| # taz.de -- Digitalisierung der Verwaltung in Berlin: „Fast nichts bewegt“ | |
| > Die mangelhafte Digitalisierung gefährde die Arbeitsfähigkeit der | |
| > Berliner Verwaltung, kritisiert Karin Klingen, Präsidentin des | |
| > Rechnungshofs. | |
| Bild: Digitaliserung ist ein schönes Wort, aber dahinter steckt so viel mehr: … | |
| Berlin taz | Die Ansage war an Deutlichkeit kaum zu übertreffen: Die | |
| Arbeitsfähigkeit der Berliner Verwaltung auf Landes- und Bezirksebene sei | |
| gefährdet, weil deren Digitalisierung viel zu langsam vorankomme, sagte | |
| [1][Karin Klingen, Präsidentin des Rechnungshofs,] am Montag bei der | |
| Vorstellung ihres [2][Jahresberichts] für 2021. „Die Verwaltungen arbeiten | |
| mit uneinheitlicher, veralteter Technik“, kritisierte sie. Dabei gebe es | |
| bereits seit 2016 das E-Governmentgesetz, das eine Modernisierung und | |
| Zentralisierung vorsehe. | |
| Zudem habe die Innenverwaltung unter Senator Andreas Geisel (SPD) | |
| erweiterte Kompetenzen für die Digitalisierung der Verwaltung bekommen, so | |
| Klingen, womit sie unter anderem eine Staatssekretärin ausschließlich für | |
| diesen Bereich meinte. Dennoch sei in den letzten fünf Jahren „fast nichts | |
| bewegt worden“. So sei es bis heute nicht gelungen, eine Behörde wie | |
| vorgesehen komplett unter die Regie des landeseigenen | |
| IT-Dienstleistungszentrums (ITDZ) zu bringen. „Die Senatsverwaltung muss | |
| dringend umsteuern. Die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Verwaltung | |
| ist gefährdet, wenn das nicht gelingt.“ Klingen musste jedoch selbst | |
| zugeben, dass es sich bei der Digitalisierung der Verwaltung um eine der | |
| „anspruchsvollsten Aufgaben“ handle. | |
| Die von Klingen arg gescholtene Innenstaatssekretärin Sabine Smentek sagte | |
| der taz, sie nehme die Kritik „sehr ernst“. Allerdings sei die | |
| Digitalisierung der Verwaltung „eine Mammutaufgabe, die weit über eine | |
| Legislaturperiode hinausgeht“. Es gehe nicht nur darum, „einige Rechner | |
| auszutauschen“. Den Investitionsbedarf dafür hätten alle Beteiligten | |
| unterschätzt. Zudem habe es Vorbehalte gegeben bei den Verwaltungen auf | |
| Landes- und Bezirksebene, „mit Blick auf eine Zentralisierung ihrer | |
| IT-Zuständigkeiten beim ITDZ“. | |
| Von der Kritik wenig überrascht zeigte sich Tobias Schulze, Sprecher für | |
| digitale Verwaltung der Linksfraktion. „Die Probleme sind nicht neu. Und es | |
| stimmt: Bei der Migration zum ITDZ sind wir nicht so weit, wie wir | |
| wollten“, sagte er der taz. Allerdings sei bis 2016 eben auch zwei | |
| Jahrzehnte lang nichts in die IT-Infrastruktur der Behörden investiert | |
| worden. „Das müssen wir jetzt erst mal aufholen.“ | |
| Besonders problematisch sei die digitale Zersplitterung der Behörden, so | |
| Schulze. „Es gibt massenweise Klein- und Kleinstanwendungen – sowohl | |
| Netzwerke wie auch Software –, die sich nicht unter eine zentrale | |
| Verwaltung stellen lassen.“ Zudem erschwere die zweistufige Verwaltung | |
| Berlins den Fortschritt: Die Bezirke hätten zu viel Einfluss auf den | |
| Prozess. | |
| Schulze wies den Vorwurf, es habe sich nichts getan, jedoch zurück: „Wir | |
| sind im Bundesvergleich ganz vorne bei den digitalen Anwendungen für Bürger | |
| in der Verwaltung.“ Darauf habe man sich anfangs bei der Digitalisierung | |
| konzentriert, sprich etwa auf Online-Anträge für Kita-Gutscheine oder die | |
| Anmeldung eines Autos. | |
| Rechnungshofchefin Klingen nennt in ihrem Jahresbericht weitere Beispiele | |
| für die Verschwendung von Steuergeld, etwa beim Umbau des Zentralen | |
| Omnibusbahnhofs (ZOB), dessen Kosten sich seit 2016 auf fast 40 Millionen | |
| Euro verzehnfacht hätten. Grund: Es sei gebaut worden ohne eine | |
| grundlegende Planung. Klingen sprach von „learning by doing“ auf der | |
| Baustelle. Nicht in den Fokus genommen hat der Rechnungshof die | |
| milliardenschweren Coronahilfen. Dies soll in einem zweiten Teil des | |
| Jahresberichts passieren, der für Sommer angekündigt ist. | |
| 26 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Neuer-Ansatz-der-Aufsichtsbehoerde/!5702104 | |
| [2] /Rechnungshof-stellt-Jahresbericht-vor/!5715947 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
| ## TAGS | |
| Digitalisierung | |
| Verwaltung | |
| Rechnungshof | |
| Haushalt | |
| Schleswig-Holstein | |
| Ausbildung | |
| Luca-App | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Rechnungshof | |
| Rechnungshof | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Jahresbericht der Rechnungshofs: 13.000 Computer noch nie benutzt | |
| Behördenchefin Karin Klingen rügt unzureichende Steuerung von Ausgaben und | |
| weitgehenden Verzicht auf Zweitwohnungssteuer. | |
| Gendergerechte Sprache in Anträgen: Guten Tag Divers Max Mustermann | |
| Schleswig-Holstein bietet viele behördliche Anträge online. Die Auswahl im | |
| Feld „Anrede“ varriiert dabei. Im Extremfall führt dies zu Peinlichkeiten. | |
| Digitalisierung der Ausbildung: Endlich Laptops für Lehrlinge | |
| Ohne Internet geht nichts mehr, auch nicht in der Ausbildung. Eine | |
| Bundestagskommission schlägt deshalb vor, einen „Digitalpakt“ aufzusetzen. | |
| Streit um Luca-App in Berlin: Sicher ist anders | |
| Stundenlang befragen Abgeordnete den Senat, Datenschützer, Entwickler. | |
| Ergebnis: Es gibt schlechtere Anbieter, aber sicher ist die Luca-App nicht. | |
| Luca-App startet in Berlin: Konsum first, Datenschutz second | |
| Die App zur Kontaktverfolgung ist Ende der Woche in ganz Berlin | |
| einsatzbereit, sagt die Senatskanzlei. Dabei sind viele Datenschutzfragen | |
| ungeklärt. | |
| Rechnungshof stellt Jahresbericht vor: Seitenweise Kritik | |
| Die Landesbehörde bemängelt massiv die Vorgänge um die Diese eG und | |
| Stadtrat Schmidt (Grüne). Zu Thema Vorkaufsrecht kündigt sie weitere | |
| Prüfungen an. | |
| Neuer Ansatz der Aufsichtsbehörde: „Der Rechnungshof wird sichtbarer“ | |
| Behördenchefin Karin Klingen übt Kritik am Corona-Nachtragshaushalt mit 6 | |
| Milliarden Euro Schulden. Am Mittwoch debattiert der Hauptausschuss mit | |
| ihr. |