Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Asiens Großmächte: China umwirbt Indien
> Nach langer Eiszeit sucht Peking in Delhi die Wiederannäherung. Doch noch
> fehlt das Vertrauen. Schließlich hat Peking enge Kontakte zu Pakistan.
Bild: Festnahme einer Exil-Tibeterin, die am Montag vor der chinesischen Botsch…
Mumbai taz | In einer Zeit, in der Indien unter [1][massivem Druck von
US-Zöllen] und [2][einer engeren amerikanisch-pakistanischen Achse] steht,
wirbt Chinas Außenminister Wang Yi in Delhi für eine Normalisierung der
Beziehungen. Sein Besuch zu Wochenbeginn kommt Delhi deshalb auch
gelegen.
Am Dienstag fand das zweite hochrangige Treffen zur umstrittenen Grenzfrage
seit dem Konflikt im Galwan-Tal 2020 statt. Damals starben Soldaten auf
beiden Seiten, die Beziehungen froren ein. Nun warb Wang in Delhi für
Partnerschaft statt Rivalität und für Investitionen in die bilaterale
Entwicklung.
Wang betonte, China und Indien sollten ein „korrektes strategisches
Verständnis“ entwickeln. Als große Entwicklungsländer müssten beide
Verantwortung übernehmen und ein Beispiel für Einheit und Multilateralismus
setzen.
Nach dem Treffen mit seinem indischen Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar
am Montag erklärte dieser, die Beziehungen müssten auf „gegenseitigem
Respekt, Sensibilität und Interesse“ beruhen. Der Inder forderte
Fortschritte beim Truppenabzug entlang der Waffenstillstandslinie zwischen
den beiden Ländern und resümierte: „Wir führten produktive Gespräche über
Handel, Pilgerreisen, Flussdaten, Grenzhandel und Konnektivität.“
## Indiens Außenminister ist optimisch
Jaishankar zeigte sich zuversichtlich. Das könnte auch daran liegen, dass
Peking im Anschluss laut [3][Medienberichten] Ausfuhrbeschränkungen für
Düngemittel, Seltene Erden und Tunnelbohrmaschinen aufhob.
Bereits bei der letzten Gesprächsrunde im Dezember in Peking wurden
Schritte zur Verbesserung der Zusammenarbeit vereinbart. „Derzeit stehen
die bilateralen Beziehungen vor einer wichtigen Chance der Verbesserung und
des Wachstums“, sagte Wang am Dienstag bei seinen Gesprächen mit
Sicherheitsberater [4][Ajit Doval.]
Peking messe der [5][Teilnahme von Premierminister Narendra Modi Ende
August am Gipfel] der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in
Tianjin große Bedeutung bei, so Wang. Es ist Modis erster China-Besuch seit
2018.
Wang und Doval sprachen Berichten zufolge über vertrauensbildende Maßnahmen
und die Wiederaufnahme des Grenzhandels. Am Dienstagabend traf Wang zudem
Modi. „Seit meinem Treffen mit Präsident Xi in Kasan im vergangenen Jahr
haben die indisch-chinesischen Beziehungen stetige Fortschritte gemacht,
die von der Achtung der Interessen und Empfindlichkeiten des jeweils
anderen geprägt sind“, schrieb der Regierungschef auf X. Berechenbare und
konstruktive Beziehungen zwischen Indien und China würden zu Frieden
beitragen.
## Spekulationen um baldiges Treffen Modi-Xi
Indiens Medien spekulieren, ob es in China dann auch ein Treffen Modis mit
Präsident Xi Jinping geben werde. [6][Zuletzt] begegneten sich die beiden
im Oktober 2024 [7][am Rande des Brics-Gipfels] im russischen Kasan.
Die von US-Präsident Donald Trump auf indische Waren verhängten
50-prozentigen Zölle sowie der bereits zweimalige Empfang von Pakistans
mächtigem Armeechef Asim Munir in Washington haben Indiens Interesse an
einer Annäherung an China verstärkt. Modi hatte bereits vor der Pandemie
versucht, auf Peking zuzugehen.
