| # taz.de -- Brasiliens Regenwald und Konzerne: „Mitschuld an der Zerstörung�… | |
| > Ein aktueller Bericht zeigt, wie US-Investoren in Brasiliens Regenwald | |
| > eindringen und die Umwelt verschmutzen. Die Rechte der Menschen werden | |
| > missachtet. | |
| Bild: Dinamam Tuxa bei einer Protestaktion auf dem Times Square in New York im … | |
| Sao Paolo taz | Deutlicher hätte der Titel des Berichts wohl kaum sein | |
| können: „Mitschuld an der Zerstörung“. Am Dienstag stellten die | |
| „Artikulation der Indigenen Völker Brasiliens“ (APIB) und die | |
| US-Umweltschutzorganisation „Amazon Watch“ [1][einen neuen Bericht über die | |
| Rolle ausländischer Finanzinstitutionen im brasilianischen Regenwald] vor. | |
| In dem 40-seitigen Dokument heißt es: „Die hier aufgezeigten | |
| Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen an Indigenen wären ohne | |
| die Finanzierung großer Akteure des Weltmarkts nicht möglich.“ | |
| Der Bericht konzentriert sich auf die sechs aktivsten Finanzinstitutionen, | |
| alle kommen aus dem USA: BlackRock, Citigroup, J.P. Morgan Chase, Vanguard, | |
| Bank of America und Dimensional Fund Advisors. Zwischen 2017 und 2020 | |
| investierten sie mehr als 18 Milliarden US-Dollar in Unternehmen, denen | |
| Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen im Amazonas-Regenwald vorgeworfen | |
| wird. Hauptinvestor ist BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt. | |
| BlackRock ist in Brasilien in den drei umstrittensten Bereichen vertreten: | |
| Bergbau, Agrobusiness und Energie. Bei einem Treffen mit der APIB im | |
| vergangenen Jahr gelobten Vertreter*innen der Fondsgesellschaft Besserung | |
| und verabschiedeten Richtlinien zum Kampf gegen die Klimakrise. „Aber | |
| BlackRock hat keinerlei Maßnahmen zum Schutz von Indigenen und zur | |
| Bekämpfung der Abholzung unternommen“, kritisiert Dinamam Tuxá im Gespräch | |
| mit der taz. Der 33-jährige der Tuxá ist Direktor der APIB. „Die Ressourcen | |
| von BlackRock fließen direkt an Firmen, die unsere Lebensgrundlage | |
| zerstören.“ | |
| Beispiel Vale. Das börsendotierte, multinationale Unternehmen ist der | |
| zweitgrößte Produzent von Eisenerz und Nickel der Welt. Laut indigenen | |
| Aktivist*innen verschmutzen die Minen des Konzerns etliche Flüsse, eine | |
| Bahntrasse läuft quer durch indigenes Land, einer Tochtergesellschaft von | |
| Vale wird vorgeworfen, bei der Produktion von Palmöl gesundheitsschädliche | |
| Pestizide eingesetzt zu haben. Der Bergbaukonzern war es auch, der zuletzt | |
| [2][mit zwei Dammbrüchen im Südosten des Landes internationale Schlagzeilen | |
| machte]. Hunderte Menschen starben, ganz Landstriche wurden von einer | |
| giftigen Schlammmasse überrollt. | |
| ## Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung | |
| Aber auch andere Firmen, die zu großen Teilen aus dem Ausland finanziert | |
| werden, stehen im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen und | |
| Umweltzerstörung. JBS, der größte Fleischexporteur der Welt, steht im | |
| Verdacht, von Abholzungen und Invasionen auf indigenes Land zu profitieren. | |
| Das Energieunternehmen Eletronorte plant, eine Stromleitung durch das | |
| Gebiet der Waimiri-Atroari-Indigenen zu bauen. | |
| Neben US-amerikanischen Finanzinstitutionen sind auch zahlreiche | |
| europäische Akteure beteiligt, darunter auch die Deutsche Bank. Zudem | |
| drängen immer mehr chinesische Investoren auf den brasilianischen Markt, | |
| insbesondere bei Infrastrukturprojekten. | |
| Die Umweltpolitik bestimmt zunehmend die Außenwahrnehmung der | |
| brasilianischen Politik. Die Abholzung hat sprunghaft zugenommen, fast | |
| wöchentlich werden neue Angriffe auf indigene Territorien gemeldet und die | |
| verheerenden Brände haben große Flächen des Amazonas-Regenwalds und | |
| Sumpfgebiets Pantanal zerstört. Schuld daran hat auch Präsident Jair | |
| Bolsonaro, der Umweltschutzorganisationen systematisch schwächt, | |
| [3][Richtlinien lockert und ungeniert gegen Indigene und NGOs hetzt]. | |
| ## Kritik wirkt | |
| Doch die Regierung bekommt zunehmend Gegenwind – auch von einzelnen | |
| Kapitalfraktionen. Bei der Wahl im Oktober 2018 hatte ein Großteil der | |
| Einzelunternehmer, Unternehmerverbände und Interessenvertreter des | |
| Agrobusiness Bolsonaro noch unterstützt. Auch viele ausländische Firmen | |
| suchten damals die Nähe zu dem ehemaligen Hauptmann. Mitte Juni erklärten | |
| sieben große europäische Investmentfirmen, ihr Kapital aus Brasilien | |
| abzuziehen, sollte die Regierung die Abholzung nicht in den Griff bekommen. | |
| Das sei laut APIB-Chef Dinamam Tuxá auch eine Folge des massiven Drucks und | |
| des daraus resultierenden Imageverlusts Brasiliens. „Wir und unsere Partner | |
| in Europa und den USA haben es geschafft, die genozidale Politik von | |
| Bolsonaro offenzulegen. Nun müssen wir dafür sorgen, dass den Profiteuren | |
| der Verbrechen endgültig der Geldhahn zugedreht wird.“ | |
| 27 Oct 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://amazonwatch.org/assets/files/2020-cumplicidade-na-destruicao-3.pdf | |
| [2] /Dammbruch-in-Brasilien/!5663829&s=vale/ | |
| [3] /Bolsonaro-Regierung-gefaehrdet-Umwelt/!5717778&s=regenwald/ | |
| ## AUTOREN | |
| Niklas Franzen | |
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