| # taz.de -- Rechnungshof stellt Jahresbericht vor: Seitenweise Kritik | |
| > Die Landesbehörde bemängelt massiv die Vorgänge um die Diese eG und | |
| > Stadtrat Schmidt (Grüne). Zu Thema Vorkaufsrecht kündigt sie weitere | |
| > Prüfungen an. | |
| Bild: Rechnungshofchefin Karin Klingen stellte am Montag den Jahresbericht ihre… | |
| Pflichtwidrig. Verstoß gegen die Vorgaben des Baugesetzbuchs. Unzureichend. | |
| Nicht beachtet – mit harten Worten hat Landesrechnungshofschefin Karin | |
| Klingen am Montag das Vorgehen des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg | |
| beim Komplex Diese eG kritisiert. Ohne dass ihn [1][der von Klingen | |
| vorgestellte Jahresbericht] der Behörde namentlich nennt, zielen diese | |
| Vorwürfe auf den dafür zuständigen Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne). | |
| Hintergrund ist, dass Schmidt das bezirkliche Vorkaufsrecht für sechs | |
| Häuser zugunsten der Genossenschaft ausübte. Nach Ansicht des Rechnungshofs | |
| hat seine Behörde dabei unzureichend deren finanzielle Leistungsfähigkeit | |
| geprüft – also ob die überhaupt genug Geld für die Übernahme hatte. | |
| Laut Rechnungshofsbericht gab es einen bezirksamtsinternen Hinweis, dass | |
| die Ausübung des Vorkaufsrechts finanziell im Vorfeld geklärt werden müsse. | |
| Dieser Hinweis sei ohne Folgen geblieben. Das erinnerte an die jüngste | |
| Diskussion um den Brandschutz in der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain. | |
| Dort gab es nach Medienberichten ebenfalls interne Hinweise oder Vermerke, | |
| die die Behördenleitung um Schmidt zurückwies oder nicht beachtete. Das | |
| Rechtsamt des Bezirks sei in das Vorkaufsverfahren gar nicht einbezogen | |
| gewesen, durch „das vorschriftswidrige Handeln des Bezirksamts“ seien | |
| Kosten von 270.000 Euro entstanden. | |
| „Die Konsequenzen müssen andere bewerten“, sagte Klingen. Zur Frage nach | |
| möglichen strafrechtlichen Konsequenzen angesichts ihrer Einordnung als | |
| pflichtwidrig und gegen das Gesetz verstoßend mochte sie sich nicht äußern | |
| – das sei nicht Aufgabe des Rechnungshofs. Bei der Staatsanwaltschaft liegt | |
| seit mehreren Monaten eine Strafanzeige gegen Stadtrat Schmidt wegen | |
| Haushaltsuntreue vor. Der hatte das als „völlig unbegründet“ zurück | |
| gewiesen. | |
| ## Bezirk: Empfehlungen bereits umgesetzt | |
| Das Bezirksamt reagierte per Pressemitteilung auf die massive Kritik des | |
| Rechnungshofs. Man danke der Behörde für die „umfängliche Bewertung“, he… | |
| es darin. Die Empfehlungen des Rechnungshofs seien bereits umgesetzt | |
| worden, sie würden „zu einer Optimierung der Abläufe beim Vorkaufsrecht“ | |
| beitragen. | |
| Schmidt ist zu den vom Rechnungshof kritisierten Kosten von 270.000 Euro | |
| wie folgt zitiert: 160.000 Euro seien schon fällig geworden, 110.000 Euro | |
| könnten noch hinzukommen – „das ist natürlich bedauerlich für den Bezirk | |
| und wird aus dem Etat der Stadtentwicklungsverwaltung getragen | |
| beziehungsweise kompensiert“. | |
| Auf die Vorwürfe, pflichtwidrig und gegen baugesetzliche Vorgaben gehandelt | |
| zu haben, ging Schmidt in der Pressemitteilung nicht ein. Grundsätzlich | |
| habe für das Land kein außerordentliches finanzielles Risiko bestanden, | |
| „weil die Häuser unter dem Verkehrswert erworben wurden und notfalls ein | |
| Weiterverkauf hätte durchgeführt werden können“. | |
| Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus und die Industrie- und Handelskammer | |
| (IHK) sahen das in Stellungnahmen ganz anders. „Die Prüfergebnisse des | |
| Rechnungshofs sind erdrückend“, sagt CDU-Fraktionschef Burkard Dregger, | |
| „in einem selbstherrlichen Alleingang wurden Steuergelder der Berliner | |
| weitgehend ungeprüft für eine klientelorientierte Wohnungspolitik | |
| missbraucht, und das offenbar ohne jede Absicherung“. Die IHK fühlte sich | |
| durch den Bericht des Landesrechnungshofs darin bestätigt, „dass die Art | |
| und Weise, wie in Berlin das Vorkaufsrecht ausgeübt wird, kritisch | |
| betrachtet und hinterfragt werden muss“. | |
| 5 Oct 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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