# taz.de -- Klimagerechte Steuern: Schon 30 Jahre zu spät | |
> Ökonomen mahnen: Der Staat hätte längst steuerpolitisch für den | |
> Klimaschutz tätig werden müssen. Doch das Klimageld lässt weiter auf sich | |
> warten. | |
Bild: Protest im Juni 2024 vor der SPD-Zentrale in Berlin. Die Aktivisten forde… | |
Berlin taz | Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mahnt die | |
Einführung des geplanten [1][Klimageldes] an. Die wirtschaftlichen und | |
sozialen Fragen der Transformation sowie deren Abfederung seien ein | |
„entscheidender Bestandteil erfolgversprechender Klimaschutzpolitik“, | |
schreiben die DIW-Forschenden Claudia Kemfert und Stefan Bach in einer | |
Studie, die sie zusammen mit der Umweltökonomin Barbara Praetorius | |
erstellten und die der taz vorliegt. „Daher sollte auch das Klimageld zügig | |
umgesetzt werden.“ | |
Eigentlich haben die [2][Ampelparteien] in ihrem Koalitionsvertrag ein | |
Klimageld beschlossen. Es soll allen Bürger*innen zugute kommen und den | |
steigenden CO2-Preis kompensieren. Dieser wird zum Jahreswechsel von 45 auf | |
55 Euro je Tonne CO2 angehoben. Um zu CO2-Einsparungen zu führen, müsste | |
eine Tonne des Treibhausgases laut DIW allerdings deutlich über 100 Euro | |
kosten. Die Regierungsparteien schieben die Einführung des Klimageldes | |
bisher auf die lange Bank. Ob es überhaupt noch kommt, ist fraglich. | |
Das DIW mahnt an, dass der Staat deutlich früher hätte tätig werden müssen: | |
„Wäre Deutschland in den 1990er Jahren den damaligen Reformvorschlägen für | |
eine langfristig angelegte Energiesteuer und ökologische Steuerreform | |
gefolgt, stünde Deutschland beim Klimaschutz heute deutlich besser da.“ | |
Die Forschenden verweisen dabei auf einen Vorschlag, den das DIW bereits | |
1994 zusammen mit Greenpeace machte: Demnach sollte eine Energiesteuer auf | |
den Endverbrauch fossiler Energie und Strom eingeführt und langfristig | |
angehoben werden. Ihr Aufkommen sollte bis zu 5 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts betragen. Die privaten Haushalte sollten mit einem | |
pauschalen „Öko-Bonus“ ähnlich dem Klimageld, die Arbeitgeber*innen | |
mit niedrigeren Sozialabgaben kompensiert werden. | |
## Wachstum kaum beeinträchtigt | |
Den damaligen Berechnungen zufolge hätte dies langfristig dazu geführt, | |
weniger Energie zu verbrauchen und 14 Prozent weniger CO2 zu produzieren. | |
„Das [3][Wirtschaftswachstum] wäre kaum beeinträchtigt worden und die Zahl | |
der Beschäftigten um eine halbe Million Personen gestiegen“, so die | |
Forschenden. | |
12 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
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