# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Slowenien: 53 Prozent stimmen für Konti… | |
> Nur knapp setzt sich Amtsinhaber Pahor gegen seinen unerfahrenen | |
> Herausforderer durch. Dieser ist Bürgermeister und Comedian. | |
Bild: Wahlsieger Borut Pahor vor Medien und Anhängern nach seinem Wahlsieg | |
Sarajewo taz | Bei den Präsidentschaftswahlen in Slowenien hat der haushohe | |
Favorit Borut Pahor am Sonntag doch ziemlich viele Federn lassen müssen. | |
Mit 53 Prozent der abgegebenen Stimmen hat der Repräsentant des | |
traditionellen Establishments, der 54-jährige ehemalige Ministerpräsident, | |
Sozialdemokrat und jetzige Unabhängige, gerade mal so sein Ziel erreicht, | |
zum zweiten Mal für fünf Jahre Präsident des Landes zu werden. Der | |
unerfahrene Newcomer, Comedian und Bürgermeister der kleinen Provinzstadt | |
Kamnik, Šarjan Sarec, erreichte immerhin fast 47 Prozent der abgegebenen | |
Stimmen. | |
Wer jedoch versuchen sollte, das Ergebnis der Wahlen in den Rahmen | |
„Rechtspopulisten gegen Establishment“ zu stellen, liegt falsch. Sloweniens | |
Wähler ticken anders als jene im benachbarten Österreich. | |
Es ging eher um eine Wachablösung zwischen Alt und Jung, zwischen dem | |
erfahrenen Politiker der Generation, die noch das alte jugoslawische System | |
kennt und die Unabhängigkeit erkämpft hat. Dagegen stand der Vertreter | |
jener Generation, die seit sie denken kann, nichts anderes kennt als das | |
1991 unabhängig gewordene Slowenien. | |
Die Wahlbeteiligung von 42 Prozent – ein neuer Tiefstand – zeigt aber auch, | |
dass die Wahl eines Präsidenten nicht so wichtig genommen wird. Für viele | |
Wähler war weder der Altsozialist noch der keinem Lager zurechenbare | |
Bürgermeister Marjan Šarec attraktiv. Der Präsident hat zudem im | |
slowenischen System wenig zu sagen, ist wie der deutsche Bundespräsident | |
eine repräsentative Figur. | |
## Start-Up-Parteien prägen die politische Landschaft | |
Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Wähler aus dem konservativen Lager | |
sich nicht beteiligen wollte, weil sie nicht offen für den Sozialisten, | |
aber auch nicht für einen Newcomer und damit für Unsicherheiten stimmen | |
wollte. Vom Präsidenten wird ja auch bei den Konservativen erwartet, dass | |
er in schwierigen und verworrenen Zeiten Kontinuität verkörpert. | |
Das renommierte International Institute for Middle-East and Balkan Studies | |
– (IFIMES) kritisiert an der slowenischen politischen Landschaft, dass es | |
in den letzten Jahren „Start-up-Parteien“ gelungen ist, große Teile der | |
Wählerschaft an sich zu binden. | |
Die politische Instabilität hätte nach der Regierungszeit Pahors als | |
Ministerpräsident 2008–2011 begonnen, als die Finanzkrise Europa und vor | |
allem Südeuropa erschütterte. Zwar gelang es Pahor damals, Slowenien durch | |
die gefährlichen Untiefen der damaligen Krise zu führen, doch der | |
wirtschaftliche Einbruch wurde ihm gleichzeitig von vielen schockierten | |
Wählern angelastet. | |
Bei den Wahlen 2011 gewann die Partei Positives Slowenien des | |
Geschäftsmannes Zoran Janković, dann stieg aus dem Nichts die Bürgerliste | |
des Gregor Virant auf, 2014 gewann eine andere Neugründung, die Moderne | |
Zentrums Partei des Miro Cerar die Wahlen. | |
Diese Parteien erschienen wie Blitze am Firmament, seien instabil und seien | |
bei der Gestaltung der Außenpolitik in der EU, der Nato und beim | |
Grenzstreit mit Kroatien total überfordert, kritisiert der Think Tank von | |
IFIMES. So gesehen könnte sich die Wahl des erfahrenen Borut Pahors zum | |
Präsidenten doch als nicht so schlecht herausstellen. | |
Trotz allem brummt die Wirtschaft, Slowenien verfügt mit 3,5 Prozent | |
Wirtschaftswachstum über die höchste Zuwachsrate in der EU. | |
13 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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