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# taz.de -- Digitalisierung der Ausbildung: Endlich Laptops für Lehrlinge
> Ohne Internet geht nichts mehr, auch nicht in der Ausbildung. Eine
> Bundestagskommission schlägt deshalb vor, einen „Digitalpakt“
> aufzusetzen.
Bild: Gehört zum Alltag in der Autobranche
Berlin taz | Auch Lehrlinge sollen für ihre Berufsausbildung künftig einen
eigenen Laptop erhalten, schlägt die Enquete-Kommission des Bundestages zum
Thema „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ vor. So seien die
Auszubildenden besser auf die immer digitaler werdende Arbeitswelt
vorbereitet, so die Begründung.
Er ist eine von über 300 Empfehlungen, die das Gremium aus 19
Bundestagsabgeordneten und 19 Sachverständigen in dreijährigen Beratungen
erarbeitet hat. 550 Seiten hat [1][der Abschlussbericht], der am Dienstag
im Parlament vorgestellt wurde. Ende Mai war der Bericht von dem Gremium
unter Vorsitz der CDU-Abgeordneten Antje Lezius einstimmig beschlossen
worden.
Die mit der Digitalisierung verbundenen Veränderungen betreffen nicht nur
die Berufsbilder und ihre Ausbildungsordnungen selbst, sondern auch den
Einsatz von digitalen Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung,
hebt der Bericht hervor. Eine Kernforderung lautet daher, auch für die
Berufsschulen einen „Digitalpakt“ aufzulegen, [2][wie es ihn bereits für
die allgemeinbildenden Schulen gibt.] Nach einer Studie der
Bildungsgewerkschaft GEW benötigen die berufsbildenden Schulen in den
nächsten fünf Jahren mindestens 5 Milliarden Euro für ihre digitale
Modernisierung.
„Dabei geht es auch, aber nicht nur um die technische Ausstattung“, erklärt
die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack als Mitglied in der
Enquete-Kommission. Die Schulgebäude seien oft marode, viele Lehrkräfte
fehlten. „In vielen Regionen gibt es keine beruflichen Schulen mehr“, sagt
Hannack. „Um diese Situation dauerhaft wieder zu verbessern, ist der Pakt
zwingend nötig.“
## Fachkräftemangel wird sich zuspitzen
Im vergangenen Jahr haben 678.000 Personen mit einer vollqualifizierenden
Berufsausbildung in insgesamt 325 anerkannten Ausbildungsberufen begonnen.
Etwa zwei Drittel der begonnenen Ausbildungen entfielen auf duale Modelle,
die zu gleichen Teilen im Betrieb und in der Berufsschule stattfinden.
Allerdings bildet nur knapp jedes fünfte Unternehmen in Deutschland aus. So
standen im Berichtsjahr 2019/2020 bundesweit 530.000 duale
Ausbildungsplätze zur Verfügung, die aber von den Jugendlichen nicht alle
wahrgenommen wurden: Rund 60.000 Lehrstellen blieben unbesetzt.
Die Lage wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Wenn die
ersten, älteren Menschen aus der Babyboomer-Generation in Rente gehen,
werden den Unternehmen zunehmend [3][die Fachkräfte fehlen].
„Digitalisierung und Demographie spielen hier zusammen“, erläutert
Kommissionsmitglied Hannack. „Die Digitalisierung führt dazu, dass die
Betriebe mehr gut qualifizierte Fachkräfte brauchen, während durch die
Demographie die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt.“
Dies werde Deutschland mit Zuwanderung allein nicht ausgleichen können.
„Deshalb können wir uns aus sozialen und aus ökonomischen Gründen eine
derart hohe Ausbildungslosigkeit nicht leisten“, so die Gewerkschafterin.
Deshalb müssten „die jungen Menschen noch stärker auf die mit der
beruflichen Bildung verbundenen Chancen“ hingewiesen werden, so der
Bericht. Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt sei eine Förderung der
ausbildenden Unternehmen und der berufsbildenden Schulen nötig, um
bestehende Ausbildungsverträge zu erhalten und neue Angebote zu
ermöglichen.
## „Rekrutierungsoffensive“ für Lehrkräfte
Im Bericht wird außerdem konkret vorgeschlagen, externe IT-Fachkräfte an
die Schulen zu bringen, um die IT-Infrstruktur zu pflegen und auszubauen.
Ein weiterer Vorschlag: Per „Rekrutierungsoffensive“ sollen mehr Lehrkräfte
für berufsbildende Schulen gewonnen werden.
Auch die Abschaffung des Schulgeldes in einigen Berufsausbildungen,
insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Soziales, wird
gefordert. Zudem sollte die Mobilität von Berufsschüler/innen gefördert
werden, etwa durch die „Einführung von länderübergreifenden Azubi-Tickets
nach dem Modell des 365-Euro-Tickets“.
Weitere Themen der Kommission waren Weiterbildung und lebensbegleitendes
Lernen sowie die Fragen, wie sich die Attraktivität von Ausbildungen weiter
steigern und sie sich sozial durchlässiger gestalten lassen. Der Bericht
befasst sich auch mit der Finanzierung der Aus- und Weiterbildung generell,
sowie mit der Integration bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, etwa von
Menschen mit Behinderung.
24 Jun 2021
## LINKS
[1] https://dserver.bundestag.de/btd/19/309/1930950.pdf
[2] /Digitalpakt-Schule/!5753284
[3] /Integration-von-Gefluechteten/!5667932
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Ausbildung
Digitalisierung
Azubis
Digitalpakt
Arbeitslosigkeit
Schwerpunkt Coronavirus
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Schule
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