| # taz.de -- Geburtstag des Dalai Lamas: Die Seele Tibets | |
| > Der Dalai Lama ist 90 geworden. In Dharamsala, seinem indischen Exil, | |
| > wurde gefeiert. Die Frage um seine Nachfolge verschärft den Konflikt mit | |
| > China. | |
| Bild: Der Dalai Lama beim Gebet für sein langes Leben im Tsuglagkhang-Tempel i… | |
| Im sonst schlichten Tempel am Fuß des Himalajas sitzen und stehen Menschen | |
| dicht an dicht. Ein Meer aus leuchtenden Ringelblumengirlanden in | |
| Gelb-Orange und Tibet-Flaggen zieren das Gelände. Männer, Frauen, Kinder – | |
| viele in bestickten Trachten mit Schärpen und aufwändigen Hüten – sind aus | |
| aller Welt angereist. Einige halten den Khata, den traditionellen | |
| Gebetsschal, in gefalteten Händen. Im Tsuglagkhang-Tempel, dem spirituellen | |
| Zentrum des tibetischen Exils, wechseln sich am Sonntag Kehlkopfgesang, | |
| Applaus und Jubel ab. Der Tempel befindet sich wenige hundert Kilometer | |
| Luftlinie von der tibetischen Grenze entfernt – und doch wirkt die Heimat | |
| für viele fern und nah zugleich. | |
| Das liegt an den zahlreichen buddhistischen Delegationen, die gekommen | |
| sind, um zu tanzen und zu singen und um dem Dalai Lama zum 90. Geburtstag | |
| zu huldigen. Manche verteilten auch Kuchen. Was in Tibet verboten ist, wird | |
| hier gefeiert: das geistige Oberhaupt, die Kultur, die Identität. China | |
| sieht den 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, als Separatisten. In Indien, | |
| seiner Exilheimat, ist er Ehrengast. Trotz Monsunregen ist die Stimmung | |
| gelöst, der Himmel hat aufgeklart. Nur wenige Gäste aus Politik und | |
| Diplomatie kamen aufgrund des Wetters verspätet in Dharamsala an. | |
| Am Sonntag dominierten auf dem Tempelgelände nicht Gebete, sondern | |
| Aufführungen und Reden. Der Dalai Lama grüßte seine Gäste und lobte Indien, | |
| das seit 1959 seine Exilheimat ist, als Wiege des Buddhismus. Zwar hat er | |
| sich 2011 offiziell aus der Politik zurückgezogen und sein Amt an einen | |
| gewählten Premier der Exilregierung Central Tibetan Administration (CTA) | |
| übergeben. Doch die Verstrickung von Religion und politischer Repräsentanz | |
| bleibt sichtbar. | |
| „Es bleibt offensichtlich, dass die Bewegung ihre weltweite Sichtbarkeit | |
| und einen Großteil ihrer Geschlossenheit weiterhin vom Dalai Lama bezieht“, | |
| sagt Swati Chawla, Historikerin an der Jindal Global University in Sonipat, | |
| nahe Delhi. Die von ihm vertretene Linie – echte Autonomie innerhalb Chinas | |
| – sei weiterhin Grundsatz der Exilregierung. | |
| ## Wichtige Signale nach Peking | |
| Doch es gibt auch Stimmen für einen unabhängigen Staat. Kiren Rijiju, | |
| Minister für Minderheiten, sichert auf der Bühne der tibetischen Sache | |
| Unterstützung zu: „Meine Tür steht offen.“ Ein wichtiges Signal nach | |
| Pekings jüngsten Äußerungen. Auch Exil-[1][Premier Penpa Tsering] und | |
| Hollywoods Richard Gere kommen zu Wort. „Seine Heiligkeit gehört nicht mehr | |
| Tibet, er gehört der ganzen Welt, dem Universum“, sagt Gere. Am Samstag | |
| zeigte sich der Dalai Lama bereits im Tempel, wo für sein langes Leben | |
| gebetet wurde – die Politik blieb dabei größtenteils fern. In gelber Robe | |
| und mit markanter Brille scherzte er: „Ich möchte noch 30, 40 Jahre älter | |
| werden.“ | |
| Ein Wunsch, der auch den Nachfolgefragen ausweicht. Seine Reinkarnation | |
