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# taz.de -- Künstliche Intelligenz und Wahl-O-Mat: Linksgrün versiffte Intell…
> Ein Boulevardblatt hat herausgefunden: Die KI, die auf neutral tut, tickt
> eigentlich linksgrün! Warum das kein Skandal, sondern Grund zur Freude
> ist.
Bild: Damals noch ohne digitale Entscheidungshilfe: Landtagswahl in Baden-Würt…
Wenn heute Europawahl wäre, wie würden die Erstwähler*innen abstimmen?
In einigen Fällen mithilfe des Wahl-O-Mat, dafür wurde er ja 2002
entwickelt. [1][Das Tool der Bundeszentrale für politische Bildung] wurde
bei der letzten Bundestagswahl über 21 Millionen Mal genutzt, soll aber
eigentlich vor allem Erstwähler*innen Orientierung geben. ChatGPT ist
keine Erstwählerin (zu jung), wurde die letzten Tage aber immer wieder so
behandelt, indem sie mit den 38 Thesen konfrontiert wurde, die der
Wahl-O-Mat so abfragt.
[2][Begonnen hat damit Mitte Mai Timm Rotter], der beruflich KI-Beratungen
anbietet und ein gutes Händchen für Aufmerksamkeit hat. Denn die
Bild-Zeitung hat das Experiment dann aufgegriffen – und viele andere auch.
Die haben auch noch andere KIs getestet, die größtenteils ähnlich
abgeschnitten haben. Aber bleiben wir mal bei ChatGPT, dem großen Player.
Der müsste die Grünen wählen. Oder aber etwas Linkes. Idealerweise, das hat
zumindest unser taz-Test ergeben: die Letzte Generation. Das kann man
natürlich problematisieren (Bild) oder aber ein bisschen feiern.
Die Antworten von ChatGPT stimmen zu 81 bis 87 Prozent mit denen der Grünen
überein. Die AfD liegt zwischen 18 und 21 Prozent, die Union bei 53. Nicht
wirklich berauschend – aus deren Sicht. Die KI findet, dass Deutschland
keine nationale Währung braucht, dass die Ukraine in die EU aufgenommen
werden soll und jene EU vorrangig Öko-Landwirtschaft fördern sollte. Und
sie kann das sogar argumentieren. Warum sollte ein Geschlechtseintrag
abseits von „männlich“ und „weiblich“ in Pässen von EU-Ländern vorko…
Die KI nummeriert ihre Argumente durch, geht auf Gesundheitsaspekte,
Diskriminierung, Gleichberechtigung, Schutz von nichtbinären Menschen und
den Vorbildcharakter der EU ein. Sie trifft eine gut informierte
Entscheidung – sofern das eine KI kann, die basierend auf Trainingsdaten
berechnet, welche Wörter und Satzteile in welcher Wahrscheinlichkeit
aneinandergereiht werden. Wobei nicht ganz klar ist, wie sie das genau
macht.
## Entscheidungen anhand objektiver Wahrheiten
Bei dieser Berechnung orientieren sich einige sogenannte Large Language
Models (LLMs) auch daran, wie ihnen eine Frage gestellt wurde. Die
Wortwahl, die Stoßrichtung der Frage wird so auch zur Stoßrichtung der
Antwort. Man könnte LLMs als konfliktscheue Jasager bezeichnen. Und
deswegen die Bundeszentrale für politische Bildung dafür kritisieren, wie
sie Thesen im Wahl-O-Mat formuliert. Doch so richtig suggestiv kommen die
eben nicht daher. Und es wäre nur [3][eine weitere Kritik an dem Tool]
neben der schon lange bekannten: Bei der Thesenauswahl wird zu sehr auf das
Ja-Nein-Schema gesetzt, das wiederum zu steif ist für komplexe
gesellschaftliche Fragen. Außerdem wird immer wieder diskutiert, ob rechte
Parteien zu viel Aufmerksamkeit im Wahl-O-Mat bekommen. Aber Kritik an KIs
ist momentan einfach spannender und Kritik an Linkem für manche Medien
sowieso am spannendsten.
Taumeln wir also in eine Zukunft, in der reiche, linke Tech-Boys KIs links
trainieren und die uns dann links beeinflussen, damit wir alle links denken
und handeln, wie manche Berichterstattung suggerieren möchte? Vermutlich
nicht. Dafür gibt es entschieden zu viele reiche Rechte mit
Digital-Hintergrund ([4][siehe Musk]). Und vielleicht wurde ChatGPT auch
gar nicht gezielt mit linken Inhalten trainiert, sondern einfach mit Daten,
die möglichst wenig gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit beinhalten und
möglichst wenig erniedrigende Wortwahl und Beleidigungen. Denn wer seinen
ChatBot mit menschenfeindlichen Inhalten trainiert, bekommt [5][eine
rassistische Arschloch-KI]. Damit scheiden viele konservative Inhalte schon
mal aus.
Die Gründe für ChatGPTs Präferenzen werden wir nicht klar ausmachen können.
Aber ihre Entscheidungen können Bedeutung bekommen – durch uns. Wir können
skandalisieren, dass die KI eine Bias hat, die nach links ausschlägt. Oder
wir können es feiern. Denn es gibt schon genügend KIs, die rassistisch
trainiert wurden, obwohl sie Gesichtserkennung betreiben oder Vorhersagen
darüber treffen sollen, ob ein Mensch straffällig wird. Und ChatGPT
schafft, was zu vielen Menschen nicht gelingt: anhand objektiver
Wahrheiten, etwa über Klimawandel und nichtbinäre Geschlechtsidentitäten,
die Entscheidung zu treffen, dass etwas getan werden muss.
20 May 2024
## LINKS
[1] /Wahl-O-Mat-zur-Bundestagswahl-2017/!5440645
[2] https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7195702911258021890/
[3] /Gerichtsbeschluss-zu-Online-Wahlhilfe/!5593661
[4] /Der-Rechtslibertarismus-des-Elon-Musk/!5962309
[5] /Unfaelle-mit-kuenstlicher-Intelligenz/!5711704
## AUTOREN
Johannes Drosdowski
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