# taz.de -- Donald Trumps Stab nach der Wahl: Rechter Durchmarsch | |
> Seinen Wahlerfolg hat Trump zum Teil seinem Berater Stephen Bannon zu | |
> verdanken. Der Rechtsradikale soll nun oberster Stratege im Weißen Haus | |
> werden. | |
Bild: Befördert: Stephen Bannon | |
WASHINGTON ap | Stephen Bannon gilt in den USA als Galionsfigur der | |
extremen Rechten, als ein Profi-Provokateur. Lange gefiel er sich in der | |
Rolle des Außenseiters, der das Establishment aufs Korn nimmt. Doch nun | |
landet der Rechtsradikale selbst im Zentrum der Macht. Donald Trump will | |
Bannon als Chefstrategen und ranghohen Berater mit ins Weiße Haus nehmen. | |
Den Topjob am Regierungssitz in Washington – den Posten des Stabschefs – | |
bekam er zwar nicht, sondern Reince Priebus, der Parteivorsitzende der | |
Republikaner. Doch stellte der designierte Präsident klar, dass Priebus und | |
Bannon auf Augenhöhe agieren werden. Und Bannons Beförderung zeigt auf, | |
dass Trump vom Nimbus des Polit-Outsiders auch beim Zusammenstellen seines | |
Kabinetts nicht lassen möchte. | |
Bannon stieß relativ spät zum Lager Trumps, erst im August, nachdem der | |
Kandidat sein mittlerweile zweites Wahlkampfteam ausgetauscht hatte. Rasch | |
arbeitete sich der 62-Jährige in den innersten Zirkel vor, reiste oft mit | |
dem Kandidaten durchs Land. Bannon passte dessen Botschaft an, legte Trumps | |
Fokus auf noch mehr Populismus und einer noch entschiedeneren Abgrenzung | |
vom Washingtoner Establishment. | |
Vorher war Bannon Chef bei Breitbart News, einer rechtsradikalen | |
Nachrichtenwebseite, die der Führung der Republikaner den Krieg erklärt | |
hat. Auf dem Kieker hatte Bannon vor allem den Vorsitzendes des | |
Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Also jener Ryan, mit dem Trump nun | |
zusammenarbeiten muss, wenn er seine Agenda vom Kongress absegnen lassen | |
will. | |
## Schlagzeilen wie der Stürmer | |
Unter seiner Ägide blies Breitbart News jedoch nicht nur gegen das | |
Establishment, sondern verbreitete stramm nationalistische Inhalte. Die | |
Webseite gilt zudem als führendes Sprachrohr der sogenannten Alt-Rechten, | |
einer Bewegung, die Weiße für anderen Ethnien überlegen hält, gegen | |
Multikulturalismus und für „westliche Werte“ eintritt. | |
Breitbart News hat eine Vorliebe für umstrittene Schlagzeilen mit hoher | |
Klick-Garantie. Dazu gehört eine Zeile, in der der konservative Kommentator | |
Bill Kristol als ein „republikanischer Spielverderber, abtrünniger Jude“ | |
bezeichnet wurde. Eine andere Schlagzeile fragte Leser: „Hätten Sie es | |
lieber, dass ihr Kind Feminismus oder Krebs hat?“ Eine andere lautet: | |
„Geburtenkontrolle macht Frauen unattraktiv und verrückt.“ | |
Auch Bannon persönlich werden Ressentiments vorgeworfen. Seine Exfrau Mary | |
Louise Piccard erklärte Gerichtsakten zufolge, er habe sich bei einem | |
Streit vor fast zehn Jahren antisemitisch geäußert. Dabei sei es damals um | |
die Frage gegangen, ob sie ihre Zwillingstöchter auf eine Eliteschule in | |
Los Angeles schicken sollten. Ihr Exmann habe dies mit dem Argument | |
abgelehnt, dass er „nicht will, dass die Mädchen mit Juden zur Schule | |
gehen“, hieß es in der eidesstattlichen Erklärung Piccards. Eine Sprecherin | |
Bannons, Alexandra Preate, wies dies zurück. | |
## Entsetzen bei Demokraten | |
Seine Karriere startete Harvard-Absolvent Bannon als Investmentbanker bei | |
Goldman Sachs. Später schlug er aus einem Deal innerhalb der | |
Unterhaltungsindustrie Kapital, der ihm einen Anteil an den Lizenzgebühren | |
der Sitcom „Seinfeld“ sicherte. Im Anschluss gründete er die | |
Nonprofit-Organisation GAI mit, deren Ziel es ist, Korruption und | |
„Kumpanei-Kapitalismus“ aufzudecken. Zudem produzierte Bannon eine Reihe | |
von Filmen zu Ehren von Alaskas Exgouverneurin Sarah Palin, der | |
Tea-Party-Bewegung und Ronald Reagan. | |
Der Gründer von Breitbart News, der verstorbene Andrew Breitbart, habe | |
Bannon einst bewundernd die Leni Riefenstahl der Tea Party genannt, heißt | |
es in einem Porträt in der Bloomberg Businessweek. | |
Die Demokraten zeigten sich indes entsetzt über Bannons Beförderung. „Es | |
ist leicht zu verstehen, warum der Ku-Klux-Klan Trump als seinen Helden | |
ansieht, wenn Trump einen der führenden Vertreter von Ideologien weißer | |
Überlegenheit und Rhetorik zu seinem Top-Berater ernennt“, kritisierte Adam | |
Jentleson, der Sprecher des demokratischen Minderheitsführers im Senat, | |
Harry Reid. | |
Auch einige Republikaner zeigten sich besorgt. John Weaver, ein Stratege | |
von Ex-Präsidentschaftsbewerber John Kasich, twitterte: „Die rassistische, | |
faschistische, extremistische Rechte ist nur ein paar Schritte vom Oval | |
Office repräsentiert. Sei sehr wachsam, Amerika.“ | |
14 Nov 2016 | |
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