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# taz.de -- Donald Trump und der Balkan: Angst vor wachsender Unsicherheit
> Die Menschen in Sarajevo und Prishtina können dem Sieg des Republikaners
> nichts abgewinnen. Die Orthodoxen veranstalten Jubelfeiern.
Bild: Bewohner der bosnischen Hauptstadt Sarajevo tragen sich im Oktober in Unt…
Split taz | Das Wahlergebnis ist zwar schon mehrere Tage alt, doch die
Diskussion über den Wahlausgang in den USA hält in allen Balkanstaaten an.
Kurz nach Bekanntwerden des Sies des republikaners Donald Trump fanden in
Serbien und anderen orthodox geprägten Ländern Jubelfeiern statt. Auch die
prorussischen Kräfte in Bulgarien, die orthodoxen Mazedonier und die
proserbische Opposition in Montenegro sehen sich bestätigt.
Demgegenüber fühlen sich die Menschen in Sarajevo und Prishtina vor den
Kopf gestoßen, sie hatten auf eine Präsidentin Hillary Clinton gehofft. Die
muslimischen Bosniaken, die Muslime im serbischen Sandzakgebiet und die
Kosovoalber sehen angesichts der zunehmend islamophoben Stimmung in Europa
ihre ohnehin schwierige Position durch den mit antiislamsichen Positionen
auftretenden Trump noch mehr gefährdet. Mit Trump käme zunächst einmal
Unsicherheit in die Region, stellten die politischen Kommentatoren in
Sarajevo und in Prishtina fest.
Kosovos Aussenminister Enver Hoxhaj hatte schon vor der Wahl gegenüber der
taz erklärt, er hoffe auf einen Sieg von Clinton, weil deren Politik
kalkulierbar sei. „Jede Unsicherheit wird auf dem Balkan zu Spannungen
führen“, sagte er.
Jetzt wollen die bosniakischen Politiker Bosniens und die Führung Kosovos
erst einmal abwarten, bis Trump seine aussenpolitischen Vorstellungen
konkretisiert. Auch in Montenegro wartet man ab. Der kürzlich gegen den
Widerstand der proserbischen Opposition durchgesetzte Beitritt zur Nato
habe keinen Wert, wenn Trump die Nato selbst in Frage stelle, erklärten
Parteigänger der prowestlichen Führung Montengros unter der Hand.
## Belgrad hält sich bedeckt
Wenn auch serbische Nationalisten Morgenluft wittern und im Einklang mit
Moskau auf eine neue Etappe der Beziehungen zu den USA hoffen, so hält sich
das offizielle Belgrad diplomatisch bedeckt. Die Politiker in der
serbischen Teilrepublik in Bosnien und Herzegowinas dagegen fühlen sich
ganz offen im Aufwind. Wenn die USA einen Kurswechsel in Bosnien
einleiteten, stünde einer Loslösung der Serbenrepublik vom Gesamtstaat
Bosnien und Herzegowinas kaum noch etwas entgegen.
„Auch die österreichische FPÖ unterstützt die Republika Srpska und die kann
sich der Sympathien aus dem rechten Lager in Frankreich und Deutschland
sicher sein,“ erklärten Journalisten aus der Hauptstadt der serbischen
Teilrepublik, Banja Luka.
In Kroatien dagegen hatten Medien und Politiker auf einen Sieg der
Demokratin Hillary Clinton gesetzt. Der Schmusekurs Trumps gegenüber Putin
und damit indirekt auch gegenüber Serbien stößt auch den Rechtspopulisten
in Kroatien auf, weil damit der Erzfeind Serbien gestärkt wird.
In Slowenien dagegen ist die Stimmung gemischt. Einerseits ist man ähnlich
skeptisch wie in Kroatien, andererseits doch stolz darauf, dass die neue
First Lady im Weißen Haus eine Slowenin ist. Gelassen geben sich Medien und
Politiker in Albanien. Die USA seien traditionell ein Verbündeter
Albaniens, heißt es in Tirana. Kommentatoren erinnerten daran, dass der
Republikaner George Bush 2007 bei einem Besuch in Tirana von Millionen
Albanern bejubelt worden war.
14 Nov 2016
## AUTOREN
Erich Rathfelder
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