| # taz.de -- Tarifkonflikt öffentlicher Dienst: Und wieder beginnt das Tauziehen | |
| > Der Auftakt der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder | |
| > endet ohne Annäherung. Nun dürften noch im Januar Warnstreiks folgen. | |
| Bild: Beschäftigte des öffentlichen Dienstes demonstrierten am Montag in Berl… | |
| BERLIN taz | Ohne Annäherung endete am Montag die erste Runde der | |
| Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. „Die | |
| Gesprächsatmosphäre ist gut, die Positionen sind weit auseinander“, sagte | |
| Verdi-Chef Frank Bsirske nach dem Ende des Treffens in der Landesvertretung | |
| Baden-Württembergs am Berliner Tiergarten. | |
| Begleitet war die erste Verhandlungsrunde von Verdi und Beamtenbund mit der | |
| Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) von dem Protest mehrerer hundert | |
| Beschäftigter, die vor Ort ihrer Forderung nach einer besseren Bezahlung | |
| Nachdruck verleihen wollten. | |
| Die Gewerkschaften fordern eine 6-prozentige Lohnsteigerung, mindestens | |
| jedoch 200 Euro monatlich. Außerdem wollen sie eine Anhebung der Löhne bei | |
| Pflegeberufen um 300 Euro durchsetzen. Die Entgelte der Auszubildenden und | |
| PraktikantInnen sollen um 100 Euro steigen. Generell geht es um | |
| Verbesserungen in der Eingruppierung und in der Entgeltordnung. Die | |
| Laufzeit der Regelungen soll 12 Monate betragen. | |
| Als „völlig überzogen“ wies Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), | |
| der zum ersten Mal die Verhandlungen für die TdL führt, die | |
| Gewerkschaftsforderungen zurück. „Wenn man das Paket zusammenrechnet, | |
| liegt es bei 10 Prozentpunkten in einem Jahr“, sagte er. „Und das ist zu | |
| viel.“ | |
| Nach Berechnungen der Länder summieren sich die Kosten auf mehr als 10 | |
| Milliarden Euro pro Jahr. Verdi-Chef Bsirske beziffert das Gesamtvolumen | |
| hingegen auf 6,4 Milliarden Euro. Ein eigenes Angebot haben die Arbeitgeber | |
| bislang nicht vorgelegt. | |
| ## 3,3 Millionen Menschen betroffen | |
| Von den Verhandlungen sind rund 3,3 Millionen Menschen betroffen: | |
| Verhandelt wird für 1 Million Tarifbeschäftigte der Länder ohne Hessen, das | |
| gesonderte Verhandlungen führt. Außerdem soll der Abschluss wie üblich auf | |
| die rund 2,3 Millionen Beamten und Versorgungsempfänger übertragen werden. | |
| Die Forderungen von Verdi und Beamtenbund entsprechen denen, die sie | |
| bereits in der Tarif- und Besoldungsrunde für die Beschäftigten von Bund | |
| und Kommunen im vergangenen Jahr gestellt hatten. Auch das Ergebnis der | |
| Verhandlungen mit den Ländern dürfte sich letztlich nicht wesentlich von | |
| dem damaligen Abschluss unterscheiden: Bei einer langen Laufzeit von 30 | |
| Monaten beinhaltete er eine Lohnerhöhung in drei Stufen: durchschnittlich | |
| 3,19 Prozent für die ersten zwölf Monate, 3,09 Prozent für die zweiten und | |
| 1,06 Prozent für ein weiteres halbes Jahr. Das entspricht knapp der Hälfte | |
| von dem, was die Gewerkschaften gefordert hatten. | |
| Darauf dürfte es wohl auch diesmal in etwa wieder hinauslaufen. Bis dahin | |
| allerdings wird es noch ein paar Verhandlungsrunden, manch Zetern der | |
| LandesfinanzministerInnen und einige Muskelspiele der Gewerkschaften lang | |
| dauern. | |
| „Wenn weiterhin die Mauertaktik hier gefahren wird, dann bin ich mir | |
| sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen kein Verständnis dafür haben“, | |
| sagte Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach. „Um die Streikkasse muss sich | |
| niemand Sorgen machen, die ist gefüllt“, sagte Verdi-Chef Bsirske. | |
| Angesichts der Haushaltsüberschüsse der Länder in Milliardenhöhe stelle | |
| sich jedoch die Frage, „ob es überhaupt notwendig wird, bei der | |
| Ausgangslage zuspitzen zu müssen“. | |
| ## Eventuell einige Warnstreiktage | |
| Mit einem längerem Ausstand ist nach Lage der Dinge zwar nicht zu rechnen. | |
| Aber den einen oder anderen Warnstreiktag dürfte es schon geben, | |
| wahrscheinlich bereits im Januar. Betroffen davon wären Landesämter, | |
| Straßenmeistereien und die Kitas in den Stadtstaaten. Auch könnte es in | |
| Berlin und Sachsen, wo es kaum verbeamtete LehrerInnen gibt, zu | |
| Schulausfällen kommen. PatientInnen der einen oder anderen | |
| Universitätsklinik sollten sich ebenfalls auf streikbedingte | |
| Unregelmäßigkeiten einstellen. „Wir sind sehr mobilisierungsfähig an den | |
| Uniklinika“, drohte Bsirske. | |
| Am 6. und 7. Februar wird weiter verhandelt, möglicherweise dann auch mit | |
| einem Arbeitgeberangebot. Eine dritte Tarifrunde soll vom 28. Februar bis | |
| zum 1. März stattfinden. | |
| 21 Jan 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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