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# taz.de -- Windkraft in Deutschland: Ausstiegsdebatte um Offshoreanlagen
> Windmühlen auf hoher See seien in Deutschland ein teurer Irrweg, sagen
> Verbraucherschützer. Die Branche wehrt sich - und kommt mit dem Ausbau
> ohnehin nicht voran.
Bild: Dreht sich und macht Strom: Offshore Windpark Gunfleet Sands vor der engl…
BERLIN taz | Für den nächsten Kostenschock bei den Strompreisen könnte die
Offshore-Windkraft sorgen, fürchten Verbraucherschützer. Der Energieexperte
der Verbraucherschutz-Bundesverbands (VZBV), Holger Krawinkel, fordert nun,
ganz auszusteigen. „Der Bau von Seewindanlagen weit draußen und tief im
Meer stellt sich immer mehr als ein ökonomischer und technologischer
Irrläufer heraus“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Offshore-Windkraft ist nach Plänen der Bundesregierung fester Bestandteil
der Energiewende. Momentan sind rund 200 Megawatt errichtet, bis 2020 plant
der Bund mit 10.000 Megawatt Leistung, was bei derzeit verfügbaren Turbinen
etwa 1.500 bis 2.500 Windräder auf See ausmacht. Sie würden so viel Strom
erzeugen wie vier bis fünf Atomreaktoren. Zehn Jahre später sollen es dann
25.000 Megawatt sein.
Ein Windrad auf See läuft im Jahr rund doppelt so viele Stunden wie an
Land; trotzdem ist der Strom wegen des aggressiven Salzwassers, der
komplizierten Wartung und der Verankerung am Meeresgrund teurer – nach
aktuellen Vergütungssätzen rund ein Drittel. Als Alternative schlägt der
Verbraucherschutz mehr Windräder an Land und mehr Solarmodule vor, die
immer billiger zu haben seien.
Dadurch würden auch weniger Netze benötigt, was zusammen rund zwei
Milliarden Euro im Jahr sparen würden, heißt es in einer Studie, auf die
sich Krawinkel bezieht. „Die Frage für die Verbraucher ist: Wollen sie
lieber teure Offshore-Windkraft oder günstigere an Land, die dafür
sichtbarer ist?“, sagt Niels-Sönnick Schnoor, Referent für erneuerbare
Energien beim VZBV.
Der Verband glaubt zudem nicht, dass die Meereswindkraft künftig
signifikant billiger wird. Dem widersprechen Branchenvertreter allerdings.
„Wir stehen noch ganz am Anfang der Lernkurve und sehen große Potenziale,
um Kosten zu senken“, sagt etwa Ronny Meyer, Geschäftsführer der
Windenergie-Agentur WAB. Als Beispiel nennt er leistungsstarke Windturbinen
für Offshore-Windparks, deren Fertigung noch nicht automatisiert ist.
Auch Spezialschiffe würden die Kosten senken, die bisher teure Wartung
könnte zentralisiert werden. Meyer verweist auf eine [1][Studie der
staatlich-britischen Crown Estate], die der Offshore-Windkraft dort bis
2020 Kostensenkungen von rund 30 Prozent prognostiziert. Er warnt davor,
die Branche, die seit zehn Jahren aufgebaut wird, nun abzuwürgen. „Der
Verbraucherverband hat auch schon bei der Photovoltaik unterschätzt, wie
schnell die Kosten sinken“, sagt Meyer. Er geht ohnehin davon aus, dass bis
zum Jahr 2020 maximal 7.000 Megawatt Windleistung im Meer steht – deutlich
weniger, als die Regierung plant.
Dass es wegen der Verzögerung zu einem Stromengpass kommt, ist zudem
unwahrscheinlich. Denn obwohl Deutschland vor zwei Jahren acht
Atomkraftwerke abgestellt hat, exportierte das Land 2012 so [2][viel Strom
wie seit fünf Jahren] nicht mehr, deutlich mehr als es importierte.
2 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.thecrownestate.co.uk/tcform/TandCsDialog?f=%2fmedia%2f305094%2fo…
[2] /typo3/http:www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013…
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