| # taz.de -- Corona-Maßnahmen in Berlin: Kindergeburtstage gibt's weiterhin | |
| > Der Berliner Senat setzt die von Bund und Ländern beschlossenen | |
| > Corona-Beschränkungen weitgehend um. Für Kinder gibt es Ausnahmen. | |
| Bild: Zumindest Kinder trifft dieser Lockdown in Berlin nicht ganz so hart | |
| Berlin taz | Die befürchtete Endlos-Sitzung wurde es am Donnerstag dann | |
| doch nicht, am Ende war man sich wohl relativ einig im Senat: Berlin wird | |
| die am Mittwoch zwischen den Ländern und dem Bund beschlossenen harten | |
| Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie weitgehend eins zu | |
| eins übernehmen. „Das heißt faktisch, dass bis auf die Bereiche Kita und | |
| Schule alle wesentlichen Bereiche mehr oder weniger komplett | |
| heruntergefahren werden“, sagte Wirtschaftssentorin und stellvertretende | |
| Bürgermeisterin Ramona Pop (Grüne) am Abend auf der Pressekonferenz nach | |
| der Senatssitzung im Roten Rathaus. Die Maßnahmen gelten ab dem 2. | |
| November, also ab Montag und zunächst befristet für den kommenden Monat. | |
| Seit 16 Uhr hatte der Senat sich beraten, wie Berlin die [1][am Mittwoch | |
| gefassten harten Beschränkungen] konkret umsetzen will. Allgemein war | |
| erwartet worden, dass Berlin nicht weit von der Bundeslinie abweichen würde | |
| – auch wenn insbesondere beim linken Koalitionspartner zuletzt Stimmen | |
| gefordert hatten, den Kultursektor von einem neuerlichen Lockdown | |
| auszunehmen. Und Linkspartei-Chefin Katina Schubert hatte [2][im Interview | |
| mit der taz] vor allem „evidenzbasierte Maßnahmen“ gefordert. | |
| Der Regierende Michael Müller (SPD) betonte allerdings am Donnerstagabend | |
| die „Gemeinsamkeit“ der Kraftanstrengungen, mit der man jetzt in den | |
| Ländern „gemeinsam nach vorne gehen“ müsse. Anders bekomme man die „nach | |
| wie vor in die Höhe schießenden Zahlen“ nicht in den Griff. Auch in Berlin | |
| wachsen die Zahlen derzeit exponentiell. Zuletzt erreichte die Zahl der | |
| Neuinfektionenen am Mittwoch einen neuen Höchststand, der Inzidenzwert | |
| liegt aktuell bei 144. | |
| Ein paar Berliner Besonderheiten gibt es allerdings doch: Neben Schulen und | |
| Kitas sollen auch Musikschulen, Volkshochschulen und die Jugendkunstschulen | |
| weiter arbeien dürfen, sagte Kultursenator und Vizebürgermeister Klaus | |
| Lederer (Linke). Auch Sportvereine dürfen – nur im Jugendbereich bis zwölf | |
| Jahre – den Betrieb weiterlaufen lassen, solange der Sport im Freien | |
| stattfindet und die Gruppen nicht größer als zehn Kinder sind. Man wolle, | |
| sagte Lederer, „auch an die Bezirke appellieren, die Spielplätze weiter | |
| offen zu halten.“ Denn: „Die Kinder müssen ja irgendwo hin, die müssen | |
| raus.“ | |
| Da habe man, so Lederer, eben auch der Tatsache Rechnung tragen müssen, | |
| dass Berlin eine Großstadt „mit für viele Menschen hier beengten | |
| Wohnverhältnissen ist.“ Da könne selbst ein Monat Lockdown „eine verdammt | |
| lange Zeit sein.“ | |
| Weniger hart als während des ersten Lockdowns im Frühjahr soll es auch | |
| BewohnerInnen von Pflege- und Seniorenheimen treffen. Man wolle sehr genau | |
| über Besuchsregelungen nachdenken und außerdem Schnelltests prioritär für | |
| diese Gruppe zur Verfügung stellen. | |
| Ein schwieriger Monat wird es für die Kulturbranche: Museen, Theater und | |
| Kinos müssen komplett schließen. Bibliotheken dürfen die Ausleihe hingegen | |
| weiter öffnen. Lederer wies auf die geplanten Hilfen vom Bund hin, der | |
| bereits allen kleineren Betrieben bis 50 Angestellten die Erstattung von 75 | |
| Prozent der November-Umsätze 2019 angekündigt hat. „Da drängen wir jetzt | |
| drauf, dass das auch für Solo-Selbständige gilt und sinnvoll angepasst | |
| wird“, sagte Lederer, etwa indem man für sie das Jahresmittel der Umsätze | |
| nimmt. Auch die Soforthilfen des Landes sollen weiterlaufen. | |
| Ebenfalls wieder schließen müssen Restaurants – die „Pizza nachts um 1“… | |
| aber weiter möglich, so Müller, denn ein Außer-Haus-Verkauf ist erlaubt. In | |
| den Kneipen bleibt das Alkoholverbot zwischen 23 und 6 Uhr bestehen. Die | |
| Weihnachtsmärkte sollen zumindest im November noch nicht öffnen dürfen. | |
| Müller sagte, er werde am Sonntag bei der Sondersitzung im Parlament „sehr | |
| dafür werben, dass die Abgeordneten diese Politik jetzt mittragen.“ Das | |
| Abgeordnetenhaus soll in einer Marathonsitzung alle Punkte der Verordnung | |
| beschließen – ein Novum, seit es die Corona-Verordnungen, inzwischen die | |
| zehnte, gibt. | |
| ## Angst um die Akzeptanz | |
| Es komme jetzt auch darauf an, die Akzeptanz der Bevölkerung für die harten | |
| Maßnahmen nicht zu verspielen, betonte Lederer. „Wir müssen jetzt die vier | |
| Wochen nutzen und versuchen rauszufinden, wie wir in Zukunft nicht wieder | |
| von einer Welle überrascht werden.“ Denn wenn man, so wie jetzt, nicht mehr | |
| wisse, woher ein Großteil der Infektionen komme, müsse man eben | |
| notwendigerweise pauschal werden in den Maßnahmen. | |
| „Aber nochmal können wir uns so ein Ding, so einen Lockdown, nicht | |
| erlauben. Wir brauchen einen Plan B“, so Lederer. Eine Prognose, ob man in | |
| vier Wochen tatsächlich die Welle gebrochen hat, wagte keiner der | |
| Regierenden am Donnerstag. „Das wissen wir ehrlich nicht“, sagte Lederer. | |
| 29 Oct 2020 | |
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| [1] /Einigung-im-Corona-Gipfel/!5724526 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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