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# taz.de -- Markus Söder zu CSU-Maskenaffäre: Wie Söder Bayern rettete
> Vor dem Untersuchungsausschuss erzählt Markus Söder von einem verkannten
> Helden: sich selbst. Mit Maskendeals will er nichts zu tun gehabt haben.
Bild: Kann sich an das meiste nicht erinnern: Markus Söder vor dem Masken-Unte…
München taz | Freitagvormittag, es ist 9 Uhr, als Captain Sully den
Konferenzsaal des Bayerischen Landtags betritt. Oder zumindest der Mann,
der sich vorkommt wie ebendieser amerikanische Pilot Chesley Sullenberger,
genannt Sully, der 2009 einen Airbus A-320 nach einem Triebwerksausfall auf
dem Hudson River in New York notgelandet hatte. Alle 155 Menschen an Bord
konnten gerettet werden. Jahre später verfilmte Clint Eastwood die Story
mit einem Schwerpunkt auf die Ermittlungen, die hinterher gegen Sully
geführt wurden: Hat er wirklich alles richtig gemacht? Hat er nicht
Menschen unnötig in Gefahr gebracht?
Quintessenz: Ein wahrer Held, der vielen Menschen das Leben rettet, und
hinterher nörgeln alle an ihm herum. Genau so fühlt sich [1][Markus Söder].
Gleich zweimal wird der bayerische Ministerpräsident an diesem Vormittag
auf den Film zu sprechen kommen. Er ist der 151. und letzte Zeuge, den der
Untersuchungsausschuss „Maske“ des bayerischen Landtags befragt. Mit ihm
wird die Beweisaufnahme abgeschlossen.
Das Gremium beschäftigt sich mit Maskendeals, bei denen sich die
[2][ehemaligen CSU-Politiker Alfred Sauter] und [3][Georg Nüßlein] wie etwa
auch Andrea Tandler, die Tochter des früheren CSU-Ministers Gerold Tandler,
massiv bereichert hatten. Und natürlich geht es den Abgeordneten dabei auch
um die grundsätzliche Frage, wie die Staatsregierung zu Beginn der Pandemie
bei der Beschaffung von medizinischer Schutzausrüstung verfahren ist.
Und Söder, so sieht es die Opposition, trägt die Gesamtverantwortung für
all das, was damals in Sachen Maskenbeschaffung schiefgelaufen ist. Was
wusste er? Wo hat er sich eingemischt? Der konkrete Erkenntnisgewinn der
Befragung wird – wenig überraschend – überschaubar sein. Von Einblicken in
die ministerpräsidentielle Gemütslage mal abgesehen. Captain Sully lässt
grüßen.
„Massiver Druck aus der StK“
Im Zentrum des Interesses an Söders Maskentätigkeit steht eine SMS. Sie
stammt von Söder und lautet den Akten zufolge: „Müsst ihr nehmen, Scheuer
muss das garantieren!“ Die Nachricht ging am 31. März 2020 um 13.22 Uhr an
Gerhard Eck, den Staatssekretär, der damals als Krisenhelfer ans
Gesundheitsministerium abgeordnet wurde, und bezieht sich auf ein
Maskengeschäft, das der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer
eingefädelt hatte. Das Angebot stammte von einer Firma aus dessen Passauer
Heimat.
Nur: Ein Großteil der acht Millionen OP-Masken, die von Söder und Scheuer
im April 2020 medienwirksam am Münchner Flughafen entgegengenommen wurden,
waren, wie sich bald herausstellte, äußerst fehlerhaft. Peinlich vor allem
deshalb, weil das Gesundheitsministerium dem Vernehmen nach vor der Ansage
von oben aus fachlichen Gründen ablehnen wollte.
Nein, an eine solche SMS könne er sich nicht erinnern, sagt Söder. Er
schreibe sehr viele Nachrichten und lösche die immer sofort wieder. Er habe
auch Zweifel, ob das sein Schreibstil sei. Umso mehr Eindruck scheinen die
47 Zeichen aus der Staatskanzlei bei den Mitarbeitern im Ministerium
gemacht haben. Von „massivem Druck aus der StK“ ist da in internen Mails
die Rede. Und: „Dann werden wir das Angebot wohl akzeptieren müssen, aber
wie BM Scheuer das garantieren will, weiß ich nicht.“ Ein Vorhalt aus den
Akten des Ausschusses, den Söder lediglich mit dem Kommentar quittiert:
„Wir alle haben uns unter Druck gefühlt.“
Mit operativen Details der Maskenbeschaffung habe er gar nichts zu tun
gehabt, behauptet der Ministerpräsident, dafür seien „die Profis“ zustän…
gewesen, vornehmlich die Zuständigen im Gesundheitsministerium. Er habe da
keinen Einfluss genommen oder gar Weisungen gegeben. Er selbst sei für die
große Linie zuständig gewesen. „Das glaubt doch keiner im Ernst, dass der
Ministerpräsident gesagt hätte: die eine Maske und die nicht.“ Er sei ja
schon froh gewesen, wenn überhaupt Maskenlieferungen in Bayern angekommen
seien. „Es war ja immer alles zu wenig in der Anfangszeit. Ohne Masken
wären Leute reihenweise gestorben.“
Zu Beginn der Pandemie oft gebetet
So erinnere er sich durchaus noch an dem Termin am Flughafen und die Freude
darüber, dass endlich mal eine große Menge an Masken geliefert worden sei.
„Das war ein schöner Tag. Da war ich mal für ein paar Stunden erleichtert.�…
Es sei ein Termin gewesen, „wo sich jeder gefreut hat wie ein Schnitzel“.
Den Großteil der übrigen Fragen beantwortet Zeuge Söder mit: „Kann ich mich
nicht daran erinnern.“ Oder: „Keine Kenntnis, keine Erinnerung.“
Stattdessen erzählt er gern und ausführlich und ohne Angst vor dem Pathos,
wie das denn damals so war zu Beginn der Pandemie.
Er spricht von der schwersten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen
solchen Ausnahmezustand, vor allem aber auch eine solche Verantwortung habe
er noch nicht erlebt. Schutz- und wehrlos habe man sich gefühlt, keine
Blaupause, keinen Notfallplan gehabt. Viele Menschen seien gestorben, die
Zahlen erschreckend, die Zeiten bewegend gewesen. Und ja: Er habe auch oft
in dieser Zeit gebetet.
Natürlich sei nicht alles immer perfekt gewesen. Aber: „Wir haben Bayern
gut beschützt.“ Viele derjenigen, die heute alles besser wüssten, hätten
sich damals allerdings weggeduckt.
Es sei darum gegangen, Menschen das Leben zu retten. Und das habe seine
Regierung getan. Söder hat sogar eine Zahl parat: 130.000 Leben habe seine
Regierung gerettet. Für ihn als engagierten Christen sei das eine
Verpflichtung gewesen. „Charaktertest bestanden“, bescheinigt er sich
selbst.
16 Dec 2022
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## AUTOREN
Dominik Baur
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