen sich einige Demonstranten. Vereinzelt fliegen | |
| Flaschen. (mka) | |
| 11.57 Uhr: Die Polizeigewerkschaft (DPolG) stapelt rhetorisch mal wieder | |
| ganz tief: Sie sieht in den Ausschreitungen eine neue Dimension der Gewalt. | |
| „Hier hat sich ein gewaltbereiter Mob aus ganz Europa versammelt, um unter | |
| dem Deckmantel der Kapitalismuskritik den Staat als solchen anzugreifen“, | |
| sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt. Demonstranten hätten gezielt | |
| Polizisten attackiert. „Das Ausmaß der Gewalt hat in seiner Geballtheit | |
| eine neue Qualität erreicht.“ (dpa/hav) | |
| 11.53 Uhr: Laut Aussage linker Parlamentarier erwägt die Polizei ein Verbot | |
| der Großdemonstration um 17 Uhr. (epe) | |
| 11.42 Uhr: Weiherstraße. Die rund 200 von der Polizei eingekesselten | |
| Italiener werden einzeln von Beamten aus der Gruppe gezogen, vermutlich zur | |
| Aufnahme der Personalien. Sie werden dann aber entlassen und von | |
| Sympathisanten rund um die Weiherstraße mit Applaus empfangen. Momentan | |
| ruhige Lage. (epe) | |
| 11.28 Uhr: Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hat grundsätzlich | |
| Verständnis für die kapitalismuskritischen Proteste in Frankfurt. „Für mich | |
| ist Meinungsfreiheit einer der Grundsteine der Demokratie und von daher | |
| habe ich Verständnis dafür“, sagte Jain am Mittwoch am Rande einer | |
| Konferenz in Frankfurt. „Die Arbeitslosigkeit ist 2015 auf einem | |
| Nach-Krisen-Hoch. Daher ist es klar, dass Menschen nicht glücklich über die | |
| Folgen sind – auch wenn man darauf hinweist, dass die EZB viel getan hat, | |
| um die Lage zu verbessern.“ (dpa) | |
| 11.15 Uhr: Ostendstraße. Die Blockaden am blauen und grünen Punkt vor der | |
| EZB wurden aufgelöst. Eigentlich wollten die Demonstranten jetzt im Zug | |
| Richtung Innenstadt, weg vom Bank Tower. Doch den Weg zurück versperren | |
| Hundertschaften der Polizei mit Wasserwerfern, die sich langsam auch an den | |
| Seiten der Demo entlangziehen. Viele fürchten, bald in einem Kessel zu | |
| sitzen. Die grüne Blockadegruppe versteckt sich hinter einem „Kaviar für | |
| alle“-Transparent mit grünen Fischen. „Haut ab“ rufen sie, die Polizei a… | |
| bleibt. (cja) | |
| 11.05 Uhr: Nach Polizeiangaben sind mindestens 88 Polizisten verletzt | |
| worden. 8 Beamte seien durch Steinwürfe verletzt worden, weitere 80 durch | |
| eine ätzende Flüssigkeit oder durch Reizgas. (dpa) | |
| 11.00 Uhr: Laut akuellen Meldungen hat die Polizei fünf Menschen | |
| festgenommen und rund 550 weitere Demonstranten vorübergehend in Gewahrsam. | |
| Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein und räumten brennende | |
| Barrikaden. (rtr) | |
| Der Morgen in Frankfurt: Gleich da vorne steht das monumentale Bauwerk: der | |
| neue Hauptsitz der Europäischen Zentralbank. Und nur wenige hundert Meter | |
| entfernt raucht noch ein ausgebrannter Opel vor sich hin. Absperrgitter | |
| liegen auf der Straße und Steine. Ein paar Meter weiter steht ein | |
| ausgebrannter Mercedes, er ist schon abgekühlt. Der Mercedes-Stern wurde | |
| herausgerissen, auf der Motorhaube klebt ein Aufkleber: „Kein Mensch ist | |
| illegal.“ An die Tür hat jemand noch einen anderen Aufkleber angebracht. | |
| Darauf steht: „Für das Recht auf Faulheit.“ | |
| Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Autos in Brand gesetzt. Zudem | |
| hätten Demonstranten Müllcontainer angezündet und Brandsätze gegen | |
| Polizeifahrzeuge geschleudert. Sieben Polizeiwagen stünden in Flammen. Auch | |
| seien Polizisten mit Steinen beworfen und Feuerwehren angegriffen worden. | |
| Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Brände zu löschen. Ein Sprecher | |
