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# taz.de -- Identitäre Bewegung räumt Hausprojekt: Identitäre ohne Zentrum
> In Halle kündigt die Identitäre Bewegung ihre Räume. Das rechtsextreme
> „Leuchtturmprojekt“ scheiterte auch dank Druck aus der Gesellschaft.
Bild: Ein Bild aus der Vergangenheit: Anhänger der Identitären Bewegung im Ju…
Hamburg taz | Aus und vorbei. In Halle an der Saale ist die Identitäre
Bewegung (IB) mit ihrem Hausprojekt „Flamberg“ gescheitert. Die
Rechtsextremen um Mario Müller betreiben in dem vierstöckigen [1][Haus in
der Adam-Kuckhoff-Straße] keine Bar mehr. Die Büroräume in dem Gebäude hat
die IB ebenfalls schon geräumt. Auf dem neurechten Webportal sezession.net
bestätigt der Portalbetreiber Götz Kubitschek am Donnerstag das Ende des
Wohnprojekts. Mehr noch: Er spekuliert über das Aus der IB.
Im April 2016 hatte der Leiter des Instituts für Staatspolitik (IfS) und
hessische AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Lichert das Haus mit einer
Grundfläche von 338 Quadratmetern für 330.000 Euro erworben. Knapp ein Jahr
später, im Frühjahr 2017, zog die regionale Gruppe der IB in das Gebäude
gleich gegenüber der Universität ein.
Auch andere neurechte Projekte nutzten die Räume. In einem Spendenaufruf
für das Objekt legte Kubitschek, der das IfS gründete und den Antais Verlag
betreibt, dar, dass das rechte Milieu für die Verstetigung der politischen
Arbeit mehr feste Orte mit „Strahlkraft“ bräuchte. Im ersten Jahr fanden
auch Salons, Partys, Konzerte und Vortragsabende statt.
Die Veranstaltungen der IB waren aber immer wieder von Protesten begleitet.
Auf ihrer bundesweiten Webseite räumt die IB ein, dass dieser Druck ein
Grund dafür gewesen sei, dass das „Leuchturmprojekt AK 16 den ersten echten
Rückschlag“ erlitt. Das Mietverhältnis sei seit Oktober aufgelöst, im
November hätten sie endgültig die Räume geräumt.
## Lebenslüge von der gewaltfreien rechten Gruppe
In diesem Jahr waren die Aktivitäten der IB in der Adam-Kuckhoff-Straße 16
auch schon zurückgegangen. „Die Idee eines Zentrums hier in Halle ist
gescheitert“, sagt Torsten Hahnel, Rechtsextremismusexperte von
„Miteinander e.V.“. Den anhaltenden Protest gegen die Nutzer des Hauses
nennt auch Hahnel als wichtigen Grund dafür, dass „das Leuchtturmprojekt
nicht mehr leuchtet“. Gegen diesen Druck von Anwohner*innen, der
Universität und der Stadt Halle hätte die IB kein Konzept gehabt. Mit ihrem
Versuch, am 20. Juli einen Aufmarsch auszurichten, scheiterte sie zuletzt
an breitem Protest.
Hahnel denkt aber auch, dass „die Lebenslüge der IB, gewaltfrei zu sein“,
längst entlarvt sei. IB-Anhänger*innen griffen aus dem Haus heraus
[2][unter anderem zwei Zivilbeamte an]. Erst am Abend des 29. November
durchsuchte die Polizei das Gebäude. Der Grund: Identitäre hatten Gäste
einer Geburtstagsfeier in der Nähe angegriffen. Vier Menschen mussten
medizinisch versorgt werden.
In seinem Statement zur IB auf sezession.net schreibt Kubitschek die Mär
von der gewaltfreien Gruppe fort und sieht sie als Opfer politischer
Verhältnisse. „Es ist dem Staat samt seinen gewalttätigen Helfern aus
Antifa-Kreisen gelungen, einen jungen, patriotischen Ansatz zu
kriminalisieren und letztlich zu marginalisieren“, schreibt Kubitschek.
## „Bio und Jute“ statt „Glatze und Bomberjacke“
Ohne die Unterstützung von Kubitschek wäre die IB schon 2013 gescheitert.
Seit 2012 ist der eingetragene Verein mit rund 500 Anhängern in Deutschland
aktiv. Bundesweit bekannt wurden die Identitären 2016 mit der kurzfristen
Besetzung des Brandenburger Tors. Immer wieder versuchen sie durch Aktionen
vor dem „großen Austausch der eigenen Bevölkerung“ und der „Islamisieru…
des Landes“ zu warnen.
Die [3][moderne Präsenz in den sozialen Medien] brachte ihnen viel
Resonanz. Aber auch dass sie Klischeevorstellungen zum Rechtsextremismus
unterliefen. Die Anhänger*innen machten eher auf Jute und Bio statt auf
Glatze und Bomberjacke.
In der Auseinandersetzung legten Rechtsextremismusforscher*nnen und
Journalist*innen die Blut-und-Boden-Ideologie der IB jedoch bloß.
Verfassungsschutzstellen stuften den Verein als rechtsextremistisch ein und
Facebook sperrte ihre Seiten. Eine Geldspende des neuseeländischen
Christchurch-Attentäters an die IB führte zu Ermittlungen.
In einzelnen Regionen ist die IB weiterhin aktiv. Aber nicht mehr in
Sachsen-Anhalt. „Die Jungs müssen jedenfalls neu nachdenken, sich neu
erfinden“, schreibt Kubitschek und weiter: „Das wird aber nicht mehr im
Haus in Halle stattfinden, denn über dieses Haus müssen nun auch wir neu
nachdenken“.
13 Dec 2019
## LINKS
[1] /Rechte-Identitaere-zeigen-Praesenz/!5456925
[2] /Rechter-Haeuserkampf-in-Halle/!5466846
[3] /Identitaere-Bewegung-und-Social-Media/!5611738
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtsextremismus
Identitäre Bewegung
Götz Kubitschek
Schwerpunkt Demos gegen rechts
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Schwerpunkt G20 in Hamburg
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Halle
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