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# taz.de -- Uniter-Mitgliedschaft von Robert Möritz: Ein obskurer Verein
> Wegen eines CDUlers in Sachsen-Anhalt ist Uniter in die Schlagzeilen
> geraten. Was ist das für ein Verein? Und was haben Freimaurer damit zu
> tun?
Bild: In guter Gesellschaft? Bei Uniter tummeln sich ehemalige Soldaten – und…
Berlin taz | Das Logo des Vereins Uniter war der Auslöser für die
Regierungskrise in Sachsen-Anhalt. Nachdem Twitter-Nutzern das
Schwertsymbol auf einem Profilfoto von Robert Möritz aufgefallen war und
sie auch Fotos fanden, die ihn mit einer großen Uniter-Flagge zeigen,
schauten sich Rechercheure von [1][Sachsen-Anhalt Rechtsaußen] die
Personalie genauer an. Und siehe da: Der Beisitzer im CDU-Kreisvorstand
Anhalt-Bitterfeld war nicht nur bei Uniter aktiv, sondern mutmaßlich auch
ein Neonazi.
Seitdem muss sich die CDU [2][fragen lassen], wie sie mit Rechtsextremen in
den eigenen Reihen umgeht – und es ist viel von Uniter die Rede. Was ist
das überhaupt für ein Verein?
Im Uniter e.V. haben sich vor allem aktive und ehemalige Soldaten,
Polizisten und private Sicherheitsleute zusammengeschlossen. Der
Selbstdarstellung zufolge ist es lediglich ein karitatives Berufsnetzwerk.
Bereits vor einem Jahr hat die taz [3][aber über Aktivitäten des Vereins
berichtet], die der harmlosen Selbstdarstellung widersprechen: Über ein vom
Bundeswehrsoldaten André S. alias [4][„Hannibal“] angeleitetes
paramilitärisches Training, über sektenartige Strukturen und Kopfgelder auf
Verräter.
Es ist auch lange bekannt, dass es in Süddeutschland große Überschneidungen
von Uniter und einer Prepper-Chatgruppe gab, die Hannibal als Administrator
verwaltete. Der rechtsextreme Bundeswehroffizier Franco A., der sich wegen
Terrorvorwürfen vor Gericht verantworten muss, war damals bei
Vereinstreffen dabei, bei ihm wurde auch ein Uniter-Patch gefunden. Uniter
e.V. wird zwar nicht vom Verfassungsschutz beobachtet, die
Sicherheitsbehörden gehen aber „Hinweisen auf extremistische Bestrebungen“
nach.
## Zwei Gründungen
Im Zuge der Vorgänge in Sachsen-Anhalt berichten nun Medien über weitere
CDU-Mitglieder aus Sachsen-Anhalt, die eine Uniter-Verbindung haben.
Dabei muss man aber wissen: Uniter wurde zweimal gegründet. Das erste Mal
im Juni 2012 in Halle, Gründungsmitglieder waren vor allem
Soldatenkameraden von André S., die meisten aus dem Kommando Spezialkräfte
der Bundeswehr (KSK). Dazu kamen einige Männer, die André S. über seine
Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge kannte; diese kannten sich mit der
Vereinsbürokratie besser aus.
Zu diesen Männern gehört auch das CDU-Mitglied, über das am Mittwoch das
Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete. Ziel war es unter anderem, über
den Verein KSK-Soldaten eine billigere Versicherung zu ermöglichen. Viele
Vereinsaktivitäten gab es trotz großer Pläne Hannibals zunächst nicht.
Dieser erste Uniter-Verein hatte eine überschaubare Größe, die Rede ist von
etwa 40 Mitgliedern. Zwar wurde seine Auflösung bereits beschlossen, formal
existierte der erste Verein aber noch bis in dieses Jahr hinein.
## Eine „außerordentliche Kündigung“
Hannibal ist längst weitergezogen. Im Jahr 2016 hat er nochmal einen Verein
namens Uniter e.V. gegründet, dieses Mal in Stuttgart, nach eigenen Angaben
gemeinnützig. Neben Soldaten gewann er wieder Freimaurer-Brüder, bei der
Vereinsgründung mitzumachen. Vom ersten Uniter-Verein in Halle war nur noch
eine Person bei der Neugründung dabei, ein Bundeswehr-Kamerad von André S.
Gründungsvorsitzender wurde Ringo M., damals Mitarbeiter des
[5][Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg].
In diesen neuen Uniter-Verein ist irgendwann Kai Mehliß eingetreten:
Oberstleutnant der Reserve, Beisitzer im CDU-Kreisvorstand in
Anhalt-Bitterfeld und wie Robert Möritz Mitglied des „Konservativen
Kreises“ der Landespartei, der mit der AfD flirtet. Möritz ist auf
öffentlichen und internen Druck hin inzwischen aus Uniter ausgetreten. Laut
Vereinssatzung ist ein Austritt eigentlich nur „unter Einhaltung einer
Frist von drei Monaten zum Ende eines Kalenderjahres möglich“. Laut Uniter
wurde einer „außerordentlichen Kündigung“ stattgegeben.
Wann genau Mehliß sich dem Verein anschloss, ist nicht bekannt. Fest steht:
Er ist kein einfaches Mitglied. Mehliß verfügt über eine
Uniter-Mailadresse, die gewöhnlich Funktionären des Vereins vorbehalten
ist, und bei ihm in Bernburg fand vergangene Woche der „Security Round
Table Sachsen-Anhalt“ statt, so nennt der Verein seine Regionaltreffen. Auf
der Agenda: Terminplanung 2020 und die Frage, wie viel Zeit die Mitglieder
für den Verein aufbringen können.
Laut dem Generalsekretär der CDU Sachsen-Anhalt Sven Schulze ist auch
Mehliß inzwischen kein Mitglied mehr bei Uniter. Nach taz-Informationen
gibt es daran aber Zweifel, zumindest nutzt Mehliß weiter seine
Uniter-Mailadresse. Auf Anfrage schreibt er: „Ich bin kein Mitglied bei
Uniter“ und verweist für weitere Fragen an den CDU-Landesvorstand. Dieser
hat auf eine taz-Anfrage bislang nicht geantwortet. Und auch Uniter
beantwortet die Frage nicht, ob Mehliß noch Mitglied im Verein ist.
## Und die Freimaurer?
Kai Mehliß ist Freimaurer und Vorsitzender einer Loge in Bernburg. Über die
Freimaurerei ist er auch mit manchen der Akteure des ersten Uniter-Vereins
bekannt. Eine ganze Reihe von Uniter-Vertretern ist bei den Freimaurern –
und sie zeigen diese Verbindung auch gerne. Von einem Ball der von Soldaten
geführten American Canadian Grand Lodge im Jahr 2018 liegen der taz Fotos
vor, auf denen Uniter-Leute mit Schärpen und Pins mit Vereinslogo
abgebildet sind. Einige Uniter-Funktionäre, darunter Polizisten,
KSK-Soldaten und der damalige Verfassungsschutzmitarbeiter Ringo M., haben
sich auch in einem Lazarus-Orden zum Ritter schlagen lassen.
Die Vereinigten Großlogen von Deutschland e.V., der Freimaurer-Dachverband,
hat sich vor Kurzem von Uniter distanziert und eine
Unvereinbarkeitserklärung herausgegeben. Wie genau vorgegangen wird,
obliegt aber den einzelnen Großlogen. In Freimaurer-Kreisen wird beklagt,
dass nun mancherorts eine „Hexenjagd“ auf Uniter-Mitglieder stattfinde.
Der aktuelle Uniter-Verein distanziert sich regelmäßig von Extremismus
aller Art. Auf konkrete Vorwürfe geht er aber in der Regel nicht ein oder
versucht – was etwa das paramilitärische Training oder
[6][Auslandsaktivitäten] angeht – die wahren Vorgänge zu verschleiern. Der
Verein hat ebenso behauptet, es gebe keine Ermittlungen gegen
Vereinsmitglieder. Dabei ist André S. wegen Verstoßes gegen des Waffen- und
das Sprengstoffgesetz inzwischen sogar angeklagt.
Auch die Mitgliederzahl, die mit rund 2000 angegeben wird, dürfte in
Wirklichkeit niedriger liegen. Und die allermeisten von ihnen sind offenbar
nicht einmal offiziell richtige Mitglieder. Der taz liegt das Protokoll der
Jahreshauptversammlung 2018 von Uniter vor. Darin ist zur
Beschlussfähigkeit handschriftlich festgehalten: „Sechs von sieben
ordentlichen Mitgliedern waren anwesend“.
18 Dec 2019
## LINKS
[1] https://lsa-rechtsaussen.net/robert-moeritz-ein-neonazi-in-der-cdu/
[2] /Nazi-Kontakte-des-CDU-Mannes-Moeritz/!5650838
[3] /taz-Recherche-zu-rechtem-Netzwerk/!5557397
[4] /Schwerpunkt-Hannibals-Schattenarmee/!t5549502/
[5] /taz-Recherche-zu-Hannibal-Netzwerk/!5577527
[6] /taz-Recherche-zu-rechtem-Netzwerk/!5577832
## AUTOREN
Sebastian Erb
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