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# taz.de -- USA und Bosnien-Herzegowina: Hoffnung auf Rückendeckung
> Der Präsident der serbischen Teilrepublik, Milorad Dodik, setzt bei
> seinen Plänen, sich vom Gesamtstaat abzuspalten, auf Trump.
Bild: Parade anlässlich des 25. Unabhängigkeitstages der Republika Srpska am …
Sarajevo taz | Die Freude über die Amtseinführung des neuen amerikanischen
Präsidenten Donald Trump ist im serbischen Teilstaat in Bosnien und
Herzegowina groß. In Banja Luka und anderen Städten des Landes fanden
Jubelfeiern statt. Nur einer hatte schlechte Laune: Milorad Dodik,
Präsident der serbischen Teilrepublik. Er hatte nicht nach Washington zu
den Feierlichkeiten fahren dürfen.
Als eine seiner letzten Amtshandlungen hatte Expräsident Barack Obama
Anfang vergangener Woche den Serbenführer mit Sanktionen belegt. Er
behindere die Umsetzung des nach dem bosnischen Krieg vereinbarten
Friedensvertrages, erklärte das US-Finanzministerium.
Eine Volksabstimmung über den 9. Januar als separaten Nationalfeiertag in
der serbischen Teilrepublik, die gegen das Verbot des bosnischen
Verfassungsgerichts von Dodik durchgesetzt wurde, war Stein des Anstoßes.
Die Sanktionen umfassen ein Einreiseverbot sowie eine Blockade von etwaigem
Eigentum Dodiks, das der Gerichtsbarkeit in den USA unterliegt. Zudem
dürfen US-Bürger keine Geschäfte mit ihm machen.
Statt Dodik konnte nur seine Frau nach Washington reisen. Zusammen mit
einem Schuster, der für Trumps Frau Melania goldfarbene Schuhe gefertigt
hatte, gehörte sie zu dem erlesenen Kreis der Eingeladenen.
## Werben um Melania
Das Werben der Führung der bosnischen Serben um Melania, die aus dem von
Banja Luka knapp 200 Kilometer entfernten Novo Mesto in Slowenien stammt,
ist kalkuliert. Milorad Dodik will noch in diesem Jahr zu einem in seinen
Augen großen „Befreiungsschlag“ ausholen.
Er will eine Volksabstimmung über die Loslösung der serbischen Teilrepublik
aus Bosnien und Herzegowina durchführen und den Teilstaat mit dem Staat
Serbien vereinigen. Die Haltung der Vereinigten Staaten in dieser Frage ist
entscheidend dafür, ob dieser Plan gelingen kann.
Die Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat er. Putin
hat Dodik versichert, dass die Politik des Serben im UN-Sicherheitsrat
durch Russland gedeckt werde. Hoffnungen der Serben, dass die USA ihre
Position auf dem Balkan ändern, wurden durch die Sympathiebekundungen
Trumps gegenüber Putin genährt.
Bisher waren es vor allem die Amerikaner, die den serbischen Bestrebungen,
den Staat Bosnien und Herzegowina zu zerschlagen, einen Riegel vorgeschoben
hatten. Unter einer Präsidentin Hillary Clinton wäre sogar eine schärfere
Position dem serbischen Nationalismus gegenüber zu erwarten gewesen, als
sie Obama formulierte. Clinton hätte Obama wegen seiner laschen Haltung
bezüglich der Balkanpolitik sogar mehrmals gerügt, berichteten
US-Diplomaten in Hintergrundgesprächen in Sarajevo.
## Von Europa nichts zu befürchten
So ist die Erleichterung Dodiks nach dem US-Wahlergebnis verständlich. Von
den Europäern braucht er nichts zu fürchten. Europa und auch Deutschland
setzen auf die Attraktivität der Integration der Staaten des Balkan in die
EU. Doch diese Attraktivität schwindet.
Dodik kann sich jetzt alles herausnehmen, ohne von den Europäern kritisiert
zu werden. So beleidigte er den Hohen Repräsentanten der Internationalen
Gemeinschaft in Bosnien, den österreichischen Diplomaten Valentin Inzko. Er
sei „der bekannte Clown der internationalen Gemeinschaft“ und nicht ernst
zu nehmen, erklärte er. Europa und auch Deutschland protestierten nicht
einmal gegen diesen Affront. Dodik hofft nun, dass die neue
US-Administration die ihn betreffenden Sanktionen lockert.
22 Jan 2017
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Wladimir Putin
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Bosnien und Herzegowina
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