Die Opposition wirft ihm hingegen vor, zu wenig gegen Chinas schleichenden
Vorstoß ins indische Gebiet zu unternehmen. Im vergangenen Jahr
[8][kritisierte Kongress-Chef Mallikarjun Kharge]: „China dringt in unser
Land ein, baut Häuser und Straßen, und Premierminister Narendra Modi
schweigt.“
## Opposition kritisiert Chinas Nähe zu Pakistan
Sein Parteikollege Jairam Ramesh ergänzte auf X: Erst vor drei Monaten habe
China Pakistan bei dessen militärischem Schlagabtausch mit Indien modernste
Waffensysteme wie J-10C-Kampfjets, PL-15-Raketen sowie Drohnen zur
Verfügung gestellt. Auch habe Peking Islamabad Geheimdienstinformationen
geliefert und mit dem Bau eines Staudamms am Yarlung Tsangpo begonnen. Das
könne für Indien schwerwiegende Folgen haben, so Ramesh.
Jaishankar hatte denn auch auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen
Anstrengung im „Kampf gegen den Terrorismus“ hingewiesen. Damit wollte er
Peking nach dem jüngsten Konflikt um Kaschmir gegenüber Pakistan unter
Druck zu setzen. Er soll aber auch das Zugeständnis gemacht haben, dass
„Taiwan Teil Chinas ist“, heißt es von chinesischer Seite. Das war zuvor
nicht der Fall, kommentiert [9][der politische Beobachter Sushant Singh].
Er wertet dies als deutlichen Kurswechsel gegenüber China.
[10][Rajiv Bhatia, Indiens Ex-Botschafter in Peking], sieht die
Entwicklungen positiv: „Der Normalisierungsprozess zwischen Indien und
China kommt gut voran.“ Seit Ende Juli stelle Indien wieder Touristenvisa
für Chines:innen aus. Wangs Besuch blieb nicht ohne [11][Proteste von
Exil-Tibeter:innen], die diese Annäherung kritisch beobachten.
19 Aug 2025
## LINKS
[1] /Indischer-Balanceakt/!6105415
[2] /Diplomatische-Aufwertung/!6091704
[3] https://www.wionews.com/world/china-lifts-export-ban-on-fertilisers-rare-ea…
[4] https://www.youtube.com/live/u5MxaGERxdE
[5] https://www.youtube.com/live/u5MxaGERxdE
[6] https://www.mea.gov.in/press-releases.htm?dtl%2F38457%2FMeeting_of_Prime_Mi…
[7] https://www.mfa.gov.cn/eng/xw/zyxw/202410/t20241023_11514914.html
[8] https://timesofindia.indiatimes.com/india/china-encroached-on-our-land-but-…
[9] https://x.com/SushantSin/status/1957663215258587408
[10] https://x.com/PTI_News/status/1957100716167676338
[11] https://x.com/ThePrintIndia/status/1957407173635399990
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
China
Narendra Modi
Xi Jinping
Donald Trump
Taiwan
Tibet
Social-Auswahl
GNS
China
China
Schwerpunkt Klimawandel
China
Indien
Tibet
Schwerpunkt USA unter Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Beziehungen zwischen China und Indien: Elefant Modi tanzt mit dem Drachen Xi
Am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in
Tianjin betonen Chinas Xi und Indiens Modi die gemeinsamen Interessen
beider Länder.
Gegenentwurf zur Nato trifft sich: Er hat einen Plan
Bei einem Gipfel in Tianjin will Staatschef Xi Jinping China als
Gegengewicht zum Westen inszenieren. Das könnte klappen – dank Donald
Trump.
Neue Kohlekraftwerke in China: Macht es euch nicht zu einfach
Unsere Klimabilanz? Ja, aber China! Dieser rhetorische Move war schon immer
zu einfach. So auch diesmal, bei den neusten Nachrichten in Sachen Umwelt.
China setzt auf Kohle und Erneuerbare: Ambivalentes energiepolitisches Modell
China baut die erneuerbaren Energien aus wie kein anderes Land auf der
Welt. Trotzdem setzt die Volksrepublik auch auf die klimaschädliche Kohle.
Diplomatische Annäherung: Indien und China hoffen auf etwas Entspannung
Die Außenminister der rivalisierenden Atommächte treffen sich nach fünf
Jahren wieder. US-Drohungen könnten bei der Annäherung ungeplant helfen.
Geburtstag des Dalai Lamas: Die Seele Tibets
Der Dalai Lama ist 90 geworden. In Dharamsala, seinem indischen Exil, wurde
gefeiert. Die Frage um seine Nachfolge verschärft den Konflikt mit China.
Wo USA, Russland und Iran sich treffen: Indiens geopolitische Bühne
Zum zehnten Mal findet der sicherheitspolitische Raisina Dialogue in Delhi
statt. Die Konferenz zeigt: Die Weltordnung verändert sich. Doch China
fehlt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.