| werde, so erklärte er, dort stattfinden, wo sie am nützlichsten sei – nicht | |
| unter staatlicher Kontrolle. [2][Gemeint ist China]. „Auch wenn wir im Exil | |
| in Indien sind, habe ich das Gefühl, dass ich den fühlenden Wesen hier in | |
| Dharamsala und weltweit helfen kann“, deshalb wolle er noch etwas länger | |
| leben. Die Verantwortung für die Anerkennung seiner Wiedergeburt hat er an | |
| die Gaden-Phodrang-Stiftung übertragen. Denn der Panchen Lama, | |
| zweithöchster tibetischer Würdenträger der gleichen Schule, ist seit 30 | |
| Jahren verschwunden. Peking hat einen eigenen Nachfolger eingesetzt – durch | |
| ein Lotterieverfahren –, doch anerkannt ist dieser nur dort. Der | |
| buddhistische Gelehrte Geshe Lhakdor hält daher zwei konkurrierende Dalai | |
| Lamas für sehr möglich. | |
| Für die meisten Tibeter:innen im Exil ist klar: Nur wer in der Linie | |
| des 14. Dalai Lama steht, wird anerkannt. Denn Tenzin Gyatso hat | |
| Institutionen geschaffen, die Sprache, Wissen und Religion bewahren – um | |
| seine Gemeinschaft auf die Zeit ohne ihn vorzubereiten. Am Sonntag schritt | |
| er, von zwei Mönchen unterstützt, vorsichtig über den roten Teppich. Nach | |
| der Zeremonie stieg er am Samstag in ein Golfcart und fuhr in seine | |
| gegenüberliegende Residenz. Das bemerkte auch die 27jährige Asoma – ihr | |
| Name wurde auf Wunsch geändert. Bereits am Vortag hatte sie versucht, sich | |
| einen Sitzplatz im Tempel zu reservieren, um möglichst nah dabei zu sein. | |
| „Ich bin glücklich, dass ich dabei sein kann“, sagte sie. In Tibet wäre d… | |
| undenkbar gewesen. Doch sein hohes Alter bedrückt sie. Je älter die Seele | |
| Tibets wird, desto drängender wird die Frage nach seiner Zukunft: Was wird | |
| sein, wenn er einmal nicht mehr ist? | |
| Während Peking in Tibet jede Form seiner Verehrung unterdrückt, wächst im | |
| Exil das Gefühl: Kultur und Glaube lassen sich nicht auslöschen. Für viele | |
| wie Asoma ist dieser Tag ein Zeichen des Durchhaltens. Auch sie floh einst. | |
| Doch sie war wesentlich jünger als der Dalai Lama bei seiner Flucht 1959, | |
| die ihn ins Exil nach Indien führte. Wie so viele ihrer Generation wurde | |
| auch sie über Nepal nach Indien geschickt. Aufgewachsen ist sie in einem | |
| tibetischen Kinderdorf (TCV), das zur neuen Heimat wurde. „Meine Eltern | |
| schickten uns allein los“, erzählt sie. Kürzlich ist sie nach Dharamsala | |
| gezogen, wo auch der Dalai Lama lebt. Ihre Schwester ist nach Kanada | |
| ausgewandert. Seitdem fühlt sie sich in Indien etwas einsam. Asoma wartet | |
| auf einen Studienplatz, um ihr zu folgen. Bis dahin besucht sie den Tempel | |
| und alte Freund:innen. | |
| Sie verdankt es den Strukturen, die durch die Arbeit der Schwestern des | |
| Dalai Lamas geprägt wurden, dass sie in Indien studieren konnte. Doch heute | |
| sind die Fluchtwege weitgehend verschlossen. Laut Tsultrim Dorjee, dem | |
| Direktor der „Upper TCV School“ in Dharamsala, liegt das an den | |
| verschärften Überwachungsmaßnahmen in China und den Kontrollen an der | |
| Grenze. Dies habe sich etwa ab 2008 verändert. „Aufgrund von | |
| Massenprotesten in Tibet gegen die chinesische Politik, aber auch wegen der | |
| Olympischen Spiele in China, die diese Proteste auslösten“, sagt er der | |
| taz. Dennoch sind die Schulen das Herzstück der Diaspora und gaben | |
| zahlreichen tibetischen Flüchtlingskindern eine Perspektive, aber auch | |
