| # taz.de -- Haushaltspläne von Schwarz-Rot: Milliarden für Fossile aus dem Kl… | |
| > Die Bundesregierung will, dass die Gasumlage nicht mehr von Verbrauchern | |
| > bezahlt wird – sondern aus dem Klimatopf. Die Grünen sind empört. | |
| Bild: Die Verabgasung des Klimafonds schreitet unter der Regierung Merz voran | |
| Berlin taz | CDU und SPD wollen 3,4 Milliarden Euro aus dem Klima- und | |
| Transformationsfonds (KTF) nutzen, um die Gasspeicherumlage abzuschaffen. | |
| Das senkt den Preis von fossilem Gas für Industrie und Verbraucher. Einen | |
| „riesigen Skandal“ nennt das Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin der | |
| Grünen-Fraktion im Bundestag. | |
| Der Klima- und Transformationsfonds soll laut Gesetz „zusätzliche | |
| Programmausgaben zur Förderung von Maßnahmen“ finanzieren, „die der | |
| Erreichung der Klimaschutzziele dienen“. Der Fonds wird unter anderem mit | |
| Einnahmen aus der Bepreisung von CO2 gefüllt. | |
| „Wir erheben einen CO2-Preis auf Kohle, Öl und Gas und nehmen dann die | |
| Einnahmen, um [1][fossiles Gas günstiger zu machen]“, sagt Badum, „das ist | |
| wirklich dreist“. | |
| Badum hatte eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt und | |
| gefragt, wie die Finanzierung der fossilen Gasspeicherumlage aus dem KTF | |
| damit vereinbar ist, dass der Fonds für klimafreundliche Investitionen | |
| vorgesehen ist. | |
| Die Antwort der Bundesregierung, die der taz vorliegt, geht auf diesen | |
| Widerspruch nicht ein: Das KTF-Gesetz solle ergänzt werden, so dass aus dem | |
| Fonds Entlastungen beim Gaspreis bezahlt werden können, schreibt Frank | |
| Wetzel, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. | |
| ## Bundesregierung: Ziel ist Entlastung, nicht Subvention | |
| Bisher umfassen diese Ergänzungen nur Zahlungen zur Entlastung beim | |
| Strompreis, die als Klimaschutzmaßnahme gelten können, sowie zum | |
| Kohleausstieg. „Es gab kein Dementi, dass fossile Subventionen aus dem | |
| Klimatopf bezahlt werden sollen. In dem Punkt ist die Bundesregierung | |
| offensichtlich sprachlos“, sagt Badum. Auch auf ausdrückliche Nachfrage der | |
| taz ging das Wirtschaftsministerium nicht näher auf diesen Widerspruch ein. | |
| Laut dem Ministerium geht es bei der Abschaffung der Gasspeicherumlage | |
| allerdings „nicht um eine Förderung eines Energieträgers, sondern um eine | |
| Finanzierung eines in der Energiekrise erforderlich gewordenen | |
| Kriseninstruments“. Ziel sei es, Bürger*innen und Unternehmen von den | |
| hohen Energie- und Gaspreisen [2][zu entlasten]. Identisch antwortete | |
| Staatssekretär Wetzel auch der Grünen Badum. Die Steuer auf Strom senkt die | |
| Bundesregierung allerdings nur für die Industrie, nicht für Haushalte. | |
| Die Gasspeicherumlage wurde 2022 von der Ampelregierung eingeführt, um das | |
| Befüllen der Gasspeicher vor dem Winter bezahlen zu können. Die russische | |
| Regierung hatte damals nach dem Angriff auf die Ukraine die Gaslieferungen | |
| nach Deutschland weitgehend eingestellt und schon zuvor die Gasspeicher in | |
| Deutschland auf sehr niedrigem Füllstand belassen. Mit der | |
| Gasspeicherumlage wird [3][immer noch das Geld abbezahlt], das damals in | |
| Gas-Importe gesteckt werden musste. | |
| Bislang musste die Gasspeicherumlage nur zahlen, wer Gas kaufte, 0,289 Cent | |
| pro Kilowattstunde. Das sind etwa drei Prozent extra auf den Gaspreis, der | |
| gerade bei 9,2 Cent pro Kilowattstunde liegt. | |
| Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Wirtschaftsministerin Katherina | |
| Reiche (CDU) wollen nun, dass nicht mehr die Gasverbraucher*innen die | |
| Umlage zahlen, sondern der Staat. Den KTF kostet das 3,4 Milliarden Euro. | |
| 2024 wurden etwa 40 Milliarden Euro aus dem KTF ausgegeben. | |
| 61 Prozent des Erdgases wird in Deutschland von der Industrie verbraucht, | |
| der Rest vor allem zum Heizen von Haushalten und Gewerbe. Die Gasumlage | |
| vollständig zu übernehmen, „ist also direkte Umverteilung zugunsten der | |
| Industrie“, kritisiert Badum. Der Staat solle die Gasumlage nicht | |
| übernehmen, weil das eine weitere fossile Subvention ist. „Bestenfalls | |
| sollten auch die Gaskonzerne einen Beitrag bezahlen.“ | |
| ## Auch Habeck wollte KTF zweckentfremden | |
| Auch Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte den KTF für | |
| Projekte anzapfen, die wenig oder gar nichts mit Klimaschutz zu tun haben. | |
| So wollte er Gaskraftwerke fördern, die irgendwann auch mit Wasserstoff | |
| betrieben werden können, um die Kohlekraftwerke zu ersetzen, die mit dem | |
| Kohleausstieg vom Netz gehen sollen. Außerdem förderte die Ampelregierung | |
| die Ansiedlung von Chipfabriken mit Geldern aus dem KTF. | |
| Die aktuelle Bundesregierung befinde sich in einer grundsätzlich anderen | |
| finanziellen Situation als die Ampel, rechtfertigt Badum die | |
| Haushaltstricks ihres Parteikollegen Habeck. „Der entscheidende Punkt ist, | |
| dass Regierung jetzt 100 Milliarden mehr für Klimaschutz hat.“ | |
| 100 Milliarden Euro aus dem 500 Milliarden Euro großen Sondervermögen, das | |
| CDU, SPD und Grüne im März per Grundgesetzänderung ermöglicht hatten, | |
| sollen in den KTF und somit in den Klimaschutz fließen. „Wenn dann am Ende | |
| weniger Investitionen in den Klimaschutz herauskommen und mehr in Fossile, | |
| dann ist das ein Hohn und nicht die Einigung, der wir zugestimmt haben“, | |
| sagt Badum. | |
| 11 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jonas Waack | |
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