| # taz.de -- Seit 70 Jahren besetzt: Der Ruf „Free Tibet!“ wird leiser | |
| > Vor 61 Jahren begann der Volksaufstand in Tibet, den China brutal | |
| > niederschlug. Der Ruf für ein freies Tibet wird von China immer öfter | |
| > unterdrückt. | |
| Bild: Protest zum Jahrestag des tibetischen Volksaufstands vor der chinesischen… | |
| Vor 70 Jahren marschierten die Chinesen in Tibet ein, annektierten das Land | |
| ein Jahr später und schlugen schließlich 1959 auf brutalste Weise einen | |
| tibetischen Volksaufstand nieder. Das war am 10. März, vor 61 Jahren. Der | |
| Dalai Lama, Oberhaupt der Tibeter, floh daraufhin ins Exil nach Indien. | |
| „Free Tibet!“ ist ein Slogan, der von Jahr zu Jahr leiser wird. Dabei ist | |
| Tibet das Paradebeispiel der postkolonialen Machtpolitik eines Landes, | |
| welches wir im Westen noch vor 20 Jahren mit Wandel durch Handel zu | |
| „zähmen“ versuchten. Welches heute eine Million Uiguren [1][in | |
| konzentrationslagerartige Umerziehungslager] steckt – ja, auch für die | |
| Umerziehungslager war Tibet der Prototyp. Ein Regime, welches in Hongkong | |
| versucht, [2][den legitimen Ruf nach Demokratie zu erwürgen] und welches | |
| sich auch hierzulande ganz klammheimlich einschleicht, um uns das Bild | |
| eines teetrinkenden, Kalligrafien zeichnenden Bruderstaats zu vermitteln – | |
| wer kennt sie nicht, die Konfuzius-Institute? | |
| Den Ruf nach einem Tibet, in dem Selbstbestimmung und Menschenrechte die | |
| siebzigjährige Unterdrückung ablösen, gibt es weiterhin – er wird vom | |
| chinesischen Staat bloß immer öfter auf „stumm“ geschaltet. Dabei helfen | |
| auch westliche Regierungen und Firmen, den Handelsbeziehungen zuliebe. | |
| Denn Tibet, mit seiner völlig anderen Sprache, Kultur und historisch ganz | |
| eigenen politischen Strukturen, sei ja schließlich ein Teil Chinas. | |
| Tibeter, die das nicht akzeptieren, „verschwinden“ gern mal. | |
| Mit über 80.000 Toten zeigte man damals beim Volksaufstand den Tibetern, | |
| wie chinesisch sie sind. | |
| Der Dalai Lama lebt immer noch im Exil. Und die Tibeter? Die warten immer | |
| noch darauf, dass er zurückkommt. Die kommen ins Gefängnis, wenn sie ein | |
| Bild von ihm zu Hause haben. Und müssen Bilder von Xi und Mao auf ihre | |
| buddhistischen Altäre stellen, um nicht zu vergessen, dass sie den Staat | |
| mehr lieben als ihre eigene jahrtausendealte, einzigartige Kultur. | |
| Man frage sich, was schlimmer ist in Tibet – Coronavirus oder Parteivirus? | |
| 11 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sarah Schäfer | |
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