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# taz.de -- Cuxhavens Windparks darben: Basishafen ohne Basis
> In Cuxhaven ist alles bereit für den Aufbau der Windparks auf See. Doch
> wegen des unklaren Kurses bei der Energiewende wird sich auf den
> aufwändigen Kais in nächster Zeit kaum etwas tun.
Bild: Gelbe Schwergewichte: Stützkreuz-Fundamente für Offshore-Windräder war…
Die Hiobsbotschaften für die Offshore-Basis Cuxhaven reißen nicht ab. Bis
zum 30. April will die Cuxhaven Steel Construction (CSC), eine Firma, die
Fundamente für Windkraftanlagen baut, ihren Betrieb einstellen. Bereits im
Januar hatte der Baukonzern Strabag angekündigt, er werde den Bau einer
Fabrik für Schwerkraftfundamente von Windrädern „bis auf Weiteres“
verschieben (siehe unten). Der „führende Offshore-Basishafen“ – wie es in
der Eigenwerbung heißt – muss bis auf Weiteres auf seinen hochgerüsteten
Kais eine ruhige Kugel schieben.
Cuxhaven, wo die schweren Fundamente, die Türme und Rotoren für die
geplanten Windparks in der Nordsee verschifft werden sollen, wird damit vom
hü und hott bei der Energiewende eingeholt. „Die Industrie ist total
verunsichert“, sagt der parteilose Oberbürgermeister Ulrich Getsch. „Wir
haben eine Auftragslücke von anderthalb Jahren.“
Da hilft es der Stadt auch nicht, dass das Land und private Investoren
jeweils 60 Millionen Euro in den Aufbau einer Spezial-Infrastruktur
gesteckt haben: Die Kais wurden verstärkt, um das enorme Gewicht der
Fundamente tragen zu können. Die Offshore-Basis hält eine
Schwerlast-Plattform zum Verladen der Anlagen vor. Überdies ist der Hafen
an der Elbmündung zentral gelegen: Von hier aus lässt sich die ganze
Deutsche Bucht bedienen.
Cuxhaven Steel Construction ist Teil der Bard-Gruppe, des Unternehmens, das
den ersten kommerziell betriebenen Windpark in den deutschen Teil der
Nordsee stellen wollte. Weil das Geschäft neu war, entschloss sich der
damalige Eigentümer Arngolt Bekker, alles selbst zu machen: vom Bau der
Windräder bis zum Betreiben der Errichterschiffe.
Mit der Fertigstellung von 81 Fundamenten für den Windpark „Bard Offshore
I“ ist CSC jetzt die Arbeit ausgegangen. „Ein Folgeauftrag konnte nicht
realisiert werden“, sagt Unternehmenssprecher Axel Bahr. Der Bard-Windpark
„Veja Mate“ ist zwar ebenfalls genehmigt und könnte über einen Bypass ans
Netz angeschlossen werden. Bisher sei aber kein Investor dafür gefunden
worden. Das Gleiche gilt für die Bard-Gruppe als Ganzes.
Auch Bürgermeister Getsch hofft auf einen Geldbringer. „Wir haben einen
großen Interessenten“, sagt er. Über dessen Namen müsse er aber schweigen.
Im Übrigen sei die Produktion an der Offshore-Basis ja nicht komplett zum
Erliegen gekommen. Die Firma Ambau produziert Rohre für den Offshore-Park
„Meerwind“. Und für die nicht ausgelasteten Anlagen überlege die
Wirtschaftsförderung schon die Pläne B und C.
„Wir haben zu wenig Fläche im Hafen“, sagt der Oberbürgermeister. Dabei s…
der Transport besonders von Autos im Kurzstreckenseeverkehr stark gefragt.
Die Stadt überlegt deshalb, den Offshore-Terminal vorübergehend auch zur
Autoverladung zu nutzen.
Über die Mitarbeiter von CSC macht sich Getsch keine ganz großen Sorgen.
„Das sind hoch qualifizierte Leute“, sagt er. Bard hat angekündigt, 25 der
120 Mitarbeiter in anderen Gesellschaften der Gruppe weiter zu
beschäftigen. Getsch hofft, dass das noch ein paar mehr werden.
Im Landesvergleich ist die Arbeitsmarktlage in Cuxhaven nicht schlecht: Die
Arbeitslosigkeit lag im Januar bei knapp sieben Prozent. In Emden, dem
anderen Offshore-Stützpunkt des Landes, waren es neun Prozent in der Stadt
und vier Prozent auf dem Land. Ganz Niedersachsen hat sieben Prozent
Arbeitslose.
Bard-Sprecher Bahr schiebt einen Teil der Schuld für das CSC-Scheitern der
Politik zu. Das sei „letztlich auch ein Abbild der Situation in der
Offshore-Windindustrie, in der es, auch aufgrund der unsicheren politischen
Rahmenbedingungen, an Neuaufträgen mangelt“.
Hintergrund ist die von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) geführte
Debatte über eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), durch die
die Kosten der Energiewende begrenzt werden sollen. „Wenn Altmaier sagt:
Man muss darüber nachdenken, ob die Energiewende nicht zu schnell geht“,
sagt Oberbürgermeister Getsch, „verunsichert das natürlich Investoren.“
13 Feb 2013
## AUTOREN
Gernot Knödler
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