| des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim Einsatz von Wasserwerfern, | |
| Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien viele Demonstranten | |
| verletzt worden. | |
| Der Protest: Mit zahlreichen Veranstaltungen wollen Demonstranten gegen die | |
| Sparauflagen der sogenannten „Troika“ demonstrieren, mit denen die | |
| Europäische Union Druck auf Pleitestaaten wie Griechenland ausübt, etwa | |
| Privatisierungen voranzutreiben und Einschnitte in Sozialprogrammen | |
| vorzunehmen. Die Demonstranten kritisieren, diese Politik führe zu einem | |
| Zwei-Klassen-Europa und einer Verarmung des Südens und stehe einem | |
| demokratischen europäischen Integrationsprozess im Wege. | |
| Die Bewegung: Das Blockupy-Bündnis, ein Zusammenschluss zahlreicher linker | |
| Gruppen von Attac bis zur Linkspartei, will am Nachmittag mit einer großen | |
| Demonstration gemeinsam durch die Stadt ziehen. Dazu sind in Frankfurt auch | |
| Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen aus Italien, Frankreich, | |
| Griechenland und Spanien angereist. Seit den frühen Morgenstunden ziehen | |
| unzählige Kleingruppen durch das Stadtgebiet, die mit massenhaftem zivilen | |
| Ungehorsam nach eigenen Aussagen einen Tag lang „den kapitalistischen | |
| Normalbetrieb stören“ wollen. Im Zuge verschiedener Demonstrationen wollen | |
| auch bürgerliche Spektren am Mittwoch auf die Straße gehen. So ruft etwa | |
| der hessische Gewerkschaftsbund für den Mittag zu einer Demonstration. | |
| Die Polizei: Die Polizei hat die gesamte Frankfurter Innenstadt besetzt. | |
| Von einem städtischen Normalbetrieb ist nicht zu reden. Nach Polizeiangaben | |
| sollen mindestens 8.000 Polizisten aus ganz Deutschland im Einsatz sein. | |
| Die Polizeipräsenz wirkt jedoch noch weit umfassender. Mit großen | |
| Hinweiseschildern wird die Frankfurter Bevölkerung davor gewarnt, die | |
| Innenstadt aufzusuchen. Aufschrift: „Starke Ausschreitungen – bitte | |
| meiden!“ | |
| Der Termin: Am Vormittag will die Europäische Zentralbank (EZB) ihre neue | |
| Zentrale – die sie bereits seit mehreren Monaten nutzt – mit einem kleinen | |
| Festakt offiziell eröffnen. | |
| Aus Frankfurt berichten live [7][Christian Jakob] (cja), [8][Martin Kaul] | |
| (mk), [9][Alina Leimbach] (lei), [10][Erik Peter] (epe). In der Berliner | |
| Redaktion, [11][Rieke Havertz] (hav). Mit Material von den | |
| Nachrichtenagenturen dpa, reuters, ap. | |
| 18 Mar 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://twitter.com/DasErste/status/578205080048021504 | |
| [2] http://twitter.com/jensspahn/status/578109368714956800 | |
| [3] /!156112/ | |
| [4] http://blockupy.org/ | |
| [5] http://twitter.com/Polizei_Ffm | |
| [6] http://twitter.com/Polizei_Ffm/status/578160253193363456 | |
| [7] http://twitter.com/c_jkb | |
| [8] http://twitter.com/martinkaul | |
| [9] http://twitter.com/A_Leimbach | |
| [10] http://twitter.com/retep_kire | |
| [11] http://twitter.com/havpost | |
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| geben. Auch bündnisintern sind Frauen präsenter. | |
| Ausnahmezustand vor Blockupy: Frühling in Frankfurt | |
| Es ist der größte Polizeieinsatz der Stadtgeschichte: Vor den angekündigten | |
| Blockupy-Protesten hat in Frankfurt der Ausnahmezustand begonnen. | |
| Kommentar Blockupy: Schafe zählen | |
| Mit Protesten will das Blockupy-Bündnis am Mittwoch das Frankfurter | |
| Stadtleben lahmlegen. Das wollte es schon oft. Diesmal ist es soweit. | |
| Blockupy-Protest in Frankfurt: Zentralbank befiehlt Heimarbeit | |
| Blockupy will am Mittwoch die EZB in Frankfurt lahmlegen. Auch militante | |
| Gruppen mobilisieren. Die Stadt fürchtet Gewalt, die EZB macht sich klein. |