# taz.de -- Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes: Lektion nicht gelernt | |
> Die Verantwortlichen beschönigen die Afghanistan-Politik noch immer. Am | |
> Montag übertraf sich der Ex-Innenminister de Maizière dabei sogar selbst. | |
Bild: Ehemalige Verantwortliche in der Enquete-Sitzung zu „Lehren aus Afghani… | |
Die Enquetekommission Afghanistan des Bundestags weckte jüngst wieder | |
einmal Medieninteresse. Am Montag ging es auch um einen Aufreger: | |
Schwergewichte wie [1][Ex-Außenminister Joschka Fischer] äußerten sich zur | |
deutschen Beteiligung am Afghanistan-Einsatz. Die konzeptionellen | |
Fehlleistungen, Verdrehungen und Beschönigungen, die zutage traten, lassen | |
einen allerdings den Kopf schütteln. | |
Ja, die Führungsmacht USA trägt die Hauptverantwortung für das Scheitern, | |
für das Bündnis mit den Warlord-Drogenhändlern und die Morde an | |
tatsächlichen und vermeintlichen Gegnern – oft außerhalb von | |
Kampfhandlungen, was Kriegsverbrechen sind. Aber Deutschland marschierte | |
„aus übergeordnetem Bündnisinteresse“ (Fischer) kritiklos und ohne eigenes | |
Konzept mit. Ex-Innen- und Abschiebeminister de Maizière erklärte, die | |
Bundeswehr sei beim Staatsaufbau überfordert gewesen. Er hat bis heute | |
nicht verstanden, dass das gar nicht ihre Aufgabe war. | |
De Maizière setzte auch den i-Punkt: Die „deutsche Gesellschaft“ habe die | |
„harte Realität in Afghanistan nicht zur Kenntnis nehmen“ wollen. | |
[2][Lachhaft: Es waren er und seine Kabinettskolleg*innen, die systematisch | |
die Lage schönten.] | |
Ex-Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul behauptete, der Einsatz habe über | |
20 Jahre „freiere Lebenschancen für junge Menschen und für Frauen“ und | |
damit „Keimzellen der Hoffnung“ geschaffen. Im Gegenteil: Menschen, die | |
tagtäglich mit Afghan*innen zu tun haben, hören nur von | |
Hoffnungslosigkeit. Von einem [3][„Massengrab für Träume“] sprach jüngst | |
eine führende afghanische Menschenrechtlerin. | |
Dass keine Alternative zu den Taliban in Sicht ist, liegt auch am deutschen | |
Versagen. Berlin hätte sich ernsthafter bei der Demokratisierung engagieren | |
sollen, anstatt beim „Krieg gegen den Terror“ mitzuspielen. Aber deutsche | |
Politiker*innen wissen es wieder einmal besser als die Betroffenen. | |
Die Kommission soll Schlüsse für künftige Auslandseinsätze ziehen. Man kann | |
nur hoffen, dass es unter solcher Führung so bald nicht wieder dazu kommt. | |
5 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kommission-zum-Afghanistan-Einsatz/!5941784 | |
[2] /Kulturfestival-zur-Lage-in-Afghanistan/!5944485 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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