| Kindern, deren Eltern hart arbeiteten und zu wenig Zeit hatten, um ihnen | |
| sonst eine gute Ausbildung zu ermöglichen – bis sie zu einer wichtigen | |
| Bildungseinrichtung für Tibeter:innen wurden – eine Basis, die ihnen | |
| half, sich erfolgreich in Indien zu etablieren. Doch auch die TCVs befinden | |
| sich im Wandel. | |
| ## Die Schulen sind das Herzstück der Diaspora | |
| Denn dort gibt es immer weniger Kinder. Von seinem Büro aus blickt Direktor | |
| Dorjee auf den Komplex, der mit Kindergarten, Schule und Wohnhäusern einem | |
| Dorf gleicht. Im Jahr 2024 zählte die Einrichtung knapp 1.000 | |
| Internatsschüler:innen, rund 50 Tagesschüler:innen und etwa 133 | |
| Angestellte. Im Zentrum des Geländes befindet sich ein großer Platz mit | |
| einem Basketballkorb. Kinder in Schuluniform spielen kreischend Fangen. | |
| „Diese Kinder sind die Zukunft Tibets“, sagt Dorjee. Was sie daraus machen | |
| – friedlich, gewalttätig, wohlhabend oder harmonisch – liege auch an der | |
| Erziehung. Die TCVs vermitteln traditionelle wie moderne Inhalte. Die | |
| Schule finanziert sich vor allem durch Spenden. Die Tibetan Children’s | |
| Villages wurden unter anderem gegründet, um Kultur, Tradition und Sprache | |
| zu bewahren. | |
| Nicht nur die gestoppte Flucht aus Tibet habe seinen Einfluss. Dorjee nennt | |
| auch die sinkende Geburtenrate im Exil sowie die Abwanderung vieler | |
| Tibeter:innen in westliche Länder. Zwar lebt mit etwa 70.000 Personen | |
| weiterhin die größte Diaspora in Indien. Doch viele zieht es nach Kanada, | |
| Frankreich und die USA. Inzwischen verteilt sich fast die Hälfte der | |
| Diaspora auf den Rest der Welt, das war einmal anders. | |
| Was für manche eine neue Chance in der Ferne bedeutet, könnte zu einer | |
| bröckelnden Infrastruktur in Indien führen. Auch Klöster, Kulturzentren und | |
| das Institut für darstellende Künste und das medizinische Zentrum | |
| schrumpfen. Die leeren Plätze werden stattdessen von indischen Kindern aus | |
| den Himalaya-Regionen gefüllt, die der buddhistischen Tradition nahestehen, | |
| sowie von Kindern aus der Umgebung. Zur Anpassung bieten sie nun auch eine | |
| Sommerschule an. „Bei der Eröffnung in diesem Jahr konnten sich alle bis | |
| auf eine Person auf Tibetisch vorstellen“, so der Direktor. Er wertet dies | |
| als Zeichen dafür, dass Sprache und Tradition auch im außerindischen Exil | |
| weitergegeben werden. Das fördert auch die Exilregierung, kurz CTA mit | |
| einem Jugendforum. | |
| Der 24-jährige Sonam, dessen Name geändert wurde, ist aus der Hauptstadt | |
| Delhi angereist, um den Geburtstag des Dalai Lamas mit dem Internationalen | |
| Jugendforum verbinden. „Die Konferenz bringt junge Tibeter aus aller Welt | |
| zusammen. Es ist eine Gelegenheit, sich auszutauschen und zu überlegen, wie | |
| wir zur Zukunft Tibets beitragen können“, sagt er. „Tibetische Kultur ist | |
| im Grunde eine Lebensweise. Seit meiner Kindheit habe ich gelernt, alles | |
| Leben zu respektieren – selbst Insekten nicht zu töten.“ | |
| ## Im Ausland nicht die Wurzeln verlieren | |
| An den Abenden sitzen sie zusammen, schauen sich auf einer Leinwand Videos | |
| über die Natur Tibets an, tanzen in traditionellen Chuba-Kleidern oder | |
| singen zu tibetischem Rap. Der Dalai Lama habe immer betont, dass [3][junge | |
| Tibeter] im Ausland ihre Wurzeln nicht verlieren sollten. „Er ermutigt uns, | |
