# taz.de -- Die Zukunft der Groko: Zäher als gedacht | |
> Es ist eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung: Ein schnelles Ende der | |
> großen Koalition würde im Moment nur den Grünen nützen. | |
Bild: Kein Spaziergang: SPD, CDU und CSU in einer Regierung | |
Dieser Großen Koalition wurde schon so [1][oft das vorzeitige Ende | |
prophezeit], dass es fast eine Nachricht ist, dass sie das Jahr 2020 noch | |
erlebt. Was haben Union und SPD, die allein das Pflichtgefühl | |
aneinanderkettet, nicht schon alles überstanden: den epischen Streit | |
zwischen Merkel und Seehofer wegen Zurückweisungen von Flüchtlingen an der | |
Grenze, die Affäre um den Ex-Verfassungsschützer Maaßen, den Abgang von | |
Andrea Nahles samt Inthronisierung einer groko-skeptischen SPD-Spitze. | |
Und die Groko? Macht einfach weiter, immer weiter, das Bündnis ist zäher | |
als gedacht. Dies liegt nicht etwa daran, dass die Beteiligten die | |
Überzeugung verbände, miteinander Großes erreichen zu können. Nein, auf | |
allen Seiten ist eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung der Grund. Ein | |
schnelles Ende der Groko nützt im Moment niemandem, die Grünen ausgenommen, | |
die wegen ihres Regierungsjiepers schon ganz hibbelig sind. | |
CDU-Chefin [2][Annegret Kramp-Karrenbauer] hat große Probleme. Ihre | |
Beliebtheitswerte sind im Keller, ihre Autorität im eigenen Laden ist | |
ramponiert, die Union steht in Umfragen nur mäßig da. Auf eine vorgezogene | |
Bundestagswahl ist sie schlecht vorbereitet. Will sie die Kanzlerkandidatur | |
nicht Konkurrenten wie Friedrich Merz oder Armin Laschet überlassen, wonach | |
es nicht aussieht, braucht sie Zeit, um sich aus dem Loch herauszuarbeiten. | |
Auch die SPD-Spitze hat, allem Groko-Bashing zum Trotz, kein Interesse an | |
schnellen Neuwahlen. Zu viel ist ungeklärt. Wer würde KanzlerkandidatIn? | |
Wer entschiede über den Kurs? Die Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert | |
Walter-Borjans haben (noch) nicht die Autorität, um das SPD-Establishment | |
auf ihren [3][moderaten Linksschwenk] zu verpflichten. Ein Wahlkampf vor | |
der Zeit könnte verschüttete Gräben zwischen SPD-ChefInnen, MinisterInnen | |
und Fraktion neu aufbrechen lassen. | |
2020 steht auf Länderebene nur eine einzige Wahl an, die in Hamburg. Dies | |
gibt den Koalitionären die Chance, in Ruhe bis zum Ende zu regieren. Es | |
spricht viel dafür, dass sie es tun. | |
1 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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