| # taz.de -- Studie über Zwangsarbeit in Tibet: Tibeter müssen in Lagern arbei… | |
| > China betreibt auch in Tibet Lager, wie sie in Xinjiang zur Zwangsarbeit | |
| > benutzt werden. Offiziell dienen sie der Ausbildung und | |
| > Wirtschaftsförderung. | |
| Bild: Nicht nur zur Grenzsicherung in Xinjiang auf Patrouille | |
| Peking taz | Stand die Region Tibet früher aufgrund der aggressiven | |
| Siedlungspolitik der chinesischen Zentralregierung regelmäßig im Fokus | |
| internationaler Medien, hat sich die Aufmerksamkeit zuletzt vor allem auf | |
| das benachbarte Xinjiang gerichtet. Denn dort sitzen Hunderttausende | |
| muslimische [1][Uiguren in Internierungslagern] fest und werden danach in | |
| Fabriken im Rest des Landes transferiert. | |
| Nun legen Regierungsdokumente, Satellitenaufnahmen und Berichte staatlicher | |
| Medien nahe, dass Peking in Tibet ein ganz ähnliches „Arbeitsprogramm“ | |
| installiert hat: Mindestens 500.000 Tibeter – rund 15 Prozent der | |
| Bevölkerung – sollen zu Fabrikarbeitern „ausgebildet“ und davon mindeste… | |
| 50.000 in Fabriken außerhalb der autonomen Region entsandt worden sein. | |
| Eine am Dienstag veröffentlichte [2][Studie der Jamestown Foundation], | |
| einer Washingtoner Denkfabrik, legt nahe, dass es sich dabei mutmaßlich um | |
| Zwangsarbeit handelt. | |
| Der federführende Autor Adrian Zenz bezeichnet das Vorgehen der Regierung | |
| als „schwersten Angriff auf die tibetische Lebensweise seit der | |
| Kulturrevolution“. Medien sollten bei solch alarmistischen Aussagen | |
| vorsichtig sein. Der in Deutschland geborene Zenz, der vornehmlich zu den | |
| Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang forscht, ist auch umstritten: Chinas | |
| Staatsmedien werfen ihm etwa seinen radikal evangelikalen Hintergrund vor, | |
| und dass er vor über zehn Jahren zuletzt chinesischen Boden betreten hat. | |
| ## Studie basiert überwiegend auf offiziellen Dokumenten | |
| Auch dass Zenz an der „Victims of Communism Memorial Foundation“ arbeitet, | |
| einem rechtskonservativen Thinktank mit engen Verbindungen zur CIA, lässt | |
| ihn im dubiosen Licht erscheinen. | |
| Fakt ist jedoch, dass Zenz seine Forschung vor allem auf | |
| [3][Behördendokumente und Social-Media-Posts von Lokalregierungen] stützt – | |
| also Daten, die direkt vom chinesischen Staat stammen und öffentlich | |
| einsehbar sind. Auch wenn seine Forschungen teilweise von der US-Regierung | |
| für ihre harsche Anti-China-Politik instrumentalisiert werden, sind sie | |
| bisher dennoch wissenschaftlich haltbar. | |
| Pekings Position in Bezug auf das tibetische Arbeitsprogramm liest sich | |
| wenig überraschend diametral verschieden: Die Regierung fördere lediglich | |
| die Entwicklung der Region zu mehr Wohlstand. | |
| ## Peking lässt keine unabhängige Prüfung zu | |
| Der Kern des Problems ist, dass sich die Situation vor Ort nicht unabhängig | |
| überprüfen lässt. Ausländischen Korrespondenten ist es untersagt, nach | |
| Tibet zu reisen. | |
| Wenig anders schaut die Situation in Xinjiang aus: Dort werden | |
| Korrespondenten bereits bei Ankunft auf Schritt und Tritt von | |
| Sicherheitskräften verfolgt und Interviewversuche unmöglich gemacht. Wer | |
| sich ohne Regierungseinladung einem der mit Stacheldraht umzäunten | |
| Internierungslagern nur nähert, wird oft der Provinz verwiesen. | |
| Das Thema Tibet wird von Chinas Regierung als äußerst sensibel bewertet. | |
| Schließlich ist die staatliche Zugehörigkeit völkerrechtlich umstritten, | |
| seit vor 70 Jahren Peking das Gebiet durch eine Invasion der | |
| Volksbefreiungsarmee zwangsweise eingliederte. | |
| Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2007 den Dalai Lama als im Exil | |
| lebendes religiöses Oberhaupt der Tibeter in Berlin empfang, kühlten die | |
| deutsch-chinesischen Beziehungen vorübergehend deutlich ab. | |
| Die International Campaign for Tibet wertet Chinas sogenanntes | |
| Arbeitsprogramm als schwere Menschenrechtsverletzung. Es sei davon | |
| auszugehen, dass die Ausbildungsmaßnahmen unter Druck und Zwang erfolgen. | |
| „Tatsächlich dürften die Menschen keine andere Wahl haben, als sich in ihr | |
| Schicksal zu fügen“, sagt ICT-Geschäftsführer Kai Müller in Berlin. | |
| 23 Sep 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Minderheiten-in-China/!5661414 | |
| [2] https://jamestown.org/program/jamestown-early-warning-brief-xinjiangs-syste… | |
| [3] http://Keine%20Gnade | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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