# taz.de -- Deutsche Waffen: Mehr Rüstung für Israel | |
> In den ersten fünf Wochen seit Amtsbeginn von Schwarz-Rot wurden weiter | |
> Rüstungsgüter nach Israel exportiert – in Millionen-Höhe. | |
Bild: Eine Flagge, wo einst ein Gebäude stand (Holon, nahe Tel Aviv): eine ira… | |
Auch die neue Bundesregierung hat Rüstungsexporte nach Israel genehmigt: in | |
den ersten fünf Wochen seit Regierungswechsel im Wert von knapp 4 Millionen | |
Euro. Das geht aus der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage | |
der Linken-Politikerin Desiree Becker hervor. | |
[1][Verglichen mit den Genehmigungen der Ampel ist das wenig.] Allein für | |
das erste Quartal 2025 erlaubte sie Rüstungsexporte nach Israel im Wert von | |
28 Millionen Euro. | |
Und doch dürften diese 4 Millionen Euro für Kritik sorgen. In den | |
vergangenen Monaten häuften sich die Stimmen, die das Vorgehen der | |
israelischen Regierung im Gazastreifen verurteilen. Israel hat weite Teile | |
des Küstenstreifens zerstört, [2][zehntausende Menschen getötet] und | |
riskiert mit der Blockade von ausreichend Hilfsgütern gerade eine | |
Hungersnot. Zudem liegt [3][gegen den israelischen Regierungschef Benjamin | |
Netanjahu ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs] wegen | |
Kriegsverbrechen vor. | |
Noch vor wenigen Wochen schien ein Ende der deutschen Waffenlieferungen an | |
Israel denkbar. Mehrere Abgeordnete, darunter auch SPD-Mitglieder, | |
forderten einen Stopp. Sie mahnten, Deutschland würde sich an Verbrechen, | |
die Israel in Gaza begeht, durch Waffenlieferungen mitschuldig machen. | |
Ende Mai kritisierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Israel erstmals | |
öffentlich. Er sagte, Israels Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung in Gaza | |
könne nicht mehr mit einem Kampf gegen die Hamas gerechtfertigt werden. Und | |
er sprach von einer Verletzung des humanitären Völkerrechts. | |
Außenminister Johann Wadephul (ebenfalls CDU) sagte kurz darauf in einem | |
Interview mit der Süddeutschen Zeitung, Waffenlieferungen an Israel würden | |
geprüft werden. Wenige Tage später ruderte er bei einem Besuch des | |
israelischen Außenministers in Berlin jedoch zurück. Waffenexporte nach | |
Israel würden weitergehen, die Aussage in der Süddeutschen Zeitung sei | |
falsch verstanden worden. | |
Nun also die Bestätigung. Zwischen dem 7. Mai und dem 10. Juni erlaubte die | |
Bundesregierung deutschen Waffenherstellern Exporte nach Israel im Wert von | |
3,986 Millionen Euro. Dabei handelt es sich, laut der Antwort des | |
Wirtschaftsministeriums, nicht um Kriegswaffen wie Panzer oder | |
Kriegsschiffe, sondern um „sonstige Rüstungsgüter“. In diese Kategorie | |
fallen unter anderem Pistolen, Funk- und Radartechnik oder Explosivstoffe | |
für den militärischen Einsatz. Desiree Becker nennt die Lieferungen | |
„sicherheitspolitisch unverantwortlich und humanitär skandalös“. | |
Vor wenigen Tagen hat Israel neben dem Krieg in Gaza begonnen, [4][den Iran | |
massiv mit Raketen anzugreifen]. Israel tötete bei Luftangriffen seitdem | |
mehrere ranghohe Militärs, WissenschaftlerInnen und Teile der | |
Zivilbevölkerung. Israel wirft dem Iran vor, den Bau einer Atombombe | |
anzustreben, und sieht sich von der Islamischen Republik in seiner Existenz | |
bedroht. Der Iran schießt seither zurück. Völkerrechtler sehen in Israels | |
Vorgehen einen klaren Völkerrechtsbruch. | |
Bundeskanzler Friedrich Merz hat das Vorgehen nicht verurteilt. Im | |
Gegenteil: Vor wenigen Tagen lobte er Israel sogar für den Angriff. „Ich | |
kann nur sagen: größten Respekt davor, dass die israelische Armee, die | |
israelische Staatsführung den Mut dazu gehabt hat, das zu machen“, sagte | |
er. Und weiter: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht – für uns | |
alle.“ Denn das Mullah-Regime habe durch seine Unterstützung der Hisbollah, | |
der Hamas und mit Lieferungen von Drohnen nach Russland „Tod und | |
Zerstörung“ über die Welt gebracht. | |
Mit diesen Aussagen löste Merz heftige Kritik aus. Der außenpolitische | |
Sprecher der SPD-Fraktion Adis Ahmetović sagte, die Wortwahl des Kanzlers | |
habe in der SPD für erhebliche Irritationen gesorgt. Seine Tonalität sei | |
„wenig zielführend“ gewesen. Sören Pellmann, Fraktionsvorsitzender der | |
Linken, nannte die Aussage einen Skandal. Die außenpolitische Sprecherin | |
der Grünen, Deborah Düring, befand sie als „zynisch und unwürdig“ vor | |
allem in Hinblick auf die zivilen Opfer der Angriffe im Iran. | |
In Teheran wurde daraufhin der deutsche Botschafter Markus Potzel | |
einbestellt. „Nach den schändlichen Äußerungen des deutschen Kanzlers zur | |
Unterstützung der Aggression Tel Avivs gegen unser Land ist der Botschafter | |
dieses Landes zum Außenministerium einbestellt worden“, hieß es im | |
iranischen Staatsfernsehen. | |
Das dürfte Außenminister Johann Wadephuls Versuch, eine diplomatische | |
Lösung zwischen Israel und dem Iran zu erwirken, nicht einfacher machen. Er | |
plant am Freitag zusammen mit den Außenministern von Frankreich und | |
Großbritannien seinen iranischen Amtskollegen Abbas Araghtschi in Genf zu | |
treffen. | |
Aus Merz’ Aussagen lässt sich schließen, dass auch die Angriffe auf den | |
Iran für ihn kein Grund sind, Rüstungsexporte an Israel zu beenden. | |
19 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Alice von Lenthe | |
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