# taz.de -- Kommunalwahlen in Bosnien: Unabhängige auf dem Vormarsch | |
> Mit Anti-Korruptionsprogrammen holen Unabhängige den Bürgermeisterposten | |
> in fünf Städten. Auch Serben-Präsident Dodik ist erfolgreich. | |
Bild: Stimmabgabe in Sarajevo | |
Sarajevo taz | Die Rechnung des Präsidenten der serbischen Teilrepublik in | |
Bosnien und Herzegowina, Milorad Dodik, ist aufgegangen. Nach der | |
Volksabstimmung über einen serbischen Feiertag konnte er viele Serben auch | |
bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag für seinen „Bund Unabhängiger | |
Sozialdemokraten“ (SNSD) gewinnen und 33 Bürgermeistersesssel erobern. | |
Sowohl die hart umkämpfte zweitgrößte Stadt Banja Luka als auch elf | |
weitere, vorher von der oppositionellen „Serbischen Demokratischen Partei“ | |
(SDS) und ihren Verbündeten gehaltene, Gemeinden gingen an die SNSD. | |
Während der Serbenführer mit Gesang und Schnaps seinen Wahlsieg feierte, | |
hatten auch in Sarajevo die Anhänger der linksalternativen Partei „Nasa | |
Stranka“ (Unsere Partei) ihre Freude. In den Wahlkreisen Zentrum und Novo | |
Sarajevo kam sie mit 18 Prozent auf den zweiten Platz hinter der | |
muslimischen Nationalpartei SDA. In der traditionellen Altstadt Bascarsija | |
landete sie mit 30 Prozent sogar auf dem ersten Platz. Für die noch junge, | |
gegen den Nationalismus ankämpfende, Partei ist dies ein Achtungserfolg, | |
zumal sie nun auch in anderen Städten der bosniakisch-kroatischen | |
Föderation in den Gemeinderäten vertreten ist. | |
Zufrieden konnten auch die Sozialdemokraten (SDP) sein, die sich nach | |
verheerenden Wahlniederlangen nach der Spaltung der Partei in die SDP und | |
die Demokratische Front wieder erholen konnte. Sie hatte in der | |
drittgrößten Stadt Tuzla sowie weiteren neun Städten die Nase vorn. | |
Anlass zum Jubel hatten auch unabhängige Kandidaten, die in ihren | |
Wahlprogrammen gegen die Korruption der Altparteien auftraten. Sie siegten | |
in der viertgrößten Stadt Zenica, im westbosnischen Zentrum Bihac, der | |
wirtschaftlich aufstrebenden Stadt Gorazde sowie in den serbisch | |
dominierten Städten Bijeljina und Doboi. | |
## 12 Hochburgen verloren | |
Für die muslimische Nationalpartei SDA lief nicht alles nach Plan. Zwar | |
dominiert sie in Sarajevo und insgesamt 33 weiteren Wahlbezirken, verlor | |
jedoch 12 bisherige Hochburgen. Das Statement ihres Vorsitzenden, Bakir | |
Izetbegovic, geriet zu einer Lachnummer. Er behauptete, die meistren | |
Unabhängigen seien ja Dissidenten seiner Partei. SDA-Anhänger versuchten | |
zudem vor den Wahllokalen Stimmen zu | |
kaufen, konnten in Sarajevo jedoch von der Polizei daran gehindert werden. | |
Niedergeschlagen war auch der Ex-Bürgermeister von Srebrenica, der Bosniake | |
Camil Durakovic. Er unterlag seinem serbischen Gegner Mladen Grujicic. | |
In der Stadt Stolac muss die Wahl wohl wiederholt werden. Der kroatische | |
Wahlleiter und Mitglied der kroatischen Nationalistenpartei HDZ Ivica Peric | |
hatte Mitglieder der Wahlkommission aus einem Wahllokal verwiesen, weil sie | |
offenkundige Wahlfälschungen monierten. Daraufhin verprügelte ihn der | |
bosniakische SDA-Kandidat Salmir Kaplan. | |
Die HDZ (Kroatisch Demokratische Gemeinschaft) konnte in den | |
Kroatengebieten der Westherzegowina und Zentralbosniens überlegen gewinnen. | |
In Mostar jedoch fiel die Wahl erneut aus: die Kontrahenten aus SDA und HDZ | |
konnten sich nicht auf ein Procedere einigen. Insgesamt waren 3,2 Millionen | |
Wähler zur Abstimmung aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag zwischen 50 und | |
60 Prozent. | |
3 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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