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# taz.de -- Rutschgefahr auf Berliner Radwegen: Salz gegen Glätte – und Blä…
> Der Senat will Winterdienst mit Salz auf Radwegen testen –
> BaumschützerInnen sind besorgt.
Bild: Fahrradfahrer*innen wird es freuen: Die Stadt testet Streusalz auf Radweg…
Berlin taz | Der Senat will Radwege im Rahmen eines Pilotprojekts mit Salz
von Glätte befreien. Diesen Beschluss betrachtet der Baumexperte des BUND
Berlin, Christian Hönig, mit gemischten Gefühlen. Salz sei „Gift für die
Bäume“, sagte er der taz. Er sei aber froh, dass es einen wissenschaftlich
ausgewerteten Versuch gebe.
Der Senat hatte auf seiner Sitzung am Dienstag eine Vorlage von Klima-,
Umwelt- und Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zur Änderung des
Straßenreinigungsgesetzes beschlossen. Ziel ist laut Senatskanzlei,
Winterglätte auf Radwegen künftig zu verhindern. Das Pflanzenschutzamt
werde den Pilotversuch auf ausgewählten Hochbordradwegen begleiten.
Dabei handelt es sich um „klassische“ Radwege, die im Gegensatz zu
Radspuren auf der Fahrbahn oberhalb des Bordsteins neben dem Gehweg
verlaufen. In Berlin weisen viele noch altes Verbundpflaster auf, die
meisten entsprechen auch nicht den [1][Anforderungen des
Mobilitätsgesetzes.] Andere Hochbordwege sind bereits breiter und
asphaltiert.
## Salz kann den Straßenbäumen schaden
Eine begriffliche Verwirrung ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen
„Streusalz“ und „Sole“, wie sie auch die Verkehrsverwaltung vornimmt. D…
ist die abtauende Substanz in beiden Fällen Kochsalz (Natriumchlorid), in
der Sole ist es lediglich bereits gelöst. Die Ausbringung von Sole auf
Fahrbahnen gilt als umweltverträglicher, weil dabei meist weniger Salz zur
Anwendung kommt. Hochbordradwege, von denen ein Teil des
Niederschlagswassers direkt in die Baumscheiben läuft, [2][werden bislang
jedoch überhaupt nicht mit Salz behandelt.]
„Wir warnen seit Jahren vor diesem Vorschlag, und ich freue mich zumindest,
dass das Zeug jetzt nicht gleich über ganz Berlin ausgekippt wird“, sagt
Christian Hönig. Chloridionen, wie Streusalz sie abgibt, seien für
Straßenbäume bis zur Trockenheit der vergangenen Jahre „Killer Nummer eins�…
gewesen. Beide Faktoren zusammen seien „eine absolute Katastrophe“. Je
weniger es regne, desto mehr Salz werde im Boden gespeichert. Während der
Wachstumsphase im Frühjahr „ziehen die Bäume dann hoch, was sie bekommen“.
Auch dass die Winter mit dem Klimawandel tendenziell wärmer werden, ändere
nichts an der Problematik, sagt der Experte: Die Straßen seien dann sogar
häufiger feucht und könnten nachts oder am frühen Morgen überfrieren,
weshalb ein Winterdienst notwendig werde.
## Es gibt Maßnahmen zum Schutz der Bäume
Laut Hönig gibt es aber auch Optionen, die drohende Salzbelastung zu
reduzieren. Wenig hält er vom Einsatz alternativer chemischer Substanzen –
„damit würden wir nur wieder Stoffe in die Umwelt einbringen, die dort
nichts zu suchen haben“. Kochsalz lande zumindest am Ende der Kette im
Meer, wo es ohnehin in Fülle vorhanden sei.
Nachzudenken sei über eine bauliche Trennung, also eine Art Schutzwall um
die Baumscheiben. Das sehe allerdings schlecht aus und könne auch
Unfallrisiken bergen. Chancen sieht Hönig in der Vergrößerung von
Abständen: „Ab 1,50 Meter, idealerweise 2 Meter und mehr, nimmt die
Einwirkung durch Streusalz in den Boden signifikant ab.“
Der [3][BUND fordert seit Langem einen „Frühjahrsdienst“ für Straßenbäu…
Üppige Wässerung und Düngung verringere das Risiko einer zu hohen
Salzaufnahme deutlich.
26 Jan 2022
## LINKS
[1] /Berliner-Mobilitaetsgesetz/!5782120
[2] /Der-Winterdienst-geht-los/!5737989
[3] /Baumreport-des-BUND/!5750728
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Schwerpunkt Radfahren in Berlin
Radwege
Schwerpunkt Klimawandel
Umwelt
Baum
Bettina Jarasch
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Friedrichshain-Kreuzberg
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