| # taz.de -- Nazi-Kontakte des CDU-Mannes Möritz: CDU bröckelt am rechten Rand | |
| > In Sachsen-Anhalt geht der Streit um die rechte Vergangenheit des | |
| > CDU-Politikers Robert Möritz weiter. Jetzt äußert sich erstmals die | |
| > Bundespartei. | |
| Bild: Verschwommene Grenze nach Rechts: Sven Schulze, Generalsekretär der CDU … | |
| Berlin taz | Wenige Tage, nachdem öffentlich geworden ist, dass in der CDU | |
| Sachsen-Anhalt [1][ein Mann mit rechtsradikaler Vergangenheit in einem | |
| Kreisvorstand sitzt], reagiert nun die Bundespartei. Wohl aus Sorge, dass | |
| die Regierungskoalition aus CDU, Grünen und SPD ins Rutschen kommen könnte, | |
| hatte es die CDU-Parteizentrale in Berlin bisher für die bessere Lösung | |
| gehalten, [2][einfach nichts zu sagen.] | |
| Am Montagabend endete dieses Schweigen. Bundesgeschäftsführer Stefan | |
| Hennewig – und nicht etwa die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer oder | |
| ihr Generalsekretär Paul Ziemiak – hat sich in einer E-Mail an alle | |
| CDU-Landesverbände gewandt. Die Partei, so heißt es darin, toleriere keine | |
| Rechtsradikalen in ihren Reihen. „Wir sind überzeugt, dass die Demokratie | |
| dort ihre Vitalität und Stärke beweist, wo es ihr gelingt, Menschen auf | |
| Grundlage demokratischer Werte einzubinden.“ | |
| Strittige Fälle müssten in den Landesverbänden besprochen und entschieden | |
| werden. Hennewig warnt zugleich, Rechtsradikale hätten in der CDU nichts zu | |
| suchen. Alle seien „in der Pflicht, sicherzustellen, dass totalitäres | |
| Denken in unseren Reihen ausgeschlossen ist“. | |
| In Magdeburg erklärte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff | |
| gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Ohne Wenn und Aber: Hakenkreuze und | |
| CDU geht gar nicht.“ An diesem Donnerstag will sich CDU-Landeschef Holger | |
| Stahlknecht mit den Kreisvorsitzenden treffen. Danach soll sich der | |
| Landesvorstand mit dem Geschehen um das CDU-Kreisvorstandsmitglied Robert | |
| Möritz aus Anhalt-Bitterfeld befassen. | |
| ## Möritz sieht „Zersetzungsmaßnahmen“ | |
| Möritz war 2011 Ordner bei einer Neonazi-Demo, er trägt ein | |
| [3][Nazi-Tattoo] und gehörte bis zum Wochenende dem Verein Uniter an, | |
| [4][der rechter Umtriebe verdächtig ist] und mittlerweile auch im Visier | |
| der Sicherheitsbehörden steht. | |
| Selbst eingeräumt hatte Möritz all dies nicht, gelobte aber nach | |
| Bekanntwerden der Fakten Läuterung. In einer Schriftlichen Stellungnahme | |
| spricht er von „Zersetzungsmaßnahmen“ gegen seine Person als „typische | |
| Methoden von Diktaturen“. | |
| Der Spiegel berichtet indes, dass Möritz selbst [5][bei seinem Alter die | |
| Unwahrheit gesagt haben soll.] Bei der Nazi-Demo 2011 war er nicht, wie er | |
| sagt, 19 Jahre alt, sondern bereits 21. | |
| Zu den Vorgängen in seiner Partei hat sich am Dienstag auch | |
| Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble geäußert. Dem Sender RTL sagte er: | |
| „Mit Neonazis können demokratische Parteien und insbesondere die Partei, | |
| der ich angehöre, nichts zu tun haben.“ Schäuble räumte ein, mit dem Fall | |
| nicht besonders gut vertraut zu sein. | |
| ## Die CDU Sachsen-Anhalt verliert alle Hemmungen | |
| Ähnlich sieht die Sache der Parlamentarische Geschäftsführer der | |
| Unions-Fraktion im Bundestag. Michael Grosse-Brömer sagte der taz, es sei | |
| nicht Aufgabe seiner Fraktion, „gewisse Umstände“ zu bewerten. „Wenn es … | |
| ist, dass sich da jemand von Verflechtungen in rechtsradikale Verbindungen | |
| löst, finde ich das erst mal eine gute Entwicklung.“ | |
| Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff soll sich in einer Sitzung der | |
| Landtagsfraktion am Montagnachmittag mit dem Kreisverband, in dem Robert | |
| Möritz Vorstandsmitglied ist, solidarisch erklärt haben. Er habe mit dem | |
| CDU-Landrat von Anhalt-Bitterfeld, Uwe Schulze, telefoniert. Dieser habe | |
| ihm versichert, dass es sich bei Möritz um einen Aussteiger aus der rechten | |
| Szene handele. | |
| Der CDU-Landesverband Sachsen-Anhalt droht immer mehr aus dem Ruder zu | |
| laufen. In den zurückliegenden Monaten gewannen dort Kräfte die Oberhand, | |
| die sich eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht nur vorstellen können, | |
| sondern diese auch vorantreiben. | |
| Im Sommer diesen Jahres etwa verfassten die beiden Vizefraktionschefs eine | |
| „Denkschrift“, in der es heißt: „Es muss wieder gelingen, das Soziale mit | |
| dem Nationalen zu versöhnen.“ Bündnisse mit der AfD sollte die CDU „nicht | |
| ausschließen“. Das Konrad-Adenauer-Haus musste intervenieren. Ähnlich war | |
| es bereits ein Jahr zuvor abgelaufen, als im Mageburger Landtag fünf | |
| CDU-Abgeordnete in einer von der AfD beantragten Debatte zum | |
| Linksextremismus mit der AfD-Fraktion gestimmt hatten. | |
| 17 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Koalitionskrise-in-Sachsen-Anhalt/!5650532 | |
| [2] /Moeritz-Skandal-in-Sachsen-Anhalt/!5646311 | |
| [3] /Koalitionskrise-in-Sachsen-Anhalt/!5650697 | |
| [4] /taz-Recherche-zu-rechtem-Netzwerk/!5577832 | |
| [5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-in-sachsen-anhalt-ministerpr… | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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