| mit unserer Kultur verbunden zu bleiben – egal, wo wir leben“, sagt Sonam. | |
| Auch der Premierminister der Exilregierung, Penpa Tsering, kommt zum | |
| Jugendforum. Seine Botschaft lautet, dass die junge Generation das Erbe | |
| weitertragen müsse, auch wenn sie sich im Ausland befindet. Denn China | |
| versuche bereits, „die neue Generation junger Tibeter in Chinesen zu | |
| verwandeln“, mahnte er gegenüber der taz. Die Regierung greife die Sprache | |
| an, indem sie Internate im Kolonialstil eingerichtet, in denen sie und | |
| Chinesisch sprechen. „Ernsthafte Assimilationspolitik und -programme sind | |
| im Gange“, sagt er. | |
| Neben Sonam kommen die meisten der jungen Teilnehmenden der Diaspora aus | |
| dem Westen, beispielsweise aus Deutschland, Österreich, Belgien oder der | |
| Schweiz. Und ihr Seminar endet genau vor dem Geburtstag, sodass Zeit | |
| bleibt, in den Tempel zu gehen. Doch auch andernorts wird gefeiert. So auch | |
| im Café von Tenzin in „Little Tibet“ in der indischen Hauptstadt Delhi. Der | |
| 30-Jährige möchte aus Schutzgründen seinen ersten Namen nicht nennen und | |
| hat Marketing studiert. Er betreibt ein Café mit Karaoke-Bar. Der junge | |
| Familienvater wurde im Exil geboren und sein Lokal ist voller Anspielungen. | |
| Am Eingang hängt das Porträt des Dalai Lama, das mit einem gelben | |
| Gebetsschal eingerahmt ist. Auf der Speisekarte stehen jedoch nepalesische | |
| Gerichte aus der Heimat seiner Mutter und nebenan gibt es eine Karaoke-Bar. | |
| „Ich bin in Indien aufgewachsen, habe Familie in Nepal und fühle mich hier | |
| zu Hause. In meinem Herzen bin ich aber Tibeter. Das ist meine Identität“, | |
| sagt er. | |
| Er spricht über die schwierigen Anfänge seiner Familie. Sein Großvater kam | |
| als Geflüchteter in die Siedlung Majnu-ka-Tila. Das hatte damals | |
| Slum-Charakter, sagt er. Heute ist es ein tibetischer Business-Hub mit | |
| Restaurants, Geschäften und Straßenständen. An diesem Ort ist das soziale | |
| Gefüge stark: Die Gemeinschaft organisiert sich über einen | |
| Wohlfahrtsverband. Die Gassen sind immer noch eng, doch Frauen fühlen sich | |
| sicher und das Essen ist erschwinglich. Neben dem Handel, dem Kunsthandwerk | |
| und der Gastronomie sind Tibeter auch in anderen Berufen tätig. Einige | |
| Tausend von ihnen sind in der paramilitärischen Spezialeinheit Special | |
| Frontier Force beschäftigt. Seit Jahrzehnten rekrutiert Indien Tibeter für | |
| diese verdeckte Einheit. | |
| „Wir wollen unseren Lebensstandard verbessern. Die Migration der Tibeter | |
| wird weitergehen, aber ich bleibe“, sagt Tenzin. „Indien ist mein Zuhause�… | |
| fügt er hinzu. Vom Westen ist er nicht überzeugt. Doch „die Geschäfte in | |
| Indien laufen gut“, sagt er. Tenzin hat einen Laden gemietet und | |
| beschäftigt indische Mitarbeiter:innen, viele davon aus dem Nordosten des | |
| Landes. Gleichzeitig vergisst er nicht, warum seine Familie hier ist: „Wir | |
| haben einen Anspruch auf Tibet, egal wo wir geboren sind.“ Was die Menschen | |
| verbinde, seien die Sprache und die Erzählungen von zu Hause, sagt er. | |
| ## Zugang zur Heimat verwehrt | |
| Doch vielen Exiltibeter:innen werde der Zugang zur Heimat verwehrt, | |
| sagt die Menschenrechtlerin Tenzyn Zöchbauer. Solange das so ist, werde | |
| Indien ein symbolischer Ort der Nähe bleiben – auch für sie, die rund um | |
| die Feierlichkeiten nach Nordindien gereist ist. „Tibeterinnen und Tibeter | |
