| # taz.de -- Chinesischer Außenminister in Berlin: Kein freundlicher Empfang | |
| > Der Besuch von Wang Yi in Deutschland wird von Protesten gegen | |
| > Menschenrechtsverletzungen begleitet. Auch Heiko Maas spart nicht mit | |
| > Kritik. | |
| Bild: Vor dem Auswärtigen Amt demonstrierten am Dienstag Aktivist*innen gegen … | |
| Berlin taz | Nathan Law führt am Dienstagvormittag den Protest vor dem | |
| Auswärtigen Amt an. Der 27-jährige Aktivist und Ex-Parlamentarier aus | |
| Hongkong ist aus seinem britischen Exil nach Berlin angereist. „Fight for | |
| freedom!“, ruft er dort ins Mikrofon. „Fight for freedom!“, antworten die | |
| rund 200 Demonstrant*innen hinter ihm. Viele von ihnen – mit Mundschutz | |
| aber ohne Sicherheitsabstand – tragen die blau-weißen Fahnen der | |
| uigurischen Unabhängigkeitsbewegung. Andere haben Tibet-Fahnen oder Symbole | |
| der Hongkonger Demokratiebewegung dabei. | |
| Der Anlass für den Protest: Der chinesische Außenminister Wang Yi ist in | |
| Deutschland zu Gast. Schon seit Tagen reist Wang durch Europa, vor seinem | |
| Abstecher nach Berlin war er schon in Italien, Frankreich, Norwegen und den | |
| Niederlanden. Die chinesische Regierung, mit den USA im Clinch, will | |
| zumindest zu den Europäern weiterhin gute Beziehungen pflegen und die | |
| wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter ausbauen. | |
| Aber wohin Wang auch kommt: Proteste gegen [1][Pekings antidemokratisches | |
| Vorgehen in Hongkong], gegen die Internierung von Uigur*innen und andere | |
| Menschenrechtsverletzungen begleiten ihn auf dieser Reise. | |
| Der Hongkonger Aktivist Nathan Law hatte den deutschen Außenminister Heiko | |
| Maas (SPD) vor dem Wang-Besuch in einem Brief darum gebeten, eine Reihe von | |
| Maßnahmen in die Wege zu leiten. Unter anderem fordert er individuelle | |
| Sanktionen gegen chinesische Regierungsvertreter*innen, die für | |
| Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. | |
| ## Unterstützung aus dem Bundestag | |
| Unterstützung erhält er aus dem Bundestag. Die | |
| Menschenrechtspolitiker*innen Margarete Bause (Grüne), Michael Brand | |
| (CDU) und Gyde Jensen (FDP) forderten Maas – ebenfalls in einem Brief – | |
| dazu auf, mit Wang „Klartext“ zu reden. Nur die Linke wiegelt ab: Die | |
| Partei begrüße das Treffen von Maas mit seinem chinesischen Amtskollegen, | |
| heißt es in einer Pressemitteilung der Abgeordneten Sevim Dağdelen. | |
| Sanktionen seien falsch, Differenzen müssten im Dialog geklärt werden. | |
| An wen sich Maas schließlich hielt? Mit Kritik an der chinesischen | |
| Regierung spart er während der gemeinsamen Pressekonferenz nach seinem | |
| Treffen mit Wang nicht. Die europäischen Sorgen über die Auswirkungen des | |
| neuen chinesischen Sicherheitsgesetzes seien „bisher nicht ausgeräumt“, | |
| sagt der SPD-Politiker. Konsequenzen habe die Bundesregierung bereits | |
| ergriffen, unter anderem, in dem sie Auslieferungen an Hongkong ausgesetzt | |
| hat. | |
| Er spricht aber auch von positiven Signalen: [2][Der deutsch-chinesische | |
| Menschenrechtsdialog], seit 1999 jährlich durchgeführt, zuletzt aber | |
| ausgefallen, werde schon kommende Woche wieder aufgenommen, kündigt Maas | |
| an. Außerdem habe er von Wang eine „Bereitschaft dazu gehört“, künftig | |
| einer UN-Beobachtermission Zugang zu den Internierungslagern für | |
| Uigur*innen zu gewähren. | |
| Der chinesische Außenminister selbst gibt sich da zugeknöpfter. Unter | |
| Partnern könne man alles offen thematisieren, sagt Wang zwar. Er wiederholt | |
| aber auch immer wieder, dass sich das Ausland in „interne Angelegenheiten“ | |
| der Volksrepublik nicht einzumischen habe. Ob Hongkong oder die | |
| Uigur*innen: Beides falle „unter die Kategorie China-interne | |
| Angelegenheiten“. | |
| Das klingt zwar etwas freundlicher als in den letzten Tagen, als er | |
| mehreren europäischen Regierungen Konsequenzen für Kritik androhte. Von | |
| Zugeständnissen ist Wang in Berlin trotzdem weit entfernt. | |
| 1 Sep 2020 | |
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| [1] /Pekings-Sicherheitsgesetz-in-Hongkong/!5698065 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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