| # taz.de -- Mangel an Sozialwohnungen: Die Vermieter*innen freut’s | |
| > Weil der Staat den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt hat, muss er oft | |
| > überhöhte Mieten für Bedürftige auf dem freien Wohnungsmarkt übernehmen. | |
| Bild: Rohbauten in Leipzig | |
| Der Mangel an Sozialwohnungen ist keine Neuigkeit. Die Wohnungsmisere wird | |
| seit Jahrzehnten in Zahlen festgehalten. Keine Bundesregierung, auch nicht | |
| die aktuelle, konnte bislang den Trend des schrumpfenden Bestands an | |
| Sozialwohnungen umkehren. Dabei ist das kein Naturgesetz, sondern auch eine | |
| Frage der politischen Prioritäten. Die Versorgung mit angemessenem Wohnraum | |
| darf kein Nice-to-have sein. Die [1][Zahl der Wohnungslosen] steigt | |
| dramatisch. Es fehlen vor allem bezahlbare Wohnungen. Doch das, was die | |
| Bundesregierung für den sozialen Wohnungsbau auszugeben bereit ist, ist | |
| angesichts der Dramatik nur ein Tropfen auf den heißen Stein. | |
| Die [2][neue Studie des Pestel-Instituts] ist insofern bemerkenswert, weil | |
| sie einen ziemlich unterbelichteten Aspekt in den Fokus rückt: Wie hoch | |
| sind eigentlich die Mieten, die der Staat richtigerweise für | |
| Bürgergeldempfänger*innen bezahlt? Und wie viel Geld gibt er für | |
| Wohngeld aus, also die Unterstützung von Menschen mit kleinem Einkommen? | |
| Das Ergebnis ist erschreckend. | |
| Denn ausgerechnet die vom Jobcenter übernommenen Mieten übersteigen demnach | |
| die Durchschnittsmieten um ein Vielfaches. Sprich: Der Staat bezahlt | |
| überhöhte Mieten, weil er sich durch den vernachlässigten sozialen | |
| Wohnungsbau auf dem freien Wohnungsmarkt erpressbar gemacht hat. Er | |
| befeuert durch seine Versäumnisse im sozialen Wohnungsbau die | |
| Mietpreisspirale. | |
| Freuen können sich die Vermieter*innen. Laut Studie gab der Staat 2023 | |
| 20 Milliarden Euro für die Übernahme von Kosten der Unterkunft aus – | |
| dagegen in den vergangenen Jahren für den sozialen Wohnungsbau nur 2,5 | |
| Milliarden pro Jahr. Das ist ein Missverhältnis. | |
| In der Wohnungspolitik berührt das den alten Streit, was eigentlich besser | |
| ist: Objektförderung, also neue bezahlbare Wohnungen bauen, oder | |
| Subjektförderung, Unterstützung von bedürftigen Haushalten durch | |
| Mietzuschüsse? Um dem langfristig entgegenzuwirken hilft nur eins: Ein | |
| befristeter Mietendeckel und mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau. | |
| 16 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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