| in Tibet kämpfen sehr stark und mutig dafür, dass die unsere Identität am | |
| Leben erhalten wird“, sagte sie der taz. Sie spricht auch die unschönen | |
| Seiten an und verweist auf Einschüchterungen, denen die Gemeinschaft im | |
| Exil ausgesetzt ist. | |
| Dazu gehören Überwachung, und Drohungen. „Wir brauchen Schutz vor | |
| transnationalen Repressionen durch die internationale Gemeinschaft“, so | |
| Zöchbauer. In der Tibet Initiative e. V. engagiert sie sich für Aufklärung | |
| darüber, dass Tibeter:innen in Deutschland bei Demonstrationen | |
| fotografiert wurden und ihre Angehörigen später unter Druck gesetzt wurden, | |
| den Kontakt mit ihnen abzubrechen. Viele Tibeter:innen im Exil äußern | |
| sich vorsichtig, da sie befürchten, nicht mehr nach Tibet reisen zu dürfen | |
| oder ihre Familienmitglieder in Gefahr zu bringen. Dadurch wird eine | |
| Rückkehr in die Heimat, nach der sich viele sehnen, noch schwerer. Auch | |
| Asoma träumt davon, ihr Zuhause in Tibet noch einmal zu besuchen. Mit einem | |
| ausländischen Pass hofft sie, dass dies eines Tages möglich sein wird. | |
| Viele Probleme würden sich lösen, wenn die Bitte des Dalai Lamas um echte | |
| Autonomie für Tibet erhört würde. „Er hält unsere Gemeinschaft zusammen u… | |
| hat hart für uns gearbeitet“, sagt Tenzin über den Dalai Lama. Er hat viel | |
| gegeben, ohne dabei seinen eigenen Vorteil im Blick zu haben. Tenzin | |
| feierte das mit seinen Freunden. Das Resto-Café muss am Sonntag später | |
| öffnen. | |
| Die Menschen im Exil halten dem 14. Dalai Lama zugute, dass er für Tibet | |
| die Welt bereiste. Er traf Staatsoberhäupter, Politiker:innen und | |
| Stars. Er wurde zum Symbol für den gewaltfreien Kampf – über | |
| Religionsgrenzen hinweg. Ein Gedanke, der auch Indien schmeichelt, denn der | |
| Dalai Lama bezieht sich ausdrücklich auch auf den Freiheitskämpfer Mahatma | |
| Gandhi. Sein Leben widmete er den Tibeter:innen – und den Prinzipien | |
| von Mitgefühl, Gewaltlosigkeit und Dialog. Für sein Streben nach | |
| „Versöhnung trotz brutaler Übergriffe“ wurde er 1989 mit dem | |
| Friedensnobelpreis ausgezeichnet. | |
| Srikanth Kondapalli, Professor für China-Studien an der | |
| Jawaharlal-Nehru-Universität in Delhi, verweist auf unterschiedliche | |
| Haltungen innerhalb der tibetischen Gemeinschaft – manche jüngere | |
| Tibeter:innen seien ungeduldiger als der Dalai Lama, was er als Zeichen | |
| einer reifenden Demokratie wertet. Gleichzeitig warnt er vor der | |
| sogenannten „Sinisierung des tibetischen Buddhismus“: einer ideologischen | |
| Anpassung von Religion, Sprache und Bildung an chinesisches Staatsdenken. | |
| Peking verfolge in Tibet nicht nur kulturelle, sondern auch strategische | |
| Interessen – etwa in Bezug auf Rohstoffe und Wasserquellen. Kondapalli | |
| sieht einen „Kampf um die Seele Tibets“ ausgebrochen. Mit seinem Anspruch | |
| auf die Nachfolgeregelung wolle China wohl gezielt Verwirrung stiften, wie | |
| es bereits beim Panchen Lama der Fall war. Gerade in solchen Zeiten wird es | |
| vielen schwerfallen, sich eine Welt ohne diese große Figur vorzustellen, | |
| die alles zusammenhält – bis der nächste oder die nächste Dalai Lama einmal | |
| so weise und erwachsen ist wie Tenzin Gyatso. | |
| 6 Jul 2025 | |
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| Natalie Mayroth | |
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