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# taz.de -- Verdi-Chef Bsirske über Digitalisierung: „Arbeitszeit wird wiede…
> Der Verdi-Chef unterstützt die Forderungen der Metaller nach
> Arbeitszeitreduzierung. Ein Gespräch zu den anhaltenden
> Mitgliederverlusten und Mindestlohn.
Bild: Verdi-Chef? „Eine wunderbare Aufgabe!“
taz: Herr Bsirske, die IG Metall kämpft gerade mit dafür, einen
individuellen Anspruch auf Arbeitszeitreduzierung zu verankern. Was halten
Sie von deren Modell einer temporären 28-Stunden-Woche?
Frank Bsirske: Ich finde gut, [1][was die IG Metall da macht]. Denn das,
was sie am Ende durchsetzt, wird auch auf andere Tarifbereiche ausstrahlen.
Die IG Druck und Papier, eine der Vorläuferorganisationen von Verdi, war
einst gemeinsam mit der IG Metall ganz vorne im Kampf um
Wochenarbeitszeitverkürzung. Bei Verdi ist hingegen nicht mehr viel davon
zu hören. Woher kommt das?
Nehmen wir den öffentlichen Dienst: Wer da das Thema
Wochenarbeitszeitverkürzung anfassen will, muss in der Lage sein, das Ganze
zum Arbeitskampf zuzuspitzen, denn Wochenarbeitszeitverkürzung ist für die
Arbeitgeberseite ein Tabu. Und das setzt voraus, dass diese Forderung in
den Belegschaften breit verankert ist. Viele schauen noch ganz stark auf
das Thema unter dem Eindruck der Erfahrungen der 1980er Jahre, als in
wochenlangen Arbeitskämpfen zwar die Verkürzung der Wochenarbeitszeit
durchgesetzt werden konnte, nicht aber der volle Lohnausgleich und die
Einstellung von zusätzlichem Personal zum Ausgleich der kürzeren
Arbeitszeit. Umfassend erfolgte dies nur dort, wo in Schicht gearbeitet
wurde, sonst aber blieb dies weitestgehend aus. Die
Wochenarbeitszeitverkürzung war verbunden mit Arbeitsverdichtung und einem
Teilverzicht auf das, was auf der Lohnerhöhungsseite möglich gewesen wäre.
Also spielt Arbeitszeitverkürzung für Verdi keine Rolle mehr?
Das Gegenteil ist richtig. Einige der längsten und härtesten Arbeitskämpfe
in den letzten Jahren galt den Versuchen der Arbeitgeber im öffentlichen
Dienst, die Arbeitszeit zu verlängern. Ein eindeutiges Signal zum Rollback
an die Privatwirtschaft. Acht Wochen lang wurde damals in den Kommunen
Baden-Württembergs gestreikt und 14 Wochen im Länderbereich. Das war 2006.
Und ich bin überzeugt, dass auch Arbeitszeitverkürzung wieder wichtiger
wird. Schon allein wegen der Auswirkungen von Digitalisierungsprozessen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Nehmen wir die Versicherungswirtschaft. Da haben wir 2017 tarifvertraglich
das Recht auf acht Stunden Arbeitszeitverkürzung durchgesetzt, um
Arbeitsplatzabbau entgegenzuwirken. Mit Teillohnausgleich.
Arbeitszeitverkürzung ist bei Verdi auch Thema jetzt in den Tarifrunden.
Etwa bei der Forderung nach deutlich mehr Zusatzurlaub für Schichtarbeiter.
Oder aber das Beispiel Post. Da haben sich bei einer Verdi-Umfrage weite
Teile dafür ausgesprochen, einen Teil der Tariferhöhung auf Wunsch in freie
Zeit umwandeln zu können, so wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
EVG das bei der Deutschen Bahn erreichen konnte.
Seit der Gründung vor knapp 17 Jahren stehen Sie an der Spitze von Verdi
und sind damit der dienstälteste Gewerkschaftschef Deutschlands. Freuen Sie
sich auf Ihren Ruhestand im nächsten Jahr?
Zurzeit denke ich weniger an die Zeit nach 2019 als an die Aufgaben, die
bis dahin vor mir liegen. Und die gehe ich mit Freude, Leidenschaft und
Herzblut an.
Wird das nicht irgendwann langweilig, so lange denselben Job zu machen?
Im Gegenteil. Vorsitzender von Verdi zu sein bedeutet, mit vielen
beeindruckenden Menschen zusammenzukommen, sich immer neuen Aufgaben
stellen zu müssen, dazuzulernen und auch emotional ganz viel
zurückzubekommen von dem, was man selbst investiert. Eine wunderbare
Aufgabe!
Sie sind nicht nur der dienstälteste Gewerkschaftschef, sondern auch der
einzige in der Geschichte mit grünem Parteibuch. Fühlen Sie sich nicht
manchmal einsam unter alle den vielen Sozialdemokraten?
Ich habe da ein klares Konzept: Als Gewerkschaft sind wir nicht der
verlängerte Arm einer Partei, egal welcher Couleur, sondern wir sind den
Interessen unserer Mitglieder verpflichtet. Was zählt, ist nicht das
Parteibuch, das jemand hat, sondern die Positionierung als Gewerkschafterin
oder Gewerkschafter.
Ihre Partei hat gerade mit Annalena Baerbock und Robert Habeck eine neue
Spitze gewählt. Was halten Sie eigentlich von den beiden – einerseits als
Grüner, andererseits als Gewerkschafter?
Sie haben für eine Politik geworben, die das ökologische und das soziale
Engagement verbindet. Das ist eine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit.
Als Sie Ihr Amt 2001 antraten, hatte Verdi mehr als 2,8 Millionen
Mitglieder und war die größte Einzelgewerkschaft Europas. Jetzt ist die
Mitgliederzahl unter zwei Millionen gesunken. Frustriert Sie nicht diese
Bilanz?
Ich hätte mir eine andere Bilanz gewünscht. In der Frühphase haben wir bis
zu 120.000 Mitglieder pro Jahr verloren. Das lag nicht zuletzt daran, dass
es bei der Gründung rund 400.000 Kolleginnen und Kollegen gab, die viele
Monate im Beitragsrückstand waren. Unsere Vorläuferorganisationen hatten
sich in ihrer Schlussphase darum nicht mehr groß gekümmert. Doch wir
mussten dieses Problem anpacken – mit der bitteren Folge einer
exponentiell hohen Austrittsquote. Wir haben hart daran gearbeitet, die
jährlichen Mitgliederrückgänge deutlich zu reduzieren. Das ist uns auch
gelungen.
Bei der Gründung tönte noch mancher Gewerkschaftsfunktionär, mit Verdi die
ganze Republik stilllegen zu können. Von dieser Großmäuligkeit ist wenig
übriggeblieben, oder?
Aus der Führung von Verdi haben Sie solche Töne nicht gehört. Es wäre auch
nicht sachgerecht. Etwas anderes trifft aber zu: Durch die Zusammenführung
der fünf Gründungsgewerkschaften ist eine Kraft entstanden, die in der Tat
mehr an Einfluss und mehr an Handlungsfähigkeit aufweist, als das jede der
Gründungsgewerkschaften für sich allein konnte.
Woran machen Sie das fest?
Ich bin absolut sicher, dass der gesetzliche Mindestlohn ohne die Gründung
von Verdi auch heute noch nicht durchgesetzt wäre. Keine der
Gründungsorganisationen hätte die Kraft besessen, das auch nur im DGB
durchzusetzen angesichts der Widerstände, die es aus dem
industriegewerkschaftlichen Bereich mit einer ganz anderen
Branchenwirklichkeit gegen den gesetzlichen Mindestlohn zunächst gegeben
hat. Und wir können sicher sein, dass ohne die Bündelung unserer Kräfte die
Behauptungsfähigkeit und die Streikfähigkeit in einer ganzen Reihe von
Branchen so überhaupt nicht gegeben wäre. Erst durch den Zusammenschluss
sind wir in einigen Branchen überhaupt in die Lage gekommen, große und
langanhaltende Arbeitskämpfe zu führen und auch durchstehen zu können. Und
wie nötig das war, zeigt sich schon daran, dass wir in den letzten Jahren
deutlich mehr Arbeitskämpfe führen mussten als die anderen Gewerkschaften:
zur Sicherung der Tarifbindung und für Tarifverträge, die schützen. Verdi
ist wichtig. Ich ziehe eine positive Bilanz!
Aber die Mitgliederzahl sinkt weiter.
Tatsächlich hatten wir im letzten Jahr ein Minus von 1,22 Prozent. Das
heißt, wir haben 25.000 Mitglieder verloren. Ich bin darüber nicht
glücklich. Wir haben zwar durchaus Branchen mit Mitgliederzuwachs,
beispielsweise im Gesundheitswesen, im Bereich Bildung, Wissenschaft und
Forschung, im Bereich der Dienstleistungen wie Bodenverkehrsdiensten, den
Kontrollen in Flughäfen, dem Bewachungsgewerbe, im Tourismus. Da gibt es
eine positive Mitgliederentwicklung, die allerdings mehr als aufgezehrt
wird durch Verluste in anderen Bereichen. Im vergangenen Jahr haben wir
Mitglieder insbesondere im Bereich der Finanzdienstleistungen, der
Krankenkassen sowie der Telekommunikation verloren, aber auch im
Verwaltungsbereich von Bund und Ländern und bei den
Stationierungsstreitkräften – alles Bereiche mit anhaltendem
Arbeitsplatzabbau. Zugleich gibt es aber auch erhebliche
Mitgliederpotenziale für Verdi. Und es muss darum gehen, diese Potenziale
zu erschließen.
Verdi ist ja kein Einzelfall. Insgesamt steckt die Gewerkschaftsbewegung in
einer tiefen Krise. 1990 gehörten noch mehr als elf Millionen Menschen
einer DGB-Gewerkschaft an, jetzt verzeichnet der DGB erstmals in seiner
Geschichte weniger als sechs Millionen Mitglieder – und das bei steigenden
Beschäftigtenzahlen. Was läuft da schief?
Wir stoßen auf ein Paradoxon. Auf die Frage, ob Gewerkschaften notwendig
sind, antworten bei allen repräsentativen Umfragen 70 bis 80 Prozent der
Befragten seit vielen Jahren: Ja, sie sind unverzichtbar; es ist absolut
notwendig, dass es sie gibt. Das ist ein Vielfaches von dem, was sich dann
tatsächlich in Gewerkschaften organisiert. Es gibt bei vielen eine gewisse
Haltung – ich nenne es mal das „Dafür sind die ja da“-Syndrom! Wenn also
die Gewerkschaft erfolgreich verhandelt hat, dann macht sie das, wozu sie
da ist. Logisch! Und wenn sie das nicht hinkriegt, muss man sich ärgern.
Und die Nichtorganisierten ärgern sich meist als Erste und oft viel mehr
als die Mitglieder. Aber: Mit ihnen hat das Ganze ja nichts zu tun. Dazu
sind ja andere da! Es ist gut, dass welche in der Gewerkschaft sind. Wäre
ja schlimm, wenn keiner drin wäre. Aber mit ihnen hat das nichts zu tun.
Wie erklären Sie sich das?
Dass Gewerkschaften ihre Stärke erst durch ihre Mitglieder gewinnen, es auf
jeden Einzelnen ankommt, darauf kommen viele nicht. Das wird verdrängt.
Würde diese Haltung weiter um sich greifen, wäre das fatal, weil es die
Mächtigkeit gewerkschaftlicher Organisation und damit unsere
Handlungsfähigkeit untergräbt. Die Auseinandersetzung über den Sinn von
Gewerkschaft und die persönliche Verantwortung für das, was passiert, die
muss wieder viel intensiver geführt werden.
Aber reicht das als Erklärung für die dramatisch zurückgegangene Bindekraft
der Gewerkschaften? Um Ihnen noch eine Zahl vorzuhalten: 1950 hatte der DGB
6,1 Millionen Mitglieder, also mehr als heute, obwohl Ostdeutschland nicht
dabei war. Damals gab es in der Bundesrepublik 19,6 Millionen Erwerbstätige
– inzwischen sind es mehr als 44 Millionen.
Es gibt, und das gilt für verschiedenste Gewerkschaften, auch heute noch
Bereiche mit außerordentlich hohen Organisationsgraden. Schauen Sie sich
beispielsweise die Post oder die Telekom an. Da haben wir
Organisationsgrade zwischen 65 und 90 Prozent, das sind absolut
arbeitskampffähige Bereiche. Wir haben uns mit Verdi auch in Bereichen
verankern können, in denen die Beschäftigtenzahlen in den letzten Jahren in
die Höhe geschnellt sind und die keine Tradition gewerkschaftlicher
Organisierung kannten. Wie zum Beispiel Kindertagesstätten. Ich komme aus
Hannover. Da haben wir bei den städtischen Kitas inzwischen einen
Organisationsgrad von 96 Prozent bei Verdi.
Davon können Sie in anderen Bereichen nur träumen.
Auf der anderen Seite sind wir aber auch mit Strukturbrüchen konfrontiert,
mit massivem Arbeitsplatzabbau in traditionell hoch organisierten
Bereichen. Im Energiebereich ist seit der Liberalisierung in den 90er
Jahren ein Drittel der Arbeitsplätze verloren gegangen. Und im öffentlichen
Dienst 1,4 Millionen Arbeitsplätze. Oder nehmen Sie die Brief- und
Paketdienste: Mit der Liberalisierung dort sind neue Unternehmen
entstanden, die auf Lohndumping als Wettbewerbspolitik gesetzt haben. Das
ging einher mit dem Versuch, Gewerkschaften möglichst aus dem Betrieb zu
halten. Angesichts sehr niedriger Löhne ist in solchen Unternehmen die
Fluktuation enorm hoch. Dort wechseln viele den Arbeitsplatz, wenn sie
irgendwo anders ein besseres Jobangebot haben. Unter diesen Bedingungen
nachhaltige Organisationsstrukturen aufzubauen und diese beständig zu
halten, ist sehr schwierig.
Die Umbrüche in der Arbeitswelt und das fehlende Engagement von
Beschäftigten sind also verantwortlich für die Mitgliederverluste – und die
Gewerkschaften haben alles richtig gemacht?
Natürlich haben wir auch eine eigene Verantwortung. Dass wir uns selbst
danach fragen müssen, was wir tun können, um diesen Trend zu stoppen und
umzukehren, ist doch klar! Dazu zählt, die eigenen Strukturen so zu
verändern, dass mehr Kraft in die betriebliche Arbeit gehen kann und
gleichzeitig die Erreichbarkeit für individuelle Mitgliederanliegen
verbessert wird. Genau das gehen wir auch an! Die Zukunft der
Gewerkschaften entscheidet sich in den Betrieben. Dort gilt es neue
Kommunikationswege zu nutzen, Beteiligungsmöglichkeiten zu bieten, nah bei
den Beschäftigten zu sein und ihnen Einfluss zu verschaffen auf das, was in
den Unternehmen passiert.
Könnte es sein, dass Sie mit dem personellen Aderlass deswegen so relativ
entspannt umgehen, weil trotzdem die Beitragseinnahmen so hoch sind wie
noch nie?
Ihr Eindruck täuscht, ich bin da keineswegs entspannt. Aber
selbstverständlich sind die gestiegenen Beitragseinnahmen erfreulich. Denn
das hilft uns, unsere Aufgaben wahrnehmen zu können. Wir haben in den
letzten fünf, sechs Jahren über 500 Millionen Euro an Streikgeld gezahlt.
Das könnten wir ja überhaupt nicht, wenn es die Beiträge unserer Mitglieder
nicht gäbe.
Sie planen eine große Organisationsreform, die das Gesicht von Verdi stark
verändern wird. Was versprechen Sie sich davon?
Wir wollen eine klarere Teilung zwischen kollektiver Arbeit und der
Bearbeitung individueller Mitgliederanliegen. Dazu fassen wir die
Bearbeitung von Mitgliederanliegen in Verdi-Zentren zusammen. Das entlastet
unsere Gewerkschaftssekretäre, wodurch sie über mehr Ressourcen für die
betriebliche und die Tarifarbeit verfügen.
Es soll also Verdi-Callcenter geben?
Da geht es nicht nur um Telefonie, sondern auch um die Bearbeitung von
Mitgliederanliegen schriftlicher Art, also um einen Aufgabenmix. Wir
kombinieren das mit Teams für die Beratung einzelner Mitglieder, die sich
mit rechtlichen Fragen an die Organisation wenden. Durch die
Zusammenfassung der Aufgaben in den neuen Verdi-Zentren kommen wir zu einer
verbesserten Erreichbarkeit für unsere Mitglieder.
Darüber hinaus sollen die bisher 13 branchenbezogenen Fachbereiche auf vier
reduziert werden. Befürchten Sie nicht, dass die Bindekraft von Verdi eher
noch sinken wird, wenn künftig beispielsweise die Beschäftigten der
Finanzbranche mit denen der Ver- und Entsorgung sowie den Journalisten
zusammengelegt werden?
Verdi zeichnet sich durch ein hohes Maß an Fachlichkeit aus. Das wird auch
so bleiben. Natürlich wird die Betriebsgruppe bei einer Tageszeitung nicht
mit Kollegen aus der Energieversorgung oder dem Bankenbereich
zusammengewürfelt. Dennoch kann man gemeinsame Ressorts bilden, wenn man
sieht, dass Energie- und Telekommunikationsanbieter strategische
Partnerschaften eingehen, um ihre Netze gemeinsam zu verwerten. Wir erleben
doch zum Beispiel gerade, wie der Einzelhandels- und der Logistikbereich
ineinandergreifen und überkommene Branchengrenzen durchlässig werden. Was
liegt da näher, als solche Entwicklungen in der Arbeitswelt auch in der
eigenen Organisation nachzuvollziehen?
Bei Handel und Logistik mag das einleuchten. Die Zusammenfassung des
Medienbereichs mit der Müllabfuhr wirkt etwas weniger überzeugend.
Entscheidend ist doch, dass die einzelnen Mitgliedergruppen ihre eigenen
Themen wirksam bearbeiten und sich die dafür zweckmäßigen Strukturen
schaffen können. Das bleibt natürlich auch weiter so. Dass dies auch im
Verbund erfolgreich funktionieren kann, zeigt zum Beispiel unser
Fachbereich Besondere Dienstleistungen. Der ist schon lange stark
diversifiziert und wächst seit vielen Jahren kontinuierlich, obwohl in ihm
unterschiedliche Bereiche zusammengefasst sind.
Für den Medienbereich gilt das allerdings nicht.
Das ist auch kein Wunder: Der Arbeitsplatzabbau in der Druckindustrie sucht
seinesgleichen. So drastisch ist er. Und er hält weiter an.
Es gibt einigen Unmut innerhalb von Verdi über die geplante Zusammenlegung
von Fachbereichen. Kritiker werfen Ihnen vor, dass sie von oben
aufoktroyiert wird. Warum fragen Sie nicht Ihre Mitglieder in einer
Urabstimmung, ob sie diese weitreichende Reform überhaupt wollen?
Dieser Vorschlag wird zurzeit diskutiert. Ob er angenommen wird oder nicht,
entscheidet dabei nicht der Bundesvorstand. Das tun die ehrenamtlichen
Vorstände in den Fachbereichen, und zwar jeder für sich. Gibt es diese
Zustimmung nicht, bleibt es in dem Fachbereich beim Alten. Insofern ist der
Prozess völlig ergebnisoffen, das genaue Gegenteil von Top-down! Und die
Urabstimmung? In welcher Binnenstruktur sich die Gewerkschaft organisiert,
ob in vier oder in fünf Fachbereichen, das ist der großen Mehrheit der
Mitglieder ziemlich egal. Die wollen, dass die Gewerkschaft das vernünftig
macht, was sie von ihr erwartet.
Zum Abschluss die Bitte um eine Ergänzung: Lachen gehört zu einem
Gewerkschafter …
… einfach dazu!
5 Feb 2018
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## AUTOREN
Pascal Beucker
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