| # taz.de -- Parteiausstieg von Robert Möritz: Er will keine zweite Chance | |
| > Die CDU in Sachsen-Anhalt wollte Robert Möritz die Möglichkeit geben, | |
| > seine rechte Vergangenheit hinter sich zu lassen. Nun ist er ausgetreten. | |
| Bild: … will die CDU Sachsen-Anhalt sein. Ist Robert Möritz nun einer oder n… | |
| Magdeburg taz | Der CDU-Kreispolitiker Robert Möritz aus Anhalt-Bitterfeld | |
| hatte mit seinem Engagement in der rechten Szene die [1][CDU Sachsen-Anhalt | |
| in eine handfeste Krise] geführt. Dann rief der Landesvorstand alle | |
| Kreisverbände zusammen, um über das Parteimitglied mit Verbindungen in die | |
| rechtsextreme Szene zu sprechen. Das Ergebnis der Krisensitzung in | |
| Magdeburg am Donnerstag: Möritz bekommt eine zweite Chance, wenn auch unter | |
| Auflagen. | |
| Doch nun kam kurzerhand doch alles anders: Möritz hat entschieden, aus der | |
| Partei auszutreten. Das sagte der Generalsekretär des Landesverbands | |
| Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, am Freitag auf Anfrage. In der | |
| Austrittserklärung, die der [2][Welt] vorliegt, bittet Möritz um die | |
| „sofortige Niederlegung sämtlicher parteiinterner Funktionen und den | |
| sofortigen Austritt aus der CDU“. | |
| Möritz' Begründung: „Um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden und | |
| politische Diskussionen zu befrieden möchte ich hiermit ein persönliches | |
| Zeichen setzen. Manchmal bedarf es der Besinnung auf die wahren Prioritäten | |
| im Leben.“ Er vertrete die Werte der CDU und fühle sich ihnen verbunden, | |
| hieß es weiter. | |
| Wie umgehen mit dem Kommunalpolitiker Robert Möritz? Diese Frage spaltete | |
| die CDU in diesen Tagen. Stellte sich der Kreisverband Anhalt-Bitterfeld in | |
| den zuletzt noch hinter den 29-jährigen, forderten Teile der Union seinen | |
| sofortigen Ausschluss. „Ohne Wenn und Aber“ lehne die CDU Sachsen-Anhalt | |
| jede Form von Extremismus ab, heißt es im einstimmigen Beschluss der | |
| Krisensitzung am Donnerstag. Die CDUler stellten klar, wer keinen Platz in | |
| ihrer Partei hat: „Wer bewusst am Körper oder an der Kleidung äußere | |
| Erkennungszeichen trägt, die auf eine rechtsextreme oder antisemitische | |
| Gesinnung oder Haltung schließen lassen, kann nicht Mitglied der CDU | |
| Sachsen-Anhalt sein“, sagt CDU-Landeschef Holger Stahlknecht. | |
| ## Böse Miene zum bösen Spiel | |
| Die finsteren Mienen der CDU-Politiker auf der Pressekonferenz machten den | |
| Ernst der Lage deutlich. Man wolle entschlossen gegen Rechts stehen. | |
| Trotzdem sollte Möritz bis auf Weiteres, wenn auch unter Vorbehalt, | |
| Mitglied der Christdemokraten bleiben. Denn „jeder hat eine zweite Chance | |
| verdient“, so Stahlknecht. Für diese zweite Chance sollte Möritz tiefe | |
| Einblicke in sein Leben gewähren – diesmal ohne Lügen. Noch vor kurzem | |
| leugnete er die Verbindungen in die rechte Szene, räumte dann nach | |
| Enthüllungen vor einer Woche ein, im Jahr 2011 bei einer Neonazi-Demo als | |
| Ordner dabei gewesen zu sein. Bis vor wenigen Tagen war Möritz außerdem | |
| [3][Mitglied im umstrittenen Verein Uniter]. | |
| Am 27. Dezember hätte Möritz zwei Bedingungen erfüllt haben müssen, um | |
| weiterhin Mitglied bleiben zu können. So sollte er schriftlich und | |
| lückenlos seine Aktivitäten und Vernetzungen in die rechtsextreme Szene | |
| offenlegen. Auch hätte er anerkennen müssen, dass Hakenkreuze oder andere | |
| NS-Symbole nicht mit den Grundsätzen der Partei vereinbar seien. | |
| ## Nazi-Tattoo: Die Schwarze Sonne | |
| Ein Blick auf Möritz' Arm zeigt, die Umsetzung der zweiten Forderung ist | |
| durchaus schwierig. Denn dort prangt ein Tattoo der Schwarzen Sonne. Ein | |
| Symbol, dass der rechtsextremen Szene zuzuordnen ist und in diesen Kreisen | |
| als Ersatz für das Hakenkreuz dient. Das unter Nazis beliebte Symbol trägt | |
| Möritz bewusst am Körper – eigentlich ein Ausschlusskriterium, nimmt man | |
| die Worte des Landesverbands ernst. Stahlknecht betonte, dass seine Partei | |
| Extremismus ablehne und keine rechtsextremen Kennzeichnungen dulde. Er | |
| forderte, Möritz müsse sich das Tattoo entfernen lassen. | |
| Am 28. Dezember, ein Tag nach der Deadline, wollte sich der Landesvorstand | |
| in einer Sondersitzung zusammenfinden. Möritz sollte dort die Möglichkeit | |
| bekommen, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Bis dahin hatte die Partei den | |
| Kommunalpolitiker aufgefordert, von der Ausübung seiner Ämter abzusehen. | |
| Stahlknecht betonte außerdem: „Wenn bis dahin neue Umstände auftreten, die | |
| Herr Möritz nicht offengelegt hat, wird sofort ein | |
| Parteiausschlussverfahren eingeleitet“. | |
| ## Rechte Ausreißer in der CDU Sachsen-Anhalt? | |
| Den Verdacht, einige Mitglieder der CDU stünden zu weit rechts, wies der | |
| Landeschef konsequent zurück: „Die CDU ist eine breitgefächerte Partei“. | |
| Der konservative Kreis sei oft provokant und laut, gibt er zu. „Aber wir | |
| sind eine Partei der Mitte.“ Eine Partei, die mit Extremisten nichts am Hut | |
| habe. | |
| Mit Rechtsextremisten hatte Möritz 2014 noch Kontakt. Der MDR | |
| veröffentlichte am Mittwochabend Aufnahmen, die den CDU-Mann weiter | |
| belasteten. Auf einem Facebook-Bild ist er mit Mitgliedern der Nazi-Band | |
| „Barricades“ zu sehen. Im Kommentarbereich schreibt er: „War ein geiler | |
| Abend“. Stahlknecht betonte, es gebe „gewichtige Stimmen“ für einen | |
| Ausschluss, aber genauso Stimmen dagegen. Nun hat Möritz sich selbst | |
| ausgeschlossen. Was an seiner Begründung dran ist, wird sich zeigen. | |
| 20 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nazi-Kontakte-des-CDU-Mannes-Moeritz/!5650838 | |
| [2] https://www.welt.de/politik/deutschland/article204472156/Ex-Neonazi-Robert-… | |
| [3] /Uniter-Mitgliedschaft-von-Robert-Moeritz/!5651040 | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Julino | |
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