# taz.de -- Halloween und Corona: Wie Mumien korrekt an Süßes kommen | |
> Von Tür zu Tür ziehen und um Süßes betteln ist in Pandemiezeiten keine | |
> gute Idee. Doch die Süßigkeitenjagd könnte trotzdem klappen. | |
Bild: Lieber Süßes als Saures | |
BERLIN taz | Es ist sicher nicht die wichtigste der Fragen, die sich nach | |
den Beschlüssen zum neuen [1][Teillockdown] aufdrängen, aber für bestimmte | |
– jüngere – Teile der Bevölkerung hat sie dennoch Relevanz: Muss Halloween | |
jetzt komplett ausfallen? Mein Achtjähriger ist sicher nicht der Einzige, | |
dem das Thema am Herzen liegt. Noch nie hat er im Gruselkostüm um Süßes | |
gebettelt, weiß aber dank „Gregs Tagebuch“ und aus Erzählungen von | |
Freunden, wie viel da im Idealfall abzusahnen ist. „Mama, da kriegst du | |
mehr als beim Karneval!“ (Er bekommt jedes Jahr nach Aschermittwoch ein | |
süßes Carepaket von seiner Cousine aus Düsseldorf). Und weil er grade einen | |
Gipsarm hat, wusste er auch schon das Kostüm: Mumie. „Da müssen wir nur | |
noch den Rest von mir in Verband oder Klopapier wickeln.“ | |
Ist nun alles Essig mit den schönen Plänen? Streng genommen ja nicht, die | |
neuen Regeln gelten erst ab Montag, da könnte man Samstag noch einen | |
vorletzten Tag „in Freiheit“ verbringen. Andererseits hat | |
Familienministerin und Möchtegern-Regierende Franziska Giffey (SPD) schon | |
Anfang der Woche erklärt, in Gruppen von Tür zu Tür ziehen und [2][um | |
Süßigkeiten zu betteln] sei dieses Jahr keine gute Idee. Und es stimmt ja, | |
die Tür könnte auch von einem unwissentlich Coronapositiven geöffnet | |
werden, der mit den Gummibärchen gleich ein paar Viren in die Tüte | |
schmeißt. | |
Also Krisensitzung mit anderen ratlosen Eltern Donnerstagmorgen vor dem | |
Schultor. Einig sind wir, dass die sonst offenbar übliche | |
Späti-und-Bäckerei-Tour durch die Nachbarschaft keine Option ist. „Das war | |
immer ein ziemliches Kindergedränge“, sagt ein Halloween-erfahrener Vater. | |
Dann doch an Türen klingeln, aber nur bei uns beteiligten Familien? Damit | |
hätte ich ein Problem, wende ich ein, schließlich dürfen sich ab Montag nur | |
noch Menschen aus zwei Haushalten draußen treffen – wir wären aber vier bis | |
fünf. Und es kommt mir querdenkerisch vor, eine – an sich ja auch sinnvolle | |
– Verordnung zu ignorieren, bloß weil sie formal erst zwei Tage später | |
gilt. | |
## Schule ist Pflicht, Freizeit Kür | |
Schon sind wir mittendrin in einer kurzen Tour d’Horizon über die | |
Sinnhaftigkeit der beschlossenen Maßnahmen. Es sei doch wirklich nicht | |
einzusehen, warum die Kinder weiter in vollen Klassenzimmern lernen | |
sollten, aber nachmittags keinen [3][Vereinssport wie Draußenfußball] | |
machen dürfen, findet ein Vater. Na ja, erwidert ein anderer, zum einen sei | |
Schule „Pflicht“, damit wir Eltern arbeiten gehen können, und Verein „K�… | |
– also verzichtbar. Zum anderen seien ja im Klassenverband „nur“ 24 Kinder | |
zusammen (und müssen notfalls in Quarantäne), in Vereinen mischten sich | |
aber Kinder unterschiedlicher Schulen. | |
„Was ist dann mit den Spielplätzen?“, fällt mir da siedendheiß ein, nach | |
dieser Logik müssten die ja auch wieder abgesperrt werden. Hoffentlich | |
fällt das den PolitikerInnen bis Sonntag nicht auf, wenn sie im | |
Abgeordnetenhaus die Berlinvariante vom Lockdown beschließen. | |
Unsere kleine Schultorkonferenz endet mit dem Beschluss, Halloween mit | |
einer kleinen „Feier“ im Hinterhof zu begehen, wo zwei der Jungs im selben | |
Haus wohnen. Da kann man prima mit Taschenlampen rumgeistern und von Eltern | |
verstecktes Süßes zwischen Gestrüpp und Mülltonnen suchen. Eigentlich kann | |
da niemand etwas gegen haben, finde ich. Die Jungs gehen ja alle in eine | |
Klasse und sind so gesehen eine Virengemeinschaft. | |
„Trotzdem könnte ein missgünstiger Nachbar die Polizei rufen“, dämpft die | |
Chefin vom Dienst meine Freude über die salomonische Lösung. Stimmt, die | |
Blockwarte kriegen jetzt noch mehr zu tun. | |
30 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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Engelbert Lütke Daldrup | |
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