# taz.de -- Bundesweiter Aktionstag am Samstag: Mietenprotest mit Teilerfolg | |
> Deutschlandweit protestieren am Samstag Wohn-Initiativen. Auch in NRW, wo | |
> Schwarz-Gelb dem Mieterschutz eine Schonfrist gewährt. | |
Bild: Baustelle in Köln. Mehr sozialen Wohnungsbau fordert die SPD in Nordrhei… | |
Bochum taz | Deutschlandweit demonstrieren Initiativen am Samstag gegen | |
steigende Mieten. Mit Protestaktionen in Städten wie Dortmund, Bochum und | |
Köln ist Nordrhein-Westfalen einer der Schwerpunkte. Dort mobilisiert das | |
Bündnis „Wir wollen wohnen“ gegen den von der schwarz-gelben Regierung | |
geplanten Rückbau von Mieterschutzrechten. „NRW bräuchte jedes Jahr 80.000 | |
neue Wohnungen. Gebaut werden aber nur 48.000“, sagt Silke Gottschalk vom | |
Deutscher Mieterbund in NRW, der das Bündnis gemeinsam mit Gewerkschaften, | |
Sozialverbänden und Kirchen trägt. | |
Dramatisch sind die Folgen des Mangels. Landesweit stiegen die | |
Neubau-Kaltmieten in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich von knapp | |
7 Euro auf aktuell 9,78 Euro pro Quadratmeter. Längst explodiert sind die | |
Mieten in den rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf, wo etwa jedeR | |
Zweite einen Wohnberechtigungsschein beantragen könnte. „Köln ist eine | |
gentrifizierte Stadt“, sagt Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des dortigen | |
Mietervereins. „Bei Neuvermietungen sind Quadratmeterpreise von 13 Euro | |
kalt und mehr nichts Außergewöhnliches.“ | |
Doch auch das Ruhrgebiet, lange bekannt für seinen entspannten | |
Wohnungsmarkt, wird teuer: Nach Berechnungen des Bündnisses stiegen Preise | |
für Neuvermietungen, etwa in Dortmund, allein seit 2014 um knapp 25 | |
Prozent. | |
Immerhin: Erste Erfolge hat der Protest von „Wir wollen wohnen“ bereits. | |
Überraschend räumte CDU-Bauministerin Ina Scharrenbach vier | |
Mieterschutzverordnungen der rot-grünen Vorgängerregierung Mitte März eine | |
Schonfrist ein. Kappungsgrenzen und Beschränkungen bei der Umwandlung in | |
Eigentumswohnungen, bei Eigenbedarfskündigungen und Zweckentfremdung wollte | |
Schwarz-Gelb eigentlich ersatzlos streichen – jetzt soll ein Gutachter bis | |
2020 die Wirksamkeit der Verordnungen noch einmal prüfen. | |
## Nur ein Etappenziel | |
Mehr als ein „Etappenziel“ sei das aber nicht, warnt Bündnissprecher | |
Hans-Jochem Witzke. Schließlich hat Ministerin Scharrenbach bereits | |
verkündet, sie halte die Zahl von aktuell 59 NRW-Städten mit Kappungsgrenze | |
für zu hoch – dabei begrenzt die den Anstieg von Bestandsmieten nur auf 15 | |
Prozent in gerade einmal drei Jahren. Und die bundesweite Mietpreisbremse | |
wollen CDU und FDP auch abschaffen – indem es ab 2020 schlicht keine | |
Rechtsverordnungen mehr geben soll, die festlegen, wo die Bremse gilt. | |
Unterstützung bekommt das Bündnis dagegen von Sozialdemokraten und Grünen. | |
Am Dienstag forderten SPD-Landtagsfraktionsvize Jochen Ott und der | |
wohnungspolitische Sprecher Volkan Baran mehr sozialen Wohnungsbau: Mit | |
Schwarz-Gelb ist die Zahl der öffentlich geförderten Neubauten in NRW von | |
9.301 Wohnungen im Jahr 2016 auf 6.159 im Jahr 2018 um mehr als ein Drittel | |
gesunken. | |
Außerdem machen sich die Sozialdemokraten für die Gründung einer neuen | |
landeseigenen sozialen Wohnungsbaugesellschaft stark – den Vorgänger LEG | |
mit seinen 90.000 Wohnungen hat CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers 2008 | |
an Finanzinvestoren verkauft. | |
Die Grünen warnen dagegen, eine Neugründung fresse zu viel Zeit: | |
Grünen-Fraktionschef Arndt Klocke fordert stattdessen, der Bund müsse das | |
milliardenschwere „Baukindergeld umwidmen und mit der Summe verstärkt auf | |
kommunale Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaftsmodelle setzen“. | |
2 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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