| # taz.de -- Streit um Asylfragen bei der Linkspartei: Ramelow macht den Kretsch… | |
| > Thüringens Linken-Ministerpräsident denkt über sichere Herkunftsländer | |
| > nach. Damit erzürnt er seine Parteifreunde in Berlin. | |
| Bild: Macht jetzt Asylpolitik auf Twitter: Thüringens Ministerpräsident Bodo … | |
| BERLIN taz | Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hat mit seiner | |
| konzilianten Haltung [1][zur Ausweitung der Liste sicherer | |
| Herkunftsstaaten] in seiner eigenen Partei Kritik ausgelöst. Die | |
| migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, Gökay | |
| Akbulut, sagte der taz: „Bodo Ramelows Vorstoß ist unverständlich und | |
| verwirrend. Wir bitten Bodo Ramelow und die Linke in Thüringen um eine | |
| Klarstellung.“ | |
| Die Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsstaaten sei eine Verschärfung | |
| des Asylrechts, sagte Akbulut. Für die Linke gäbe es da nichts zu | |
| verhandeln. „Wir müssen konsequent dagegenhalten.“ Ihre Fraktion habe bis | |
| dato alle Versuche, Abschiebungen zu erleichtern und die Liste sicherer | |
| Herkunftsländer auszuweiten, abgelehnt. Man arbeite in dieser Frage eng mit | |
| Pro Asyl und den Flüchtlingsräten zusammen. | |
| Zudem kritisierte Akbulut, dass die rechtlichen Voraussetzung für die | |
| Einstufung von Marokko, Tunesien und Algerien als „sicher“ fehlten. „In | |
| Algerien und Tunesien werden Homosexuelle verfolgt und zum Teil | |
| misshandelt, in Marokko gibt es keine freie Meinungsäußerungen. Wer den | |
| König in Frage stellt, muss mit Repressalien rechnen.“ | |
| Ramelow hatte in einem Bericht der Bild am Dienstag seine grundsätzliche | |
| Bereitschaft zu Verhandlungen über die Aufnahme von Tunesien, Algerien und | |
| Marokko in die Liste sicherer Herkunftsstaaten signalisiert. „Ich habe den | |
| anderen Ministerpräsidenten Gespräche dazu angeboten – aber im Rahmen einer | |
| Grundsatzdebatte über das Asylrechtssystem.“ | |
| ## Ramelow will keine „Schaufensterpolitik“ | |
| [2][Per Twitter bekräftigte Ramelow], dass er seinen Vorstoß mit der | |
| Notwendigkeit einer Grundsatzdebatte verbunden habe und der Forderung nach | |
| einer Altfallregelung und einem Spurwechsel, der abgelehnten Asylbewerbern | |
| in Job oder Ausbildung erlaubt, in Deutschland zu bleiben. „Statt immer nur | |
| über einzelne Länder der ‚sicheren Herkunftsstaaten‘ zu verhandeln und nur | |
| Schaufensterpolitik zu betreiben, wird es Zeit, dies zu überwinden“, | |
| zwitscherte Ramelow. | |
| Zuvor hatte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt Ramelow ebenfalls | |
| kritisiert: „Wunschdenken und Behauptungen jenseits der Realität dürfen das | |
| politische Handeln nicht bestimmen“, schrieb Burkhardt in einer | |
| Pressemitteilung. „Die Maghreb-Staaten sind nicht sicher. Ein faires | |
| Asylverfahren ist dann nicht gewährleistet.“ | |
| Bei Asylbewerbern aus sicheren Herkunftsstaaten wird bereits bei der | |
| Einreise vermutet, dass sie in ihren Herkunftsländern keiner politischen | |
| Verfolgung ausgesetzt sind. Die Asylverfahren sind erheblich beschleunigt, | |
| bei einer Ablehnung müssen die Betreffenden innerhalb einer Woche ausreisen | |
| oder Klage erheben, die aber keine aufschiebende Wirkung hat. | |
| ## Neue Diskussion um sichere Herkunftsländer | |
| Bereits 2016 hatte die damalige Große Koalition einen Anlauf gestartet, die | |
| Liste der „sicheren Herkunftsländer“ um die Maghreb-Staaten zu erweitern. | |
| Der Vorstoß scheiterte am Widerstand mehrerer Länder, darunter auch | |
| Thüringens. Aus der Front der grün und links regierten Länder war jedoch | |
| Baden-Württemberg mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Grüne, | |
| ausgeschert. | |
| [3][Nun unternimmt die Bundesregierung einen neuen Versuch]. Der | |
| Innenausschuss des Bundestags lädt am Montag zur Anhörung über den | |
| Gesetzentwurf ein. Dieser sieht vor, die Maghreb-Staaten sowie Georgien als | |
| „sicher“ einzustufen. Die Bundesregierung setzt in ihrer Begründung darauf, | |
| dass Anreize wegfallen und infolgedessen auch die Zahl der Asylsuchenden | |
| aus diesen Ländern sinkt. Im Jahre 2017 waren rund 220.000 Asylanträge beim | |
| Bamf eingegangen, nur vier Prozent davon, konkret 8.735, kamen von Menschen | |
| aus den vier Ländern. | |
| Ramelows Äußerungen fallen in eine Zeit, in der die Linke ohnehin um ihre | |
| Haltung zur Migration ringt. Die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht | |
| lehnt Einwanderung aus wirtschaftlichen Motiven ab und reizt damit immer | |
| wieder Teile ihrer Partei. Am 30. November wollen sich die Vorstände von | |
| Bundestagsfraktion und Partei zur Aussprache treffen. | |
| 23 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Regierung-weitet-Asyl-Liste-aus/!5518240 | |
| [2] https://twitter.com/bodoramelow/status/1065894943498084352 | |
| [3] /Koalition-beraet-ueber-Einwanderungsgesetz/!5539848 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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