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# taz.de -- Wahlkampf in Thüringen: Mit Gregor Gysi durch die Hölle
> Für die Wiederwahl durchwandert der thüringische Ministerpräsident Bodo
> Ramelow mit Parteifreund Gysi das Höllental. Wo endet die Reise?
Bild: 2004 spielten Gregor Gysi (li) und Bodo Ramelow bereits gemeinsam Fußball
„Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land, den Beutel auf dem
Rücken, die Klampfe in der Hand.“ So wird es ab 19. August 2019 aus zwei
Kehlen schallen: Bodo Ramelow, einziger linker Ministerpräsident und sein
Parteifreund Gregor Gysi gehen auf Wanderschaft. Die sechstägige Tour ist
gleichzeitig Auftakt für Ramelows Wahlkampf, der am 27. Oktober als
Spitzenkandidat für die Linke bei der Thüringer Landtagswahl antritt. Die
Wander-Pläne verkündete Ramelow vor Journalisten vergangene Woche in
Ho-Chi-Minh-Stadt.
Den Start haben die beiden ausgerechnet ins Höllental an der
bayerisch-thüringischen Grenze verlegt. Das Ziel der Reise wollen sie am
25. August in Jena-Paradies erreichen. Die Botschaft ist klar und spiegelt
sich auch im Slogan wider: „Mit Gysi durch die Hölle ins Paradies.“
Ramelow ist der mit Abstand populärste Politiker in Thüringen, laut
Umfragen würden ihn 52 Prozent der Thüringer zum Ministerpräsidenten
wählen. Ramelows Herausforderer Mike Mohring von der CDU landet bei nur 20
Prozent. „Ich bin ein lustger Wandersmann, so völlig unbeschwert“, könnte
Ramelow also trällern.
Doch zum Leidwesen seiner Partei wird der Ministerpräsident nun mal nicht
direkt gewählt, sondern die BürgerInnen stimmen für Parteien. Und da
vertauschen sich die Relationen. Die CDU führt derzeit in Umfragen mit 28
Prozent, die Linke liegt mit 24 Prozent dahinter. Für eine Fortsetzung der
Regierungskoalition mit SPD und Grünen (bei 11 und 8 Prozent) würde es
derzeit nicht reichen.
Um die Popularität des Landesvaters und seiner Partei also zu steigern,
liegt es nahe, einen weiteren Liebling der Partei in den Wahlkampf zu
holen. Gregor Gysi selbst soll Ramelow das Angebot mit der Wandertour
unterbreitet haben.
## Gysi und Ramelow wandern auch privat
„Durch Buchen, Fichten, Tannen, so schreit ich in den Tag, begegne vielen
Freunden, sie sind von meinem Schlag.“ Die Idee ist, dass die beiden jeden
Tag einige Kilometer stramm marschieren, dann einkehren und mit Bürgern ins
Gespräch kommen. Die Aufmerksamkeit der lokalen Medien dürfte den linken
Bergfreunden sicher sein.
Doch wie sieht es mit der Kondition aus? Mit seinen 71 Jahren ist Gysi im
besten Rentenalter und Ramelow ist mit 63 Jahren auch nicht mehr der
Jüngste. Zwar sehen beide jünger aus – aber sind sie tatsächlich gefeit
gegen Schlagzeilen wie: „Gysi und Ramelow taumeln ins Ziel“ oder
„Ministerpräsident und Wanderfreund laufen sich wund“?
Thüringens stellvertretende Regierungssprecherin Marion Wehrmann beruhigt:
„Bodo Ramelow wandert gern und bei jeder Gelegenheit, gerne auch mit
Politiker/innen in den Regionen. Letzten Herbst zum Beispiel auf den
Brocken. Privat sowieso.“ Auch Gysis Sprecher Hendrik Thalheim traut seinem
Chef einiges zu: „Er wird zehn oder 15 Kilometer laufen, wenn’s drauf
ankommt.“ Gysi habe das Wandern als Ausgleich für sich entdeckt und wandere
etwa mit seinem ehemaligen Fahrer. Na dann: Berg Heil.
16 Apr 2019
## AUTOREN
Anna Lehmann
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Gregor Gysi
Wahlkampf
Schwerpunkt Ostdeutschland
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europawahl Politik
Mike Mohring
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