# taz.de -- Heiligtum in Tibet: Misstrauen nach dem Tempel-Brand | |
> Am Wochenende hat der Jokhang-Tempel in Lhasa gebrannt. Die Ursache ist | |
> unklar. Nun mehren sich die Gerüchte: Verschweigt China etwas? | |
Bild: Spiel mit dem Feuer: Mönche im Jokhang-Tempel entzünden Kerzen aus Yakb… | |
PEKING taz | So viel zumindest ist klar: Brandstiftung war es nicht. Auch | |
verletzt wurde bei dem Brand keiner. Und ein Buddha wurde auch nicht | |
beschädigt. Das berichten übereinstimmend sowohl die chinesischen | |
Staatsmedien als auch die tibetische Exilregierung im indischen Dharamsala. | |
Ansonsten bleiben Ursache und Hintergrund des Feuers im Jokhang-Tempel | |
jedoch unklar. Bei dem Tempel handelt es sich um eine der bedeutendsten | |
Anlagen in Lhasa, der Hauptstadt Tibets. Und weil weder chinesische noch | |
ausländische, geschweige denn tibetische Medien, frei über Vorfälle in | |
Tibet berichten dürfen, ist das Misstrauen vor allem unter Tibetern groß. | |
Verschweigen die chinesischen Behörden etwas? | |
Das Feuer in dem über 1.300 Jahre alten buddhistischen Jokhang-Tempel im | |
Zentrum Lhasas war am Samstagabend ausgebrochen. Nur wenige Minuten später | |
waren in den chinesischen sozialen Medien [1][Videoaufnahmen] zu sehen, die | |
zeigten, wie das Dach von einem der Gebäude lichterloh brannte. Wie Chinas | |
amtliche Nachrichtenagentur [2][Xinhua berichtet], konnte das Feuer | |
„schnell gelöscht“ und ein Übergreifen auf andere Gebäude verhindert | |
werden. Braundursache und Ausmaß der Schäden wurden aber nicht genannt. | |
Bis die Ursache des Feuers genannt wird, könne er keine Bewertung abgeben, | |
[3][sagt Karma Gelek Yuthok], Kultur- und Religionsminister der tibetischen | |
Exilregierung. Es sei jedoch beunruhigend zu erfahren, dass ein solch | |
tragischer Unfall sich ausgerechnet im Jokhang-Tempel abspielt, einer der | |
heiligsten Stätten in Tibet . | |
## Tempel war Ausgangspunkt von Protesten | |
Der Jokhang-Tempel ist UNESCO-Weltkulturerbe und wurde im siebten | |
Jahrhundert erbaut. Er gehört zu den bedeutendsten Pilgerstätten der | |
tibetischen Buddhisten. Seidem China 1950 in Tibet einmarschiert ist und es | |
besetzt hält, ist es immer wieder zu Protesten der Tibeter gegen die | |
Besatzer gekommen. Der Jokhang-Tempel war mehrfach Ausgangspunkt dieser | |
Proteste. Der chinesischen Staats- und Parteiführung sind diese Proteste | |
ein Dorn im Auge. Deshalb gehört die Anlage im Zentrum Lhasas zu den am | |
schärfsten bewachten Gebäuden der Stadt. | |
Vor diesem Hintergrund mehren sich in Chinas sozialen Medien die Stimmen | |
derer, die sich wundern, warum die genaue Ursache des Brandes nicht genannt | |
worden ist. Viele vermuten, die chinesischen Behörden würden etwas | |
vertuschen. Ausführliche Berichte über den Brand gab es in den chinesischen | |
Staatsmedien keine, allzu kritische Einträge waren nach nur wenigen Minuten | |
im Internet nicht mehr zu finden. Das legt den Verdacht nahe, dass die | |
Zensur mal wieder zugeschlagen hat. | |
Fakt ist jedoch auch, dass viele der alten tibetischen Anlagen den | |
aktuellen Brandschutzbestimmungen nicht standhalten. Die Altäre und Statuen | |
sind oft aus Holz, die heiligen Räume mit Tüchern und Teppichen behangen. | |
Überall brennen Kerzen, die Mönche und Nonnen aus Yakbutter geformt haben. | |
Chinas Regierung verbietet es westlichen Journalisten seit nunmehr fast | |
zehn Jahren, auf eigene Faust nach Tibet zu reisen. Gesicherte | |
Informationen sind deswegen kaum zu bekommen. | |
19 Feb 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=-lAasn-n8_k | |
[2] http://www.xinhuanet.com/english/2018-02/17/c_136982222.htm | |
[3] http://www.scmp.com/news/china/society/article/2133835/main-chapel-unaffect… | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
## TAGS | |
Tibet | |
China | |
Tibet | |
Schwerpunkt Facebook | |
Fußball | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Seit 70 Jahren besetzt: Der Ruf „Free Tibet!“ wird leiser | |
Vor 61 Jahren begann der Volksaufstand in Tibet, den China brutal | |
niederschlug. Der Ruf für ein freies Tibet wird von China immer öfter | |
unterdrückt. | |
Debatte Facebook und Chinas Zensur: Der Preis ist zu hoch | |
Facebook will sich 700 Millionen potenzielle Nutzer in China nicht entgehen | |
lassen. Das Netzwerk muss sich deshalb den dortigen Behörden fügen. | |
Kolumne Pressschlag: You’ll never Wok alone | |
Jetzt mischt auch der DFB im Tibet-Konflikt um die U20-Nationalelf Chinas | |
mit – als Hüter der Meinungsfreiheit. Echt